Feuchtgebiete - ein Lebensraum für viele Tiere
Die Rheinauen zwischen Eltville und Bingen sind seit 1976 Ramsar-Schutzgebiet. Damals ist Deutschland als elfter Staat dem Ramsar-Abkommen beigetreten. In den 600 Hektar großen Rheinauen überwintern Schell- und Reiherenten. Haubentaucher; Kormorane, Graureiher und Graugänse sind das ganze Jahr über dort. Manchmal werden sogar wieder Weißstörche gesichtet. Die Rheinauen sind eines von 34 Ramsar-Schutzgebieten in Deutschland.
In Baden-Württemberg ist das Wollmatinger Ried am Bodenseeufer westlich von Konstanz das größte Ramsar-Schutzgebiet. Über 290 Vogelarten wurden in dem knapp 800 ha großen Schutzgebiet gezählt, 330 Großschmetterlingsarten und 50 Libellenarten. Im Herbst rasten hier große Gruppen von 20.000 bis zu 40.000 Wasservögeln gleichzeitig. Auch die Pflanzenwelt ist wertvoll und vielfältig im Wollmatinger Ried.
Hintergrund ist die Ramsar-Konvention
Die Ramsar-Konvention ist ein Übereinkommen zum Schutz der Feuchtgebiete. Deutschland hat das Ramsar-Abkommen 1976 ratifiziert und bis heute haben 171 Staaten weltweit diese Konvention unterzeichnet. Die Vorgaben sind hoch: Alle 171 Länder, die bisher unterzeichnet haben, müssen mindestens ein schützenswertes Feuchtgebiet in ihrem Hoheitsgebiet ausweisen. Damit verpflichten sie sich, diese Gebiete zu schützen und zu erhalten.
Montreux-Liste für Gebiete mit verstärktem Handlungsbedarf
Wenn ein Ramsar-Naturschutzgebiet ökologisch Schaden nimmt, beispielsweise durch Industrieabwässer oder intensive Landwirtschaft, dann kommt es auf eine Art Rote Liste – die sogenannte Montreux-Liste. Auf dieser bleibt es dann so lange, bis die hohen Standards wieder erfüllt werden.
Derzeit ist kein einziges deutsches Ramsar-Gebiet auf der aktuellen Montreux-Liste. Andere Länder wie Griechenland und der Iran sind jeweils mit etwa einem halben Dutzend Feuchtgebieten vertreten, die sich in ihrer ökologischen Qualität stark verschlechtern, obwohl sie den Ramsar-Schutzstatus haben. Aber auch Dänemark und das Öko-Vorzeigeland Costa Rica sind auf der Montreux-Liste vertreten. Das bedeutet: Nicht alle Staaten erfüllen die Verpflichtung durch die Ramsar-Konvention gewissenhaft.
In Deutschland besteht Nachholbedarf
Das Ramsar-Abkommen geht im Grundsatz sogar noch weiter. Es nimmt die Vertragsstaaten auch für alle ihre anderen Feuchtgebiete in die Pflicht, nicht nur für die offiziell gemeldeten. Und da gibt es viel Nachholbedarf, auch bei uns.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND bemängelt, dass entlang der Flüsse bereits zwei Drittel der natürlichen Auen Baugebieten und Straßen weichen mussten. Ihre Rolle als natürliche Rückhalteräume bei Überflutung und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen können sie so nicht mehr erfüllen.
Außerdem klagt der Naturschutzbund NABU: Viele Moore in Deutschland würden entwässert und Vogelarten wie der Goldregenpfeifer können dort nicht mehr brüten. Bundes- und Landesregierungen müssen viel mehr tun, um die Lebensräume in den Auen und den Mooren zu erhalten, fordern die Umweltschützer. Und so kann man am 50. Jahrestag der Ramsar-Konvention bilanzieren: Die Absicht, die Feuchtgebiete weltweit zu schützen ist zwar lobenswert, es bleibt aber auf diesem Weg noch viel zu tun.