Elisabeth Seitz und Helen Kevric kämpfen um das letzte Olympia-Ticket im Turnen.

Turnen | Deutsche Meisterschaft

Elisabeth Seitz gegen Helen Kevric - ist das Olympia-Duell entschieden?

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Michael Richmann

Im Duell um das letzte Olympia-Ticket für die deutschen Turnerinnen für Paris 2024 hat die 16-Jährige Helen Kevric derzeit die Nase vorn. Doch Routinier Elisabeth Seitz hat noch lange nicht aufgegeben.

Einen Startplatz kann der Deutsche Turner-Bund für die Olympischen Spiele 2024 in Paris noch vergeben. Ex-Weltmeisterin Pauline Schäfer-Betz (Schwebebalken) und Sarah Voss (Boden) haben ihre Olympia-Tickets bereits sicher. Das Duell um den letzten Platz tragen Superstar Elisabeth Seitz und Newcomerin Helen Kevric untereinander aus. Bei den Deutschen Meisterschaften hat die 16-jährige Kevric der dreifachen Olympia-Teilnehmerin Seitz erst einmal den Rang abgelaufen. Kevric holte sich den Titel und trat mit insgesamt 55,500 Punkten die Nachfolge ihrer Vereinskollegin und Rekordmeisterin Elisabeth Seitz an. Rang zwei ging an die Kölnerin Sarah Voss (51,750 Zähler) vor der Chemnitzerin Karina Schönmaier (51,450).

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Seitz zollt Kevric großen Respekt

"Es macht mich einfach sehr stolz, dass ich von der Deutschen Jugendmeisterin direkt zur Deutschen Meisterin wurde. Für mich ist das etwas ganz Besonderes", sagte Kevric im Interview mit SWR Sport. Dafür bekam sie sogar Applaus von der Kontrahentin: "Helen hat einen super Mehrkampf geturnt", sagte die 30-Jährige, "mit 16 Jahren so die Nerven zu behalten - riesigen Respekt". Auch Elisabeth Seitz zeigte starke Nerven: "Ich habe versucht, meine Emotionen zu unterdrücken. Ist mir eigentlich auch ganz gut gelungen. Ich war selbst überrascht, dass ich relativ ruhig war."

Seitz kämpft um ihren Olympia-Traum

Seitz hatte sich bei den Deutschen Meisterschaften nach ihrem Achillessehnenriss mit Blick auf Olympia ausschließlich auf den Stufenbarren konzentriert und dort eine hervorragende Leistung gezeigt. "14,6 ist definitiv etwas, womit man sich auch in einem Olympia-Finale sehen lassen kann", sagte Seitz. Am Stufenbarren war sie etwas stärker als ihre junge Kontrahentin. Daher auch die kleine Kampfansage in Richtung Olympia-Ticket: "Und am Ende wird dann natürlich entschieden, möchte man ein gutes Mehrkampf-Ergebnis oder eben ein sehr gutes Barren-Ergebnis."

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Allerdings hätte die Teenagerin mit ihrer Punktzahl bei der WM 2023 in Antwerpen im Mehrkampf den vierten Rang belegt. Seitz hätte bei diesem Turnier mit ihre Leistung am Stufenbarren den fünften Platz belegt. "Trotzdem bin ich erst mal erleichtert und wahnsinnig stolz auf mich, dass ich den Weg jetzt auch gegangen bin nach meiner Verletzung, dass ich gekämpft habe und dass ich heute irgendwo schon so ein paar Lorbeeren gepflückt habe."

Helen Kevric gab sich mit Blick auf das mögliche Olympia-Ticket entspannt: "Also ich muss sagen, ich habe mich gar nicht so auf die Olympischen Spiele konzentriert." Klar, es sind die Olympischen Spiele, aber es sind auch die Deutschen Meisterschaften. Und ich habe mich einfach auf die Deutschen Meisterschaften konzentriert, weil es ein besonderer Wettkampf ist."

Olympia-Entscheidung am 22. Juni in Rüsselsheim

Die Entscheidung über die Vergabe des dritten Tickets zu den Sommerspielen in Paris fällt am 22. Juni bei der zweiten und letzten Olympia-Qualifikation in Rüsselsheim. Dort möchte Seitz den letzten Schritt zu ihrer vierten Olympia-Teilnahme machen: "Ich werde alles geben. Ich werde nicht von mir erwarten, dass ich plötzlich extrem über mich hinauswachse, sondern ich möchte genau das abrufen, was ich im Training trainiert habe. Dann habe ich alles getan, was in meiner Macht stand."

Bundestrainer Gerben Wiersma kündigte ein Kopf-an-Kopf-Rennen an. "Helen ist in der Pole Position", sagte der 47-Jährige. Nach der Tabelle, die die Final-Resultate der vergangenen WM als Maßstab hat, würde Kevric mit ihrer Mehrkampf-Wertung Rang vier belegen, Seitz den fünften Platz. "Anhand der Kriterien sieht man, dass Helen auf dem vierten Platz ist im Mehrkampf und Elisabeths Wertung am Barren Platz fünf ist", sagte Bundestrainer Gerben Wiersma. Zudem habe der Mehrkampf bei Ranggleichheit eine größere Bedeutung. "Der Rückstand für Elisabeth ist ein Zehntel und ein Bisschen. Also wird es in zwei Wochen noch einmal spannend." Elisabeth Seitz gab sich diesbezüglich am Samstag in Frankfurt relativ relaxt: "Meine Chancen für Olympia sind da. Aber da ist alles offen. Es kann auch sein, dass es nicht klappt."

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Michael Richmann