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Fünf Gründe, warum der VfB Stuttgart den FC Bayern besiegen kann

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Autor/in
Johannes Holbein

Wenn der VfB Stuttgart am Sonntag beim FC Bayern München antritt, passt der Begriff Südgipfel so gut wie lange nicht mehr. Was spricht im Spitzenduell für den VfB?

Das Spitzenspiel gegen Leverkusen war gerade erst mit 1:1 zu Ende gegangen, da skandierten die Fans des VfB Stuttgart in der Cannstatter Kurve eine Kampfansage. Den Bayern, bei denen der VfB am Sonntag (19:30 Uhr) zu Gast ist, sollten die Lederhosen ausgezogen werden. Ein altbekannter Fangesang, der immer angestimmt wird, wenn es gegen die Münchner geht. Nur dieses Mal ist er auch ernst zu nehmen. Der Begriff Südgipfel passt so gut wie seit Jahren nicht mehr. Schließlich treten - um im Sprachbild zu bleiben - zwei Teams aus der oberen Tabellenregion (VfB 3., Bayern 2.) gegeneinander an.

Erstens: Der VfB Stuttgart ist (momentan) eine Spitzenmannschaft

In der zurückliegenden Woche hat der VfB das gemacht, was Spitzenmannschaften machen: das mittelmäßige Bremen souverän geschlagen (2:0), den ambitionierten, aber kriselnden BVB im Pokal dominiert (2:0) - und Leverkusen, das aktuell beste Team der Liga, erst ausgespielt und dann mit großem Einsatz ein Unentschieden abgerungen.

Oder anders formuliert: Stuttgart ist in bestechender Form und deshalb ausgesprochen mutig und selbstbewusst. Der VfB hat nach 14 Spielen die zweitbeste Bilanz seiner Bundesliga-Geschichte (2003/04 gab es unter Felix Magath zehn Siege, dazu vier Unentschieden). Trainer Sebastian Hoeneß hat zuletzt betont, dass nicht mehr von einem (vorübergehenden) Lauf gesprochen werden könne. Stattdessen ist eine stabile Entwicklung zu erkennen. Das deutet daraufhin, dass die Mannschaft auch in München standhaft bleibt.

Zweitens: Stuttgart hat nicht nur einen, sondern zwei Torjäger

Zwar führt Bayerns Topstürmer Harry Kane mit 18 Treffern die Torschützenliste der Bundesliga an, statistisch gesehen ist aber Stuttgarts Serhou Guirassy (16 Tore) der gefährlichste Stürmer der Liga. Guirassy traf in der laufenden Saison alle 55 Minuten, Kane hingegen alle 63. Und selbst, wenn es der Defensive der Münchner gelänge, Guirassy aus dem Spiel zu nehmen, hat der VfB mit Deniz Undav noch einen zweiten Stürmer in Topform (8 Tore).

Drittens: Ein Blick zurück kann Mut machen

Zugegeben, das anstehende Aufeinandertreffen hat mit den vergangenen Duellen nicht sonderlich viel zu tun. Trotzdem kann dem VfB ein Blick zurück zumindest Mut machen. Immerhin haben die Schwaben bei den letzten beiden Auswärtsspiele in München gepunktet. Beide Partien endeten 2:2. Und damals waren die Voraussetzungen deutlich ungünstiger. Das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der VfB nur zwei der vergangenen 27 Bundesliga-Duelle gegen die Bayern gewann - 4:1 im Jahr 2018 und 2:1 im Jahr 2010 - es zeigt aber, dass ein Auswärtsspiel kein Nachteil sein muss.

In der Saison 20172018 schlugen die Schwaben den Rekordmeister 4:1. Die Tore erzielten Daniel Ginczek (2), Anastasios Donis und Chadrac Akolo (im Bild). Trainer des VfB war Tayfun Korkut.
In der Saison 2017/2018 schlugen die Schwaben den Rekordmeister 4:1. Die Tore erzielten Daniel Ginczek (2), Anastasios Donis und Chadrac Akolo (im Bild). Trainer des VfB war Tayfun Korkut.

