Sebastian Hoeneß an der Seitenlinie.

Fußball | Supercup

Sebastian Hoeneß im Interview: Diese Lehren zieht der VfB Stuttgart aus dem Supercup

Stand
Interview mit
Sebastian Hoeneß
Das Interview führte
Andreas Köstler

Beim VfB Stuttgart sitzt die Enttäuschung über die Niederlage im Supercup in Leverkusen tief. Im Gespräch mit SWR Sport aber hat Trainer Sebastian Hoeneß verraten, was das Team mitnehmen kann.

SWR Sport: Sebastian Hoeneß, ein sehr intensives Spiel im Supercup gegen Leverkusen. Wie tief sitzt der Stachel am Tag danach, dass der VfB jetzt im vierten Anlauf nicht bei Bayer 04 gewinnen konnte?

Sebastian Hoeneß: Ich würde es gar nicht so so groß fassen. Aber die Enttäuschung war auch am Morgen noch spürbar, keine Frage. Wir haben eine Nacht gehabt, um das so ein bisschen zu verarbeiten und haben sicher auch noch die Analyse gebraucht. Ich glaube, jetzt sind wir aber alle so weit zu sagen, der Blick geht wieder nach vorne. Spätestens am Dienstag werden wir das Ding verarbeitet haben und dann nach vorne gucken. Wir haben ja auch viele positive Dinge, die wir rausziehen können. Auch über die haben wir gesprochen. Aber natürlich auch über die Phase, in der wir die Kontrolle verloren haben, trotz Überzahl. Das gehörte natürlich auch zur Analyse. Wenn wir dann in der Lage sind, daraus zu lernen und nächstes Mal in so einer Situation uns hier und da besser zu verhalten, dann war es zumindest wertvoll. Auch wenn am Ende die Niederlage bleiben wird.

Sebastian Hoeneß im Interview mit SWR Sport - das ganze Gespräch im Video:

SWR Sport: Wie geht ein Trainer mit den Elfmeterschützen um, die nicht getroffen haben? Lassen Sie die Spieler das allein regeln oder gehen Sie zu ihnen hin?

Sebastian Hoeneß: Natürlich bin ich zu beiden hingegangen. