Die Schweizer sind pfiffige Menschen. Auch im Fußball. Da buchen die Eidgenossen für ihr EM-Team ihre Unterkunft auf Degerlochs Höhen in Stuttgart - und bringen ihre Stadtführer einfach mal selbst mit. Neben Cheftrainer Murat Yakin, mit VfB-Vergangenheit als Spieler in den 1990er Jahren, auch Leonidas Stergiou.
Der Rechtsverteidiger des VfB Stuttgart kennt sich bestens aus in der baden-württembergischen Landeshauptstadt und kann seinen Teamkollegen aus der "Nati" selbstverständlich die schönsten Ecken und chilligsten Plätze am Neckar zeigen. Und: Er sei von seinem Kollegen auch schon gefragt worden, wo man sich in der Stadt gut die Zeit vertreiben könne. So erzählte es Stergiou am Montag auf einer Pressekonferenz nach dem Auftakttraining der Schweizer am Montagabend im Kickers-Stadion auf der Waldau.
Stergiou als Senkrechtstarter in der Schlussphase der VfB-Saison
Spaß beiseite. Leonidas Stergiou ist in den kommenden EM-Wochen natürlich nicht als "Reiseführer" in seiner Wahlheimat Stuttgart unterwegs. Der 22-Jährige Außenverteidiger ist inzwischen ein wertvolles Mitglied des Schweizer Nationalteams, hat sich in der vergangenen Bundesliga-Saison bemerkenswert weiterentwickelt.
Erfolgsgaranten und ein Kontrastpunkt Von Hoeneß bis Vogt - die Saison des VfB Stuttgart hat viele Gesichter
Zu den Erfolgsgaranten in der fantastischen Saison des VfB Stuttgart zählen unter anderem der Trainer, die Torjäger und der Kapitän. Im Klub gab es aber durchaus auch Zündstoff.
Im Sommer noch als eine Art Ergänzungsspieler mit Potenzial vom FC St.Gallen zum VfB ausgeliehen, arbeitete der schnelle Mann fleißig an seiner Performance und schaffte zum Ende der Runde beim Vizemeister den Sprung in die Startelf, wurde dann auch vom VfB Stuttgart fest verpflichtet. "Im Fußball kann das manchmal sehr schnell gehen", sagte Leonidas Stergiou über seinen Aufstieg zum Senkrechtstarter. "Das macht mich sehr stolz. Ich habe auf den Moment der Nominierung gewartet, und habe mich auch mit der Familie extrem darüber gefreut."
Stergiou ist in der Defensive flexibel einsetzbar
15 Bundesliga-Spiele standen am Ende für Stergiou in seinem ersten Jahr beim VfB zu Buche, und auch dem Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin blieben die starken Leistungen des bisherigen Schweizer Junioren-Nationalspielers nicht verborgen, er berief ihn - nach seinem Debüt 2022 - erneut ins A-Team und nominierte ihn schließlich auch für den EM-Kader.
Stergious Vorteil als Spieler: Er ist defensiv sehr variabel einsetzbar, kann sowohl als Außenverteidiger wie auch als Innenverteidiger agieren, besticht vor allem mit seiner außerordentlichen Schnelligkeit. Schon bei seinem Wechsel nach Stuttgart zeigte sich sein St.Gallener Ex-Trainer Peter Zeidler, künftig Coach beim VfL Bochum, im Gespräch mit SWR Sport "davon überzeugt, dass dem Leo in der Bundesliga kein Gegenspieler davonläuft".
Kein Anspruch auf einen Stammplatz
Jetzt also das unerwartete Abenteuer EURO 2024. Die Vorbereitung der Schweizer auf das EM-Turnier lief zunächst in Leonidas' Heimat St.Gallen, gefolgt vom Base-Camp in seiner Wahl-Heimat Stuttgart. "Für mich persönlich ist das sehr schön", sagte Stergiou, der sich in der Nationalmannschaft "sehr, sehr wohl fühlt". Gibt es sogar den Anspruch auf einen Platz in der Schweizer Startelf? "Nein. Ich bin glücklich, hier überhaupt dabei zu sein und versuche, bestmöglich zu trainieren".
Im idyllisch gelegenen Waldhotel im Stuttgarter Stadtteil Degerloch, dem Quartier der Schweizer, gibt es zwischen den Einheiten im Kickers-Stadion - mit dem zum Trainingsauftakt am Montag heftig kritisierten neuen Rollrasen - diverse Möglichkeiten zur Zerstreuung. Backgammon, Schach oder Tischtennis, daneben steht den Spielern auch ein Basketball-Court zur Verfügung.
Die Schweiz in der Deutschland-Gruppe der EM
Die erste sportliche Herausforderung für Leonidas Stergiou und das Team der Eidgenossen steht am Samstag (15 Uhr) auf dem Programm. In Köln geht`s im ersten Gruppenspiel der Deutschland-Gruppe A gegen Ungarn.
Was die Ziele der Schweizer angeht, ist für Leonidas Stergiou "ganz klar, dass wir weiterkommen wollen. Wir werden alles geben, dass wir dieses Ziel erreichen können". Am 19. Juni heißt der zweite Gegner Schottland. Am 23. Juni fällt in Frankfurt gegen das Team von Julian Nagelsmann im letzten Gruppenspiel die Entscheidung um den Einzug in die K.O.-Runden.
Dann trifft Leonidas Stergiou auf seine VfB-Kollegen Waldemar Anton, Maxi Mittelstädt, Chris Führich und Deniz Undav. Auch das eine wunderbare Geschichte für den Shootingstar aus der Schweiz, der zwischen den EM-Partien seinen Schweizer Mitspielern ganz sicher die Faszination der Stadt Stuttgart nahebringen wird.