Elisabeth Seitz ging in Jesolo, einer Kleinstadt an der italienischen Adria, beim renommierten Turn-Wettkampf "Trofeo Citta di Jesolo" an den Start. Frauen-Cheftrainer Gerben Wiersma hatte die 30-Jährige für ihren ersten Auftritt auf internationaler Bühne seit ihrem Achillessehnenriss vor sieben Monaten nominiert.
Sie sei "absolut zufrieden", teilte Seitz nach ihrer Übung am Stufenbarren, ihrem Lieblingsgerät, auf Instagram mit. Der Wert von 14.000 sei eine tolle Möglichkeit, "sich auf den nächsten sehr aufregenden Monat" vorzubereiten.
Viele Umarmungen für Elisabeth Seitz bei Comeback
Ihr nationales Wettkampf-Comeback hatte Seitz am vergangenen Wochenende beim Bundesliga-Auftakt in Ketsch gefeiert. Es war vor allem eine Bestätigung nach monatelanger Schufterei inklusive erfreulicher emotionaler Ausschläge. "Ich habe extrem viele Umarmungen bekommen. Ich habe gesehen, dass sich andere über meine Rückkehr freuen, und das wiederum hat mich gefreut. Es ist gut zu wissen, dass ich nicht irgendwo in meiner eigenen Turnwelt bin, sondern dass es auch andere freut und berührt."
Vor sieben Monaten hatte die lange und beschwerliche Reise von Elisabeth Seitz begonnen. Sie erinnert noch genau jenen Montag, als sie sich im Training verletzte. "Ich habe beim Absprung gemerkt, wie sich's anfühlt, als würde mir hinten jemand in die Achillessehne hauen", erzählt sie SWR Sport. Seitz, die jede Faser ihres auf Leistung getrimmten Körpers kennt, wusste sofort Bescheid, was passiert war. "Ich landete in Rückenlage, habe sofort angefangen zu weinen und gesagt: Meine Achillessehne ist gerissen."
Aufgeben war keine Option für Elisabeth Seitz
Nach all den Erfolgen war dies der große Rückschlag für die Europameisterin von 2022. Doch für die deutsche Rekordmeisterin stand auch mit 30 Jahren sofort fest: Aufgeben ist keine Option. "Ich werde sagen, wann meine Karriere zu Ende ist. Meine Entscheidung ist, weiter zu kämpfen." Seitz quälte sich durch die Reha. Ihr Ziel: die Teilnahme an ihren vierten Olympischen Spielen in Paris. Sie wusste: "Es wird schwer. Meine Ausgangsposition für die Olympischen Spiele ist schlecht. Die Zeit rennt. Sie wartet nicht auf mich."
Unterstützt von ihren Eltern zeigte die in Heidelberg geborene Seitz am vergangenen Wochenende beim Heimspiel in Ketsch, dass mit ihr zu rechnen ist. Seitz präsentierte ihre Übung am Stufenbarren mit allen Schwierigkeiten, stürzte allerdings beim Jägersalto. "Das ist Turnen, das kann passieren", sagte sie anschließend. "Aber ich bin froh, dass ich es gemacht habe und dass ich so früh eingestiegen bin. So kann ich allmählich zurück in die Routine finden." Und dann legt sich ein breites Grinsen über ihr Gesicht, als sie sagt: "Spaß hatte ich trotzdem".
Trotz Sturz - Elisabeth Seitz freut sich über ihr "schwungvolles" Comeback
Seitz: "Die Reha steht weiter im Vordergrund"
Die Europameisterschaften in Rimini (2. bis 5. Mai) sind für die deutsche Rekordmeisterin noch kein Thema. "Der Hauptplan ist immer noch, meine Reha fertig zu machen. Alles, was wettkampftechnisch da reinpasst, mache ich gerne, aber nicht andersrum. Das bedeutet, ich konzentriere mich jetzt nicht auf Wettkämpfe und lasse meine Reha dadurch sausen, sondern Reha steht immer noch im Vordergrund", erklärte sie.
Das Comeback in Ketsch war für Elisabeth Seitz ein wichtiger Schritt Richtung Olympia. Im Juni muss sich die Top-Athletin mit ihren Konkurrentinnen im Turn-Team um den einzigen deutschen Startplatz für Paris streiten.