VfB zurück in der Königsklasse

Leeds, Messi und Manchester: Die Champions-League-Historie des VfB Stuttgart

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Autor/in
Kersten Eichhorn

Was einst wie ein Fiebertraum geklungen hätte, ist nun Realität: Der VfB Stuttgart kehrt in die Champions League zurück. Wir blicken auf die Erlebnisse des VfB in der Königsklasse.

Viermal waren die Schwaben bislang in der Champions League vertreten. Es gab unvergessliche Sternstunden des Stuttgarter Fußballs, aber auch einen quälenden Tiefpunkt.

1992/93: Die Panne von Leeds

Die Historie der Stuttgarter Champions-League-Auftritte beginnt mit einem "schwarzen Fleck" in der Vereinsgeschichte. Der Name Leeds United ist eingebrannt in die Fanseele des VfB.

Stuttgart

Fußball | Meinung VfB Stuttgart: Zurück in eine glorreiche Zukunft

Der VfB Stuttgart spielt in der nächsten Saison in der Champions League. Das ist hoffentlich der Beginn einer neuen, erfolgreichen Ära - meint SWR-Sport-Reporter Thomas Bareiß.

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Der Reihe nach: Riesengroß sind die Freude und die Euphorie im Schwabenland, als die Stuttgarter nach der Deutschen Meisterschaft 1992 erstmals an der neugeschaffenen Champions League teilnehmen dürfen. Das Los beschert ihnen in der Qualifikationsrunde den englischen Vertreter von Leeds United.

Das Hinspiel in Stuttgart gewinnt der VfB deutlich mit 3:0. Im Rückspiel am 30. September 1992 wird es bei einem Rückstand von 1:4 dramatisch. Um das Ergebnis zu halten und damit als erstes deutsches Team in die neugeschaffene Meisterklasse einzuziehen, wechselt Meistertrainer Christoph Daum den kopfballstarken Jovica Simanic ein. Das Fatale: Mit Adrian Knup, Eyjolfur Sverrisson und Slobodan Dubajic hat der VfB bereits die damals maximal erlaubten drei ausländischen Spieler auf dem Platz. Simanic ist der vierte.

Manager Dieter Hoeneß und Trainer Christoph Daum 1992 nach dem Ausscheiden gegen Leeds
Manager Dieter Hoeneß und Trainer Christoph Daum 1992 nach dem Ausscheiden gegen Leeds

Resultat des selbstverschuldeten Dramas: Statt des Einzugs in die Gruppenphase wird das 4:1 vom UEFA-Sportgericht als 3:0 für Leeds gewertet. 3:0 und 0:3: Es muss also ein Entscheidungsspiel her. Eine Partie, die der VfB am 9. Oktober auf neutralem Platz in Barcelona mit 1:2 verliert. Aus der Traum vom ersten Champions-League-Lorbeer.

2003/04: Die Sternstunde gegen Manchester United

Erst elf Jahre nach dem Trauma von Leeds, im Herbst 2003, betritt der VfB als deutscher Vizemeister wieder Champions-League-Boden. Dank Trainer Felix Magath hat sich Stuttgart von einem Abstiegskandidaten zu einem Königsklasse-Team gemausert. Magath stellt ein Team der "Jungen Wilden" um Timo Hildebrand, Andi Hinkel, Philipp Lahm, Kevin Kuranyi und Alexander Hleb (mit 16 Einsätzen der VfB-Rekordspieler in der Champions League) um die Routiniers Zvonimir Soldo und Krassimir Balakov zusammen, das die Fans in und um Stuttgart begeistert.

Oktober 1984: Erstmals in der Vereinsgeschichte kann sich der VfB Stuttgart für den Europapokal der Landesmeister, heute UEFA Champions League, qualifizieren. Nach Hin- und Rückspiel scheiden Jürgen Klinsmann (m.) und der VfB Stuttgart aufgrund der Auswärtstorregel in der ersten Runde gegen Lewski Sofia aus.
Oktober 1984: Erstmals in der Vereinsgeschichte kann sich der VfB Stuttgart für den Europapokal der Landesmeister, heute die Champions League, qualifizieren. Nach Hin- und Rückspiel (1:1 und 2:2) scheiden Jürgen Klinsmann (Mitte) und der VfB Stuttgart aufgrund der Auswärtstorregel bereits in der ersten Runde gegen Lewski Sofia aus. Bild in Detailansicht öffnen
September 1992: Der VfB Stuttgart gewinnt das Hinspiel gegen Leeds United mit 3:0 - darunter zwei Tore von Fritz Walter (r.). Das Rückspiel, welches die Engländer mit 4:1 für sich entscheiden können, wird im Nachhinein von der UEFA mit 3:0 für Leeds United gewertet, nachdem mit der Einwechslung von Jovica Simanic ab der 83. Minute vier statt der erlaubten drei ausländischen Spieler für den VfB auf dem Platz standen. Das zusätzliche Entscheidungsspiel verlieren die Schwaben mit 1:2 und kommen so erneut nicht über die erste Runde hinaus.
September 1992: Der VfB Stuttgart gewinnt das Hinspiel gegen Leeds United mit 3:0 - darunter zwei Tore von Fritz Walter (rechts). Das Rückspiel, das die Engländer mit 4:1 für sich entscheiden, wird im Nachhinein von der UEFA mit 3:0 für Leeds United gewertet. Mit der Einwechslung von Jovica Simanic hatte der VfB ab der 83. Minute vier statt der erlaubten drei ausländischen Spieler auf dem Platz. Das Entscheidungsspiel verlieren der VfB mit 1:2 und kommen erneut nicht über die erste Runde hinaus. Bild in Detailansicht öffnen
Oktober 2003: Die Mannschaft des VfB Stuttgart um Jurica Vranjes (l.) und Kevin Kuranyi (r.) feiert mit einem 2:1-Heimsieg gegen Manchester United vor 50.0000 Zuschauern den ersten Sieg in einer Champions-League-Gruppenphase. Mit insgesamt vier Siegen aus sechs Gruppenspielen qualifiziert sich der VfB als Tabellenzweiter für das Achtelfinale – auch das ist eine Premiere.
Oktober 2003: Die Mannschaft des VfB Stuttgart um Jurica Vranjes (links), Kevin Kuranyi und Imre Szabics (rechts) feiert mit einem 2:1-Heimsieg gegen Manchester United vor 50.000 Zuschauern den ersten Sieg in einer Champions-League-Gruppenphase. Mit insgesamt vier Siegen aus sechs Gruppenspielen qualifiziert sich die Magath-Truppe als Tabellenzweiter für das Achtelfinale – auch das ist eine Premiere. Bild in Detailansicht öffnen
März 2004: Die Enttäuschung bei Philipp Lahm (r.) und Co. ist nicht zu übersehen. Im Rückspiel gegen den FC Chelsea hält der VfB Stuttgart in London zwar das 0:0, fliegt aber aufgrund der 0:1-Niederlage im Hinspiel nach dem Achtelfinale aus dem Wettbewerb.
März 2004: Die Enttäuschung bei Alexander Hleb (links.), Philipp Lahm (rechts) und Co. ist nicht zu übersehen. Im Rückspiel gegen den FC Chelsea hält der VfB Stuttgart in London zwar das 0:0, fliegt aber aufgrund der 0:1-Niederlage im Hinspiel im Achtelfinale aus dem Wettbewerb. Bild in Detailansicht öffnen
Oktober 2007: Der große FC Barcelona ist in Stuttgart zu Gast. Selbst im Doppelpack gelingt es Sami Khedira (l.) und Arthur Boka (r.) nicht, Superstar Lionel Messi (m.) zu stoppen. Der Argentinier trifft zum 0:2-Endstand aus Sicht der Schwaben.
Oktober 2007: Der große FC Barcelona ist in Stuttgart zu Gast. Selbst im Doppelpack gelingt es Sami Khedira (links) und Arthur Boka (rechts) nicht, Superstar Lionel Messi (Mitte)) zu stoppen. Der Argentinier trifft zum 2:0-Sieg der Katalanen. Bild in Detailansicht öffnen
November 2007: Den einzigen Sieg in dieser Champions-League-Saison kann der VfB Stuttgart gegen die Glasgow Rangers einfahren. Die Stuttgarter schlagen die Rangers mit 3:2 – darunter Cacau (r.) als Torschütze zum 1:1. Mit nur drei Punkten aus sechs Spielen beendet der VfB als Tabellenletzter die Gruppenphase.
November 2007: Den einzigen Sieg in dieser Champions-League-Saison kann der VfB Stuttgart gegen die Glasgow Rangers einfahren. Die Stuttgarter schlagen die Schotten mit 3:2 – Cacau (rechts) erzielt das 1:1. Mit nur drei Punkten aus sechs Spielen beendet der VfB als Tabellenletzter die Gruppenphase. Bild in Detailansicht öffnen
Dezember 2009: Ciprian Marica stellt mit seinem 1:0-Führungstreffer gegen Unirea Urziceni die Weichen für den Achtelfinal-Einzug des VfB Stuttgart. Die Stuttgarter überholen am letzten Gruppenspieltag mit einem 3:1-Sieg den direkten Kontrahenten aus Rumänien und buchen somit als Tabellenzweiter das Ticket fürs Achtelfinale.
Dezember 2009: Ciprian Marica stellt mit seinem 1:0-Führungstreffer gegen Unirea Urziceni die Weichen für den Achtelfinal-Einzug des VfB Stuttgart. Die Stuttgarter überholen am letzten Gruppenspieltag mit einem 3:1-Sieg den direkten Kontrahenten aus Rumänien und buchen somit als Tabellenzweiter das Ticket fürs Achtelfinale. Bild in Detailansicht öffnen
Februar 2010: Im Achtelfinale kommt es zum erneuten Aufeinandertreffen mit dem FC Barcelona. Der VfB Stuttgart schmeißt sich in Form von Serdar Tasci (2.v.l.) in alle Bälle rein, doch nach einem 1:5 aus Hin- und Rückspiel muss sich der VfB geschlagen geben. Es handelt sich dabei um den bisher letzten Champions-League-Aufritt der Schwaben.
Februar 2010: Im Achtelfinale trifft der VfB erneut auf den FC Barcelona. Die Defensive um Serdar Tasci (Mitte) gibt ihr Bestes, doch nach einem 1:5 aus Hin- und Rückspiel muss sich der VfB geschlagen geben. Dies ist der bisher letzte Champions-League-Aufritt der Schwaben. Bild in Detailansicht öffnen
April 2024: Nach dem 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt ist dem VfB Stuttgart ein Platz im internationalen Geschäft sicher. Und nach dem Sieg von Borussia Dortmund gegen Paris in der Champions League am 1. Mai 2024 ist klar: es wird sogar die Champions League.
April 2024: Nach dem 3:0-Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt ist dem VfB Stuttgart ein Platz im internationalen Geschäft sicher. Und nach dem Sieg von Borussia Dortmund gegen Paris in der Champions League am 1. Mai 2024 ist klar: es wird sogar die Champions League. Bild in Detailansicht öffnen

