Über Millionen von Jahren ist der Mensch mit Farben aufgewachsen. Er hat seine Erfahrungen gemacht und weiß, welche Farben welche Situationen signalisieren. So haben unsere Vorfahren bereits festgestellt, dass man im Herbst noch einmal groß ernten kann, bevor der Winter kommt. Die bunten Früchte signalisieren, es gibt jetzt noch ein letztes Mal viel Nahrung.
Das Verknappungsprinzip
Aber auch auf allgemeinerer Ebene üben herbstliche Landschaften eine starke Anziehungskraft auf uns aus, wie Psychologin Felicitas Heyne erklärt. Wir haben das Bedürfnis, die Herbstfarben besonders bewusst zu erleben. Das liegt daran, dass wir Dinge als besonders wertvoll wahrnehmen, wenn sie nur für eine kurze Zeit verfügbar sind. Dieses Phänomen nennen Psychologen das "Verknappungsprinzip".
Warme Farben sind gut für die Psyche
Laut Harald Braem, Professor für Design und Farbexperte, wirken warme Farben dadurch sehr positiv auf unsere Psyche. Sie vermitteln uns eine innere Wärme. Die Farbtöne wirken wie eine Sicherheit, dass wir uns noch ein letztes Mal mit Licht und Wärme aufladen können, bevor es in die kalte Jahreszeit geht.
Beispielsweise kann die Farbe Braun einen beruhigenden Effekt auf uns haben, wie Psychologin Felicitas Heyne anmerkt. Braun steht für Erde und Stabilität und hilft uns, ruhiger zu werden in einer Jahreszeit, in der die Zeichen auf Vergänglichkeit und Wandel stehen.
Wie warme Farbtöne unseren Körper und unsere Psyche beeinflussen
Die warmen Farbtöne signalisieren unseren Körpern aber nicht nur, dass es etwas zu essen gibt. Sie haben unseren Vorfahren schon gezeigt, dass Früchte süß und nahrhaft sind. Bereits frühe Menschenaffen konnten den Unterschied zwischen den Farben erkennen und daraus erkennen, welche Sorten reif waren.
Andererseits kann uns die rote Farbe auch Gefahr signalisieren und an unsere Erfahrungen mit Feuer, Vulkanausbrüchen oder auch Blut erinnern. Der Farbton erregt uns Menschen, denn die Farbe Rot ist ein Eye-Catcher, eine Farbe, die ins Auge springt und uns auf Dinge aufmerksam macht: Achtung, da ist was los!
Herbst- und Winterdepression – saisonale Effekte auf die Psyche
Doch der Herbst kann sich auch von einer anderen Seite zeigen. Die Tage werden kürzer, feuchte Nebel ziehen auf und das Wetter wird "ungemütlich". Ist da trotz der vielen bunten Blätter nicht schnell eine Herbstdepression vorprogrammiert? Auf jeden Fall, meint Professor Braem. Die farblose Dunkelheit beeinflusse unser Befinden sehr stark. Der Körper leide öfter an Dopaminmangel – und unser Vorrat an Glückshormonen schwindet.
Was tun gegen den Herbstblues?
Die Tage werden kürzer, es wird kühler, mieses Wetter, all das kann auf die Stimmung drücken. Was gegen Herbstblues hilft und wann man von Depressionen spricht, lesen Sie hier.
Was hilft gegen die saisonale Herbst- und Winterdepression?
Unser Körper braucht von Zeit zu Zeit Licht, ansonsten sinkt unsere Laune schnell in den Keller. Wenn die Sonne sich partout nicht zeigen will, können Tageslichtlampen helfen. Die kann man beispielsweise morgens während des Frühstücks anschalten und so ein bisschen "Licht tanken".
Den Herbst in den Winter mitnehmen
Felicitas Heyne rät dazu, sich etwas von den positiven Herbstfarben in den Winter mitzunehmen. Sie schlägt vor, eine Jacke oder einen Schal in einer dieser schönen Herbstfarben zu kaufen oder beim nächsten Spaziergang buntes Laub oder einen Zweig mit Hagebutten als Dekoration für zuhause zu sammeln. Diese Elemente können helfen, die Stimmung auch während der dunkleren Monate aufzuhellen.
Ansonsten empfiehlt Professor Braem für einige Stunden pro Tag eine orange- oder gelbgetönte Brille zu tragen. Damit sieht der Alltag schon gleich wieder viel freundlicher aus.