Mein Sportmoment 2022 | Skilanglauf

"Hast denn du die Pfanne heiß?": Jens-Jörg Riecks goldener Sportmoment des Jahres

Stand
Autor/in
Leon Sander

"Hast denn du die Pfanne heiß?", kommentierte SWR-Reporter Jens-Jörg Rieck das deutsche Gold im Damensprint bei Olympia 2022. Der Spruch und das Finale sind Kult. Sein Sportmoment des Jahres.

Es war ein Herzschlagfinale um die olympische Goldmedaille in Peking. Die deutsche Langläuferin Victoria Carl lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Russland und Schweden im Teamsprint der Frauen. Auf der Zielgeraden ist sie noch Dritte – und ihre Chancen stehen vermeintlich schlecht. "Schweden ist vorn mit der Olympiasiegerin. Mit Sundling. Sie ist die beste Sprinterin" beschreibt Live-Kommentator Jens-Jörg Rieck die Konkurrenz noch relativ ruhig.

Doch Carl wagt einen letzten Angriff und mobilisiert all ihre verbliebene Kraft. Reporter Rieck lässt sich von Carls Einsatz mitreißen und schlägt auf den Tisch vor ihm: "Und jetzt tritt Victoria Carl an. Ich fasse es ja nicht, ich fasse es ja nicht. Komm, schieb das Ding weiter!". Und Carl schiebt das "Ding" weiter und sich selbst kurz vor dem Ziel vor die Olympiasiegerin. Rieck schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen: "Deutschland oder Schweden, Schweden oder Deutschland! Es sind noch 50 Meter!" Ekstatisch fährt Rieck auf seinem Stuhl hin und her: "Ja, hast denn du die Pfanne heiß? Hast du denn die Pfanne heiß? Es ist Gold! Es ist Gold. Ich fass es nicht". Der Goldschrei ist dabei fast nicht zu verstehen, Rieck schreit vor Anspannung in seine Moderationskarten.

Die heiße Pfanne wird berühmt

Victoria Carl und Katharina Hennig haben Gold gewonnen – und Jens-Jörg Rieck einen Platz unter den legendären Kommentatoren im Wintersport. "Das 'Hast du denn die Pfanne heiß' ist wohl jetzt das 'Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen' für den Langlauf", schrieb ein Twitter-User nach dem Finale.

Katharina Hennig (l.) umarmt die erschöpft am Bodenliegende Victoria Carl (r.).
Katharina Hennig (l.) und Victoria Carl (r.) nach dem gewonnen Sprintfinale.

"Das war so unprofessionell"

Jens-Jörg Rieck hat eigentlich schon alles gesehen und kommentiert im Sport. Seit 1991 arbeitet der 59-jährige als Sportreporter für die ARD und den SWR, die olympischen Winterspiele 2022 waren seine sechsten. Dennoch ließ ihn das Herzschlagfinale für einen Moment all seine Erfahrung vergessen und zum Fan werden: "Es ist keinem Nachwuchsreporter zu empfehlen, dass man sich am Ende auf die eigene Hand legt. Man versteht ja gar nichts. Das war so unprofessionell, sich da draufzulegen", nimmt sich Rieck im Interview mit der SWR-Landesschau selbst auf die Schippe.

Doch diese ehrliche Freude kam an. Die Zuschauer waren begeistert von Riecks Begeisterung. Der Clip wurde Kult, die heiße Pfanne zum geflügelten Wort. Den Hype um seinen Emotionsausbruch beschreibt Rieck im Landesschau-Interview so: "Es war überwältigend. Ich habe ja doch schon das eine oder andere kommentieren dürfen. Und es war eine Wucht, die ich nicht erwartet hatte."

Rieck bekommt Pfannen - und eine Rolex?

Wo Rieck die heiße Pfanne hergenommen hat, weiß er selbst nicht so genau: "Die Erklärung ist schwer. Es war ein Geschenk und ich habe es irgendwie angenommen." Geschenke konnte er in der Folge einige annehmen, als Anerkennung für seinen Geistesblitz bekommt Rieck noch heute regelmäßig Pfannen geschenkt. Unter anderem bei der Sportlerwahl des Jahres, beim Sportpresseball oder in der Alten Oper in Frankfurt: "Ein Ort, wo normalerweise keine Pfannen überreicht werden", kommentiert Rieck süffisant seine neuen Kochutensilien.

Jens-Jörg Rieck steht im Anzug auf einer Bühne. In der linken Hand hält er den PEGASOS-Preis, mit der rechten Preis nimmt er eine Pfanne entgegen.
Jens-Jörg Rieck (m.) erhält beim Sportpresseball für seinen Live-Kommentar zum Damensprint Finale mal wieder eine Pfanne.

Auch Victoria Carl und Katharina Hennig haben Rieck eine neue Kücheneinrichtung zu verdanken: "Die bekamen im zweistelligen Bereich Pfannen überreicht. Mit eingravierten Namen". Deswegen hat sich Jens-Jörg Rieck schon überlegt, wie er seinen nächsten großen Sportmoment kommentiert: "Hast du denn die Rolex um?". Vielleicht wird das dann sein Sportmoment des Jahres 2023.  

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Leon Sander