Wie, das zeigen die Moorschützer vom NABU Baden-Württemberg. Im Projekt "Naturvielfalt Westallgäu" - gefördert vom "Bundesprogramm Biologische Vielfalt" - kümmern sie sich um die Renaturierung von Mooren.
Und das ist nur das Wasser, das das Torfmoos aufnimmt. Der meterdicke Torf unter dem Torfmoos kann auch noch große Mengen Wasser speichern. Dadurch wird das Wasser in der Fläche gehalten und fließt nur langsam ab. Das entlastet Bäche und Flüsse, die dann weniger stark anschwellen.
Moore als großer Wasserspeicher entlasten Bäche und Flüsse
Dass Moore so viel Wasser speichern können, hat man in einem anderen Moor kürzlich sogar ganz bewusst ausgenutzt: Wegen des vielen Regens hat das Allgäuer Flüsschen Eschach sehr viel Wasser geführt – eine Bedrohung für die Stadt Leutkirch. Als das Hochwasser-Rückhaltebecken voll war, wurden automatisch – wie für solche Fälle geplant - fast 5 Millionen Kubikmeter Wasser in ein nahes Moor geleitet: das Naturschutzgebiet Taufach-Fetzach-Moos.
Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mussten dort einen aufgeweichten Damm sichern. Wenn der Damm nicht gehalten hätte, wäre das für Leutkirch eine Katastrophe gewesen.
So hat der Hochwasserschutz funktioniert Stadt Leutkirch bleibt von den Wassermassen verschont
Das Hochwasserrückhaltebecken Urlau im Allgäu hat in den vergangenen Tagen die Stadt Leutkirch vor den Wassermassen geschützt. Trotzdem gab es problematische Momente.
Hochwasser-Flutung von Mooren nicht unproblematisch
NABU-Biologe Siegfried Kehl sagt, er freue sich, dass das Hochwasser bei Leutkirch verhindert wurde. Gleichzeitig mache er sich Sorgen um die Hochmoor-Flächen im gefluteten Naturschutzgebiet. Den seltenen Pflanzen dort könnten die zusätzlichen Nährstoffe schaden. Die Eschach, meint er, bräuchte eigentlich schon VOR dem Rückhaltebecken und vor Leutkirch mehr Platz in der Aue.
Moore sind auch eine Versicherung gegen Dürre
Die Umgebung von Mooren ist oftmals lange Zeit noch feucht, während andere Wiesen in Trockenperioden schon austrocken - der Grund: die Moore stellen noch eine gewisse Restfeuchte zur Verfügung. Und: Bei großer Hitze wirken Moore wie Klimaanlagen. Wenn Wasser verdunstet, kühlt das die Umgebung.
Intakte Moore puffern also die Extreme ab. Das Problem: Die meisten Moore in Deutschland wurden entwässert, zum Beispiel um die Flächen als Wiesen zu nutzen – oder um Torf zu stechen. Auch am Blindele See wurde lange Torf gestochen.
Kohlenstoffemission und Artensterben Deshalb sind Moore wichtig für den Klimaschutz
Nur noch drei Prozent der Moorfläche ist übrig. Viele Arten sterben und der CO2 Ausstoß ist um ganze fünf Prozent angestiegen. Deshalb sollen die Moore nun wiedervernässt werden.
Trockengelegte Moorböden setzen große Mengen Klimagase frei.
Viele Niedermoorböden im Allgäu sind trockengelegt worden, um sie als Wiesen nutzen zu können. Deshalb setzen sie große Mengen an Klimagasen frei - "etwa 30 Tonnen CO2-Äquivalente pro Hektar und Jahr", so das Greifswald Moor Centrum.
Außerdem sind sie nicht, wie ein intaktes Moor, ein guter Hochwasserschutz: Bei Starkregen leiten die Entwässerungsgräben das Wasser schnell aus den Wiesen in sowieso schon übervolle Bäche und Flüsse. Trotzdem werden im Allgäu die Gräben auf Niedermoorböden jedes Jahr frei gebaggert, klagt Naturschützer Kehl. Das hat Folgen.
Das Ganze ist ein Teufelskreis, findet Siegfried Kehl, denn irgendwann sei kein Boden mehr da.
Moorschutzkonzeption: So will das Land Baden-Württemberg seine Moore schützen
Darum sollten Moore wieder renaturiert werden
All das sind gute Gründe, Moore wieder zu "vernässen". Wenn's gut läuft, bildet sich sogar neuer Torf. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist "Wiedervernässung" allerdings besonders schwierig, weil die Bäuer:innen alternative Einkommensquellen brauchen. Im NABU-Projekt Naturvielfalt Westallgäu dagegen gibt es etliche Moorflächen, die Staatswald sind und zu "Forst BW" gehören – so auch am Blindele-See. Aber auch hier müssen einzelne Landeigentümer überzeugt werden, ihre Flächen im Moor zu verkaufen oder zu tauschen.
Wenn der Blindele See erstmal renaturiert ist, so hofft Siegfried Kehl, tauchen vielleicht auch wieder Arten auf, die schon verschwunden sind: zum Beispiel die Kreuzotter oder verschiedene Libellen.