Insgesamt haben 45 Firmen bei der Studie mitgemacht. Was genau dabei herauskam und wie das Modell der Vier-Tage-Woche bei uns in Deutschland funktioniert hat, erzählt uns Dr. Felix Hoch von der Universität Münster. Er hat die Studie wissenschaftlich begleitet.
Mehr Produktivität dank Vier-Tage-Woche?
SWR1: Ein Ergebnis der Studie ist, dass bei weniger Arbeitszeit die Produktivität ansteigen kann. Wie kann das funktionieren?
Dr. Felix Hoch: Produktivität ist ja das Verhältnis von Input und Output. Was die meisten Unternehmen uns gesagt haben ist, dass sie immer noch dasselbe schaffen. Das passiert, indem man bestimmte Maßnahmen einleitet. Viel geht es darum, unnötige Zeit zu kürzen, ganz viel bei Meetings, aber auch, was Ablenkung und so weiter angeht.
Aber auch spezifische Maßnahmen wie Fokuszeiten einführen, also wirklich konkrete Zeiten, in denen man "Deepwork"-Phasen hat, in denen man konzentriert arbeitet, ohne abgelenkt zu werden.
SWR1: Und da sind nicht irgendwo 200 Überstunden versteckt worden?
Hoch: Nein, genau. Es hat uns fast schon ein bisschen überrascht, wie gut die Arbeitszeitreduzierung funktioniert hat. Und dann ist es auch nicht so, dass das bei Überstunden aufgefangen wird. Das war auch eine große Sorge am Anfang. Die Überstunden sind sogar auch gesunken.
Das macht die deutsche Studie so besonders
SWR1: Was ist der wesentliche Unterschied zur britischen Studie? Was haben Sie anders gemacht?
Hoch: Es gab nicht nur die britische Studie, sondern es gab schon ein paar Studien international. In den USA gab es auch schon eine, in Australien gab es eine oder die in Island. Ein großer Punkt ist, dass die anderen Studien hauptsächlich mit Fragebögen gearbeitet haben. Wir haben noch sehr viel mehr, als andere Studien das gemacht haben, qualitative Daten einbezogen.
Das heißt Interviews, wir sind wirklich in die Unternehmen gefahren und haben mit den Leuten vor Ort geredet. Und was auch noch sehr cool ist, ist, dass wir objektive Daten für Stress haben, die wir mit Smartwatches, also mit Trackern aufgezeichnet haben. Für Stress, für körperliche Aktivität, aber auch für Schlaf.
Stresslevel an freien Tagen geringer
SWR1: Kritiker sagen, die Gefahr wäre hoch, dass Angestellte Pausen ausfallen lassen, um ihr Soll zu schaffen. Besteht da die Gefahr, dass man sich übernimmt?
Hoch: Das haben wir uns auch gefragt. Wir haben jetzt nichts zu gefunden, dass Mitarbeitende das berichtet hätten. Was wir aber sehen, das ist das Coole an diesen Stresslevel-Daten über die Uhren, wir sehen, dass am Wochenende und am zusätzlichen freien Tag das Stresslevel dann wirklich signifikant geringer ist. Unter der Woche ist es aber nicht signifikant höher.
SWR1: Was machen die 45 Firmen jetzt mit ihren Erfahrungen?
Hoch: Die meisten, also 70 Prozent, machen in irgendeiner Form weiter. Aber 20 Prozent haben schon gesagt, für uns ist das nichts. Das hat aus welchen Gründen auch immer nicht funktioniert. Also auch da ist es jetzt nicht so, dass das das Allheilmittel ist, sondern man muss schauen, dass es auch zur Situation passt.
Weitere Informationen findet ihr auf der offiziellen Homepage der Studie.