Bis heute unvergessen, weil eine der großen Sternstunden der VfB-Geschichte, ist der 1. Oktober 2003. Die "Jungen Wilden" schreiben europäische Schlagzeilen und schlagen das damalige Top-Team von Manchester United um Torjäger Ruud van Nistelrooy und den jungen Cristiano Ronaldo sensationell mit 2:1. Die Stuttgarter Arena bebt, als Kevin Kuranyi und Imre Szabics Stuttgart in dieser magischen Fußball-Nacht zum Sieg schießen.

Nach dem Triumph über Manchester schlagen die Schwaben in der Gruppenphase auch zweimal Panathinaikos Athen und einmal die Glasgow Rangers, ziehen damit in die erste K.O.-Runde ein. Im Achtelfinale ist dann aber nach einem 0:1 und einem 0:0 gegen den FC Chelsea die famose Europareise zu Ende. Der VfB Stuttgart allerdings hat bis dahin mächtig Eindruck hinterlassen.

2007/08: Barcelona mit Superstar Messi in Stuttgart

Nach dem überraschenden Meistertitel 2007 unter Trainer Armin Veh sind die Stuttgarter zum dritten Mal für die Königsklasse des europäischen Vereinsfußballs qualifiziert. In der Gruppenphase müssen die Schwaben gegen namhafte Gegner ran: Olympique Lyon, die Glasgow Rangers und den FC Barcelona mit Überflieger Lionel Messi.

Der 2. Oktober 2007 wird dabei zu einem weiteren Highlight der Stuttgarter Europapokal-Vereinsgeschichte: ein Champions-League-Duell mit Barca und Messi in der Stuttgarter Arena. Was für eine Gänsehaut-Geschichte. Der kleine Argentinier wird bereits bei der Ankunft der Maschine mit dem Barcelona-Team auf dem Stuttgarter Flughafen bejubelt und verehrt, die Stimmung im Stadion am Abend der Partie ist bei den mehr als 50.000 Fans außergewöhnlich.

Messi und Puyol, die Torschützen des FC Barcelona 2007 in Stuttgart
Messi und Puyol, die Torschützen des FC Barcelona 2007 in Stuttgart

Am Ende aber unterliegt der VfB dem übermächtigen FC Barcelona 0:2 (Tore von Messi und Puyol) und hat auch davor und danach in der Gruppenphase keine Chance auf ein Weiterkommen. Nur ein Sieg in sechs Spielen (3:2 daheim gegen Glasgow), die Meistermannschaft um Coach Veh ist nach der fünften Niederlage - einem 1:3 am 12. Dezember in Barcelona - frühzeitig ausgeschieden.

2009/10: Wiedersehen mit Lionel Messi

Zum vorerst letzten Mal spielt der VfB in der Saison 2009/10 im Konzert der ganz Großen mit. Stuttgart qualifiziert sich als Tabellendritter der Bundesliga. Und wieder einmal heißt in der Gruppenphase der Gegner Glasgow Rangers, der schottische Rekordmeister, dazu der FC Sevilla und Unirea Urziceni aus Rumänien. Eine machbare Gruppe, wie sich zeigen sollte. Mit zwei Siegen, drei Unentschieden und nur einer Niederlage qualifiziert sich das Team von VfB-Trainer Markus Babbel für das Champions-League-Achtelfinale. Der Gegner, wie schon in der Gruppenphase zwei Jahre zuvor: der große FC Barcelona.

Nach einem 1:1 am 23. Februar 2010 zuhause in Stuttgart (Torschützen Cacau und Ibrahimovic) reisen die Roten voller Hoffnung nach Barcelona, unterliegen aber mit Jens Lehmann im Tor beim Rückspiel in Katalonien deutlich mit 0:4. Zweimal Lionel Messi, Pedro und Bojan schießen die Schwaben aus dem Wettbewerb.

Die Pleite in Barcelona ereignete sich am 17. März 2010, also vor gut 14 Jahren. Es war der bislang letzte Champions-League-Abend in der Historie des VfB Stuttgart. Ab der kommenden Saison werden nun mindestens acht weitere dazukommen.

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Kersten Eichhorn