Wir haben mit dem Mainzer Virologen Professor Bodo Plachter über den aktuellen Stand der Dinge gesprochen.
SWR1: Wird es denn wieder so schlimm wie in den vergangenen Jahren?
Prof. Bodo Plachter: Nein, ich denke, die Situation hat sich entspannt. Wir wissen natürlich nicht, wie sich die Coronawelle oder auch die Influenzawelle in diesem Winter darstellen wird. Aber es wird sicherlich nicht so sein wie in den ersten Wintern mit Corona, wo ja viele zu Hause bleiben mussten. Das hängt von vielen Faktoren ab. Die lassen sich im Oktober noch nicht wirklich vorhersagen.
SWR1: Können Sie sagen, wie die Verläufe dieser neuen Corona-Variante sind?
Plachter: Bislang gibt es keine Hinweise darauf, dass diese neuen Varianten, die ja immer wieder auftauchen, sich im Krankheitsverlauf von den bisherigen Varianten unterscheiden. Also sie machen nicht schlimmer krank. Es gibt einzelne Berichte, dass sich die Symptomatik so ein bisschen ändert.
SWR1: Sollten wir uns wieder auf tägliche Tests einstellen?
Plachter: Ich glaube, im Augenblick ist da keine Notwendigkeit, sich täglich zu testen. Und im Augenblick hat ja ein positiver Test nicht notwendigerweise die Konsequenzen wie früher, wo man dann zu Hause in Quarantäne bleiben musste.
SWR1: Warum bleibt man eigentlich nicht mehr zu Hause, wenn man Corona hat? Warum ist das alles nicht mehr so tragisch, wie das früher war?
Plachter: Es ist grundsätzliche so: Wer krank ist, sollte natürlich zu Hause bleiben und nicht zur Arbeit oder in die Schule gehen. Und wenn man nicht erkrankt ist, dann bleibt man ja normalerweise auch nicht zu Hause. Wir haben natürlich jetzt eine andere Situation als früher. Viele sind geimpft, viele haben auch schon Corona durchgemacht. Das heißt, die Immunitätslage, wenn man so möchte, die Abwehrlage in der Bevölkerung, ist eine viel bessere als noch vor einem oder vor allem vor zwei Jahren. Von daher wird natürlich vieles verhindert, was noch vor zwei Jahren nicht zu verhindern war.
SWR1: Sollten wir die FFP2-Masken wieder startklar machen?
Plachter: Jeder muss selber wissen, ob er sich möglicherweise besser schützen möchte. Zum Beispiel im Bus oder unter anderen Bedingungen. Aber das ist jetzt jedem selber überlassen, wenn es nicht in bestimmte Bereiche geht, wie zum Beispiel im Krankenhaus.
SWR1: Wann ziehen Sie beispielsweise eine FFP2-Maske auf, wenn es nicht gerade im Krankenhaus ist?
Plachter: Ich eigentlich gar nicht im Augenblick. Man wird nicht vollständig verhindern können, Kontakt mit Menschen zu haben, die mit Corona, aber auch mit anderen Erregern infiziert sind. Das heißt also, ich nutze die Maske derzeit eigentlich nur in bestimmten Bereichen im Krankenhaus.
Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.