Kloster Maulbronn ist UNESCO Weltkulturerbe
Das Kloster in Maulbronn ist weltweit bekannt und ein Touristenmagnet. Den Faustturm, einen Sandsteinturm mit Fachwerkaufbau ganz am östlichen Rand der Klosteranlage, kennt aber fast keiner. Für die Öffentlichkeit ist er nicht zugänglich. Aber wenn der Ephorus, der Leiter des evangelischen Stifts im Kloster, den einzigen Schlüssel herausholt, dann steht dem Aufstieg in geschichtsträchtige Höhen nichts mehr im Weg.
Schon im Garten des mächtigen Ephoratsgebäudes beginnt eine andere Welt: Zierbeete, Obstbäume und im waldigen Teil, dicht an der Wehrmauer: der Turm. Die schwere Holztür ist verdeckt von einem Gingko-Baum, an dem eine Schaukel baumelt. Mit Ephorus Gerhard Keitel steigt Petra Wilhelm im runden, 1604 angebauten Treppentürmchen nach oben und erhascht alle paar Meter durch die Butzenscheiben einen Blick auf Kloster und Garten.
Ein wehrhafter Turm mit An- und Aufbau
Ein Stück weiter oben führt eine Tür hinaus auf die Wehrmauer und nach zwei Schritten hinein in den alten Turm aus Buckelquadern, dunkel und kalt. Im Boden eine Falltür. »Die führt dann weiter in eine Treppenanlage mit steilen Leitern - da waren dann früher die Soldaten, die das Kloster bewacht haben«, erklärt Gerhard Keitel. 1504 nahm Herzog Ulrich von Württemberg das Kloster trotzdem ein.
Doktor Faust und das Gold von Maulbronn
Wenig später soll Doktor Faust, der Namensgeber des Turms, hier gewirkt haben: ein Alchimist aus dem benachbarten Knittlingen, der hier versucht haben soll, Gold zu fabrizieren. Im Auftrag von Abt Entenfuß, einem Prasser vor dem Herrn.
Es geht weiter nach oben, in den später entstandenen rechteckigen Fachwerkaufbau - den Sehnsuchtsort von SWR1 Redakteurin Petra Wilhelm.
Gerhard Keitel spricht vom sogenannten Lustzimmer, einem ca. 25 m² großen Raum. Eine lange Eckbank steht da, ein ebenso langer Tisch, ein Kamin mit Holzscheiten. Und: was für ein Blick durch die vier großen Butzenfenster:
Lust-Türmchen im Kloster?
Bis heute halten sich Geschichten, was denn so alles im Faustturm passiert ist - oder sein könnte. Nicht nur zum Jagen soll Herzog Ulrich von Württemberg hierher gekommen sein. Auch so manche Liebelei soll auf dem Turm stattgefunden haben.