Der Qualifikationskrimi um das letzte Olympia-Ticket für die deutschen Turnerinnen nähert sich seinem finalen Showdown. Die 30-jährige Elisabeth Seitz, die sich selbst als "Turn-Oma" bezeichnet, tritt dabei gegen ihre erst 16 Jahre alte Klubkollegin Helen Kevric vom MTV Stuttgart an.
Am 22. Juni findet das spannende Turnspektakel in Rüsselsheim statt. Wer den letzten Startplatz für die Olympischen Spiele im Sommer in Paris bekommt, bestimmt der Deutsche Turner-Bund (DTB) nach dem Wettkampf.
Helen Kevric ist Olympia ein Stück näher
Aktuell hat die 16-jährige Aufsteigerin Helen Kevric die Nase ein Stück weiter vorn. Nach dem DTB-Ranking, welches die Final-Resultate der vergangenen WM als Maßstab hat, würde Kevric mit ihrer Mehrkampf-Wertung Rang vier belegen, Seitz mit ihrer Wertung am Barren den fünften Platz. Bei einer Ranggleichheit hat der Mehrkampf allerdings eine größere Bedeutung.
Das Zwischenergebnis kann sich mit Blick auf das Turnevent in Rüsselsheim aber schnell ändern, der Rückstand zwischen den beiden Sportlerinnen "ist ein Zehntel und ein bisschen“, sagt Bundestrainer Gerben Wiersma.
Turnen | Deutsche Meisterschaft Elisabeth Seitz wehrt sich gegen Wut-Kommentare im Internet
Elisabeth Seitz ist im Rennen um das letzte Olympia-Ticket einen Hauch hinter ihrer Konkurrentin Helen Kevric. Zuletzt hatte sie die Qualifikations-Kriterien kritisiert und dafür offensichtlich Ärger in den sozialen Medien bekommen.
Seitz äußerte zuletzt Kritik an den Auswahlkriterien des DTB. Dort würde der Abstand der Noten zu den prognostizierten Medaillenrängen nicht mit in die Bewertung einfließen. Seitz sei den Prognosen zufolge nur haarscharf von einer internationalen Medaille entfernt - und liege dennoch im Rennen um den Startplatz hinten. Auch die Erfahrungen der vergangenen Jahre würden Seitz zufolge nicht ausreichend berücksichtigt werden. Bei vergangenen Olympischen Spielen hatte es keine Mehrkampfmedaillen für Deutschland gegeben. Die Wahrscheinlichkeit, eine Medaille im Einzelgerät zu gewinnen, schätze die Europameisterin von 2022 daher höher ein.
Ihre Ansichten lösten reichlich Kritik in den sozialen Medien aus. Seitz stellte daraufhin klar, dass die Kritik nicht ihrer Vereinskollegin Helen Kevric gegolten habe, sondern lediglich den Auswahlkriterien des DTB. Die Barren-Spezialistin betonte, dass sie Respekt vor der starken Leistung Kevrics im Mehrkampf habe.
Das junge Turntalent Kevric triumphierte zuletzt bei den Deutschen Meisterschaften. Sie gewann in ihrem ersten Jahr bei den Frauen den Titel im Mehrkampf und warf sich damit in Pole Position für das letzte Olympiaticket. Dabei hatte sich die 16-Jährige noch gar nicht voll auf die Sommerspiele konzentriert, der Fokus lag zunächst auf den Deutschen Meisterschaften. Nun werde Kevric aber weiter „hart arbeiten“, denn in Rüsselsheim „muss ich nochmal performen und dann schauen wir, wie es aussieht“, sagte das junge Turntalent.
Elisabeth Seitz ist hoch motiviert
Seitz, die nach ihrer schweren Verletzung im vergangenen Jahr noch im letzten Moment den Olympiastart erturnen möchte, versucht jetzt, „bei Kräften und voll motiviert zu bleiben“. Bei einem Training Anfang September 2023 hatte sich Seitz die rechte Achillessehne gerissen. Erst im April 2024 feierte sie nach langer Reha ihr Comeback auf internationaler Bühne.
Nach langer Verletzungspause Turn-Ass Elisabeth Seitz mit gelungenem Comeback auf internationaler Bühne
Deutschlands Rekordmeisterin Elisabeth Seitz hat sieben Monate nach ihrer schweren Verletzung ein überzeugendes internationales Comeback gefeiert. Sie erhielt am Stufenbarren eine gute Wertung.
„Ich möchte zeigen, dass ich zurück bin, dass ich alles gegeben habe und dass ich bis zum Schluss kämpfe für dieses Olympiaticket“.
Seitz versucht jetzt, die Tage vor dem entscheidenden Wettkampf so normal wie möglich zu gestalten. „Ich versuche, nicht viel anders zu machen, mich gut zu ernähren, gut zu schlafen und dann hoffentlich bereit, fit und vor allem mental in voller Stärke da zu sein“.
Bei den Deutschen Meisterschaften vor etwa zwei Wochen überzeugte Seitz am Stufenbarren und setzte mit ihrem 26. Meistertitel in Deutschland ein Statement in Richtung Olympia-Qualifikation.