Fußball | Bundesliga

Der VfB Stuttgart auf Japan-Reise: Ist das sinnvoll?

Stand
Autor/in
Stefan Sander

Der VfB Stuttgart befindet sich aktuell in Japan und bereitet sich dort bis zum 1. August auf die Saison in der Fußball-Bundesliga vor. Ein langer Trip mit Vor- und Nachteilen.

Während der SC Freiburg und die TSG Hoffenheim ihre Trainingslager in Österreich absolviert haben bzw. noch absolvieren, befindet sich der VfB Stuttgart auf "Bundesliga Japan Tour" in Osaka. Die Anreise dauerte mit dem Flugzeug mehr als elf Stunden und die Spieler mussten sich an eine Zeitverschiebung von sieben Stunden gewöhnen.

Die Trainingsbedingungen sind im asiatischen Raum nicht unbedingt besser als in Deutschland. Im Gegenteil: "Trainingswissenschaftlich wäre es sogar besser, in Deutschland zu bleiben", sagt Professor Sebastian Uhrich vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement an der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln. Warum dann also der Aufwand?

VfB in Japan: Für Fans und neue Konsumenten

"Es geht darum, das Marktpotenzial zu steigern und neue Märkte zu erschließen. Die heimischen Märkte sind zunehmend gesättigt. Man will Fans im Ausland und neue Konsumenten erreichen", sagt Uhrich im Interview mit dem Radiosender SWR Aktuell.

In der Tat verfolgt die Deutsche Fußball Liga (DFL) generell das Ziel, die Bundesliga außerhalb Europas bekannter zu machen - vor allem um den Wert der Medienrechte zu steigern. Fans im Ausland sollen Streaming-Abos abschließen, die Attraktivität gegenüber möglichen Sponsoren soll gesteigert werden. Auch wichtig: der Absatz von Merchandise-Artikeln sowie Präsenz in den sozialen Netzwerken.

Die Bundesliga auf Reisen - FC Bayern in Südkorea

Insgesamt sechs Bundesligisten absolvieren im Sommer 2024 ihr Trainingslager außerhalb Europas. Der FC Augsburg war in Südafrika, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt befinden sich zur Zeit noch in den USA. Borussia Dortmund war auf Asien-Reise und der FC Bayern München flog am Mittwoch (31.07.2024) nach Südkorea. Im Vergleich zu den anderen europäischen Topligen hat die Bundesliga bei der Vermarktung allerdings noch Entwicklungspotenzial.

"Die spanischen Teams und die englischen Mannschaften haben natürlich in Südamerika und in der englischsprachigen Welt einen Vorteil. Die Bundesliga hängt da ein wenig hinterher, ist aber in den letzten Jahren sehr bemüht, diese Lücke kleiner werden zu lassen", sagt Sportökonom Uhrich.

Welchen Effekt hat ein Trainingslager in Osaka?

Laut DFL sind die internationalen Medienerlöse seit 2022 um acht Prozent pro Jahr gestiegen. Nur die Premier League wächst aktuell schneller. Derzeit liegt die Bundesliga in Gesamtranking damit auf Rang drei hinter England und Spanien. Ob der Zuwachs mit den Trainingslagern der Bundesligavereine auf anderen Kontinenten zusammenhänge, sei laut Uhrich schwer zu beantworten.

"Es ist kaum möglich, nachzuweisen, dass ein Trainingslager in Osaka einen ökonomischen Effekt hat. Man weiß aber, wenn man solche werblichen Aktivitäten gar nicht unternimmt, dann wird man definitiv keine Effekte haben", sagt Uhrich. Auch der Antrieb des VfB Stuttgart besteht definitiv in der Hoffnung auf einen "finanziellen Nutzen".

Freiburg in Schruns, Heidenheim in Mils, Hoffenheim in Kitzbühel

Andere Teams aus dem Südwesten haben sich gegen eine Reise in die Ferne entschieden und sind in die Nachbarländer gereist: der SC Freiburg zum Beispiel war in Schruns (Österreich), der 1. FC Heidenheim weilt in Mils in Tirol und die TSG Hoffenheim hat es nach Kitzbühel gezogen.

"Die Klubs kriegen dort meistens Vergünstigungen. Im Gegenzug profitiert die Region durch die Aufmerksamkeit, die eine Bundesligamannschaft auf sich zieht. Das hilft touristischen Destinationen, um sich zu vermarkten", so Uhrich.

Dazu kommt, dass der Anreisestress deutlich geringer ist. Im Gegensatz dazu ist ein Trainingslager auf einem anderen Kontinent ein Spagat zwischen sportlichen Aspekten und wirtschaftlichen Interessen.

Stand
Autor/in
Stefan Sander