Viertens: Stuttgart hat gelernt, zu leiden

In vergangenen Spielzeiten war dem VfB immer wieder vorgeworfen worden, nicht widerstandsfähig zu sein. Allzu oft hat die Mannschaft in umkämpften Spielen das nötige Engagement vermissen lassen. Seit Hoeneß Trainer ist, hat sich das geändert. Zuletzt hat der VfB in der zweiten Hälfte gegen Leverkusen bewiesen, dass er inzwischen auch leiden kann. Was so viel bedeutet, dass die Spieler nach Rückschlägen nicht aufgeben, sondern sich mit Hingabe jedem Zweikampf stellen.

Außerdem hatten VfB-Fans in der Vergangenheit häufig das Gefühl, dass sich die Spieler nach erfolgreichen Partien zu schnell zufrieden gäben. Auch davon ist nicht mehr viel zu spüren. Nach dem 1:1 gegen Leverkusen sagte Hoeneß ein wenig stolz: "Meine Spieler sitzen enttäuscht in der Kabine, und ich glaube, ich finde das gut." Widerstandfähigkeit und Ehrgeiz - zwei Eigenschaften, die es in München braucht.

Serge Gnabry und Joshua Kimmich bejubeln einen Treffer des FC Bayern München
Serge Gnabry (links) und Joshua Kimmich trugen in der Jugend das Trikot des VfB Stuttgart. Für die Profimannschaft der Schwaben liefen sie allerdings nie auf. Dafür zählen sie beim FC Bayern München mittlerweile zu den absoluten Leistungsträgern. SWR Sport stellt acht weitere Spieler vor, die sowohl für den FC Bayern als auch den VfB Stuttgart am Ball waren. Bild in Detailansicht öffnen
Jürgen Klinsmann jubelt über einen Treffer im VfB-Trikot
Jürgen Klinsmann spielte von 1984 bis 1989 beim VfB Stuttgart und erzielte in dieser Zeit 94 Tore in 186 Spielen. Unvergessen bleibt sein Fallrückzieher-Tor aus der Saison 1987/88 beim 3:0-Sieg gegen den FC Bayern München. Die Bayern sicherten sich seine Dienste von 1995 bis 1997. Seiner Torquote blieb der gebürtige Göppinger treu: In 84 Spielen erzielte er 48 Tore. Bild in Detailansicht öffnen
Mario Gomez behauptet den Ball gegen Thiago
In der Saison 2004/05 schaffte Torjäger Mario Gomez (links) den Sprung aus der VfB-Jugend in den Profi-Kader. Dort erzielte er Tore wie am Fließband. Die Bayern kauften ihn daher zur Saison 2009/10 für ca. 30. Mio Euro. Dort blieb Gomez bis 2013 und erzielte in 174 Spielen 113 Tore. Über Umwege landete er dann 2018 wieder beim VfB und beendete dort im Sommer 2020 seine Karriere. Insgesamt lief er in 230 Spielen (110 Tore) für Stuttgart auf. Bild in Detailansicht öffnen
Philipp Lahm im Trikot des VfB Stuttgart
Philipp Lahm wurde mit den Bayern Triple-Sieger, insgesamt achtmal Deutscher Meister und sechsmal DFB-Pokalsieger. Doch seine ersten Bundesliga-Minuten sammelte er beim VfB. Die Bayern liehen ihn von 2003 bis 2005 nach Stuttgart aus. Für die Schwaben absolvierte 71 Spiele (3 Tore). Bild in Detailansicht öffnen
Giovane Elber mit dem DFB-Pokal in der Hand
Giovane Élber kam 1994 zum VfB Stuttgart und wurde mit den Schwaben 1997 DFB-Pokalsieger. In 96 Spielen erzielte er 44 Tore, woraufhin es auch ihn in die bayerische Landeshauptstadt zog. Bei den Bayern erzielte er in sechs Jahren (1997-2003) 140 Tore in 266 Einsätzen. Bild in Detailansicht öffnen
Markus Babbel verteidigt den Ball gegen Roy Maakay
Innenverteidiger Markus Babbel durchlief sämtliche Jugendmannschaften des FC Bayern München und brachte es zwischen 1991 und 2000 auf 261 Spiele (17 Tore) für die Bayern. Zur Saison 2004/2005 landete er dann schließlich beim VfB Stuttgart. Nach 63 Einsätzen (2 Spiele) beendete er 2007 seine Spielerkarriere. Zwischen 2008 und 2009 kehrte er als Trainer nochmals nach Stuttgart zurück. Bild in Detailansicht öffnen
Dieter Hoeneß bekommt einen Verband um seine Platzwunde am Kopf
Dieter Hoeneß machte sich mit seinem "Turban-Kopfballtor" im DFB-Pokalfinale 1982 unsterblich bei den Bayern-Fans. Doch seine ersten Schritte im Profibereich machte er beim VfB Stuttgart. Zwischen 1975 und 1979 ging er in Cannstatt auf Torejagd. Nach 116 Spielen und 57 Toren zog es ihn dann nach München. Bild in Detailansicht öffnen
Holger Badstuber im VfB-Trikot
Bereits in der Jugend lief Holger Badstuber sowohl für den VfB, als auch für den FCB auf. Zwischen 2009 und 2017 trug er dann in 177 Spielen (zwei Tore) das Trikot der Bayern-Profis. Über Schalke 04 landete er im Sommer 2017 dann wieder in Stuttgart. Nach seinem Wechsel zum FC Luzern beendete Badstuber seine Karriere 2021. Bild in Detailansicht öffnen
Benjamin Pavard mit der Champions League-Trophäe
Und: Benjamin Pavard: Zur Saison 2019/20 tauschte er Brustring gegen Lederhose. Ein Wechsel der sich gelohnt hat: In seiner ersten Saison mit dem FC Bayern holte er direkt das "Triple". Für den VfB Stuttgart stand Pavard zwischen 2016 und 2019 in 88 Spielen (zwei Tore) auf dem Platz. Bild in Detailansicht öffnen
Alexander Nübel
Alexander Nübel wechselte 2023 auf Leihbasis vom FC Bayern zum VfB Stuttgart. Der 26-Jährige Torhüter war 2020 mit großen Ambitionen vom FC Schalke 04 nach München gewechselt, konnte Manuel Neuer aber nicht als Nummer eins angreifen. Zuletzt war Nübel an die AS Monaco ausgeliehen, in Stuttgart will der Keeper wieder in der Bundesliga Fuß fassen. Bild in Detailansicht öffnen

Fünftens: In Stuttgart vertrauen alle dem Trainer

Sebastian Hoeneß hat eine Idee, wie sein Fußball auszusehen hat. Gegen Leverkusen war das mustergültig zu erkennen. Dem VfB ist es gelungen, in der ersten Hälfte Exequiel Palacios und Granit Xhaka, die sich gemeinsam mit Florian Wirtz um den Takt des Leverkusener Spiels kümmern, mit aggressivem Pressing aus dem Spiel zu nehmen. Stuttgarts Innenverteidiger Waldemar Anton etwa hat gleich in mehreren Szenen klug und mutig Bälle erobert. Leverkusen schien überrascht. Hinterher gab Verteidiger Jonathan Tah zu, dieses Gefühl in der bisherigen Saison nicht gekannt zu haben.

Hinzu kommt, dass Hoeneß es geschafft hat, aus dem VfB eine passsichere und spielstarke Mannschaft zu machen, die mit derartigen Balleroberungen etwas anfangen kann. Und er hat die Defensive stabilisiert. Das lässt sich auch statistisch belegen: Der VfB hat bisher 16 Gegentore bekommen, kann also auch in dieser Hinsicht mit den Bayern (14) mithalten. Kurzum: Der VfB hat einen Plan, klare Abläufe - und Spieler, die ihrem Trainer vertrauen.

Schoss im Trikot des VfB Stuttgart das "Tor des Jahrzehnts": Jürgen Klinsmann am 14. November 1987 beim 3:0-Heimsieg gegen den FC Bayern.
14.11.1987: Am 16. Spieltag der Saison 1987/88 gewann der VfB Stuttgart vor rund 70.000 Zuschauern im Neckarstadion mit 3:0 gegen den FC Bayern. Unvergessen: Jürgen Klinsmanns Tor per Fallrückzieher. Der Treffer wurde später zum Tor des Jahrzehnts gewählt. "Das Tor war Weltklasse, von der Entstehung bis zur Exekution“, sagte der damalige DFB-Teamchef Franz Beckenbauer. Bild in Detailansicht öffnen
Karl Allgöwer (Mitte) und seine Stuttgarert gewannen am 09. November 1989 ihr bis heute einziges DFB-Pokalspiel gegen den FC Bayern.
09.11.1989: An diesem geschichtsträchtigen Tag spielte der VfB im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den FC Bayern München. Vor rund 68.000 Fans im Neckarstadion schossen Fritz Walter (zwei Tore) und Jürgen Hartmann die Schwaben zu einem 3:0-Sieg, dem ersten und bis heute einzigen DFB-Pokal-Erfolg des VfB gegen die Bayern. Und doch war dieses Erfolgserlebnis an diesem Abend zweitrangig. 500 Kilometer entfernt in Berlin fiel die Mauer. Der 09. November 1989 ging in die Geschichtsbücher ein. Bild in Detailansicht öffnen
So heiß umkämpft wie der 5:3-Sieg des FC Bayern über den VfB Stuttgart waren am 28. Oktober 1995 auch die Zweikämpfe zwischen Markus Babbel (links) von den Münchnern und Giovane Elber (rechts) von den Stuttgartern.
28.10.1995: Am 11. Spieltag der Saison 1995/96 lieferten sich der VfB und der FCB einen heftigen Schlagabtausch. Nachdem Thomas Strunz, Alexander Zickler und Mehmet Scholl die Münchner mit 3:0 in Führung gebracht hatten, gelangen den Stuttgartern drei Tore in gerade einmal sieben Minuten. Neben Axel Kruse traf Giovane Elber doppelt. Etwas zählbares konnten die Schwaben von Trainer Rolf Fringer aber trotzdem nicht aus München entführen: Zickler und Scholl erhöhten auf den 5:3-Endstand. Bild in Detailansicht öffnen
Cacau war 2007 einer der Meisterhelden des VfB Stuttgart. Auch gegen den FC Bayern traf er doppelt.
21.04.2007: Der VfB Stuttgart empfing an diesem 30. Spieltag als Tabellendritter den viertplatzierten FCB. Das Gottlieb-Daimler-Stadion: ausverkauft. Die Jungen Wilden spielten sehenswerten Offensivfußball. Und es war einmal mehr Stürmerstar Cacau, der den Unterschied machte. In der 23. Minute köpfte er die 1:0-Führung für die Schwaben, zwei Minuten später erhöhte er per Rechtsschuss auf 2:0 - zugleich der Endstand. Vier Wochen später holte sich der VfB sensationell den fünften Meistertitel. Bild in Detailansicht öffnen
Serdar Tasci (links) und seine Stuttgarter Kollegen verloren das DFB-Pokalfinale 2013 gegen Arjen Robben (rechts) und seine Bayern.
01.06.2013: Das letzte DFB-Pokalfinale zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC Bayern im Mai 1986 gewannen die Münchner deutlich mit 5:2. Auch die Neuauflage dieses Endspiels im Juni 2013 entschieden die Bayern für sich – wenn auch etwas knapper. Nachdem der VfB mit 0:3 (Doppelpack vom Ex-Stuttgarter Mario Gomez) in Rückstand geraten war, gelang den Jungs von Trainer Bruno Labbadia durch zwei Treffer von Martin Harnik der Anschluss. Für mehr reichte es trotz guter Chancen aber nicht. Bild in Detailansicht öffnen
Gegen Daniel Ginczek (Mitte) und seine Teamkollegen hatten die Bayern am letzten Spieltag der Saison 201718 keine Chance.
12.05.2018: Für die Münchner war an diesem 34. Spieltag der Saison 2017/18 eigentlich alles angerichtet: Schon vor Wochen hatte der FCB die sechste Meisterschaft in Folge klargemacht. Gegen den VfB galt es nun zu siegen, um anschließend den 28. Titel feiern zu können. Das Spiel verlief jedoch anders als geplant: Die Gäste aus Stuttgart fertigten die Bayern dank der Tore von Daniel Ginczek, Anastasios Donis und Chadrac Akolo mit 4:1 ab. Der VfB krönte mit dem Sieg eine starke Rückrunde unter Trainer Tayfun Korkut. Bild in Detailansicht öffnen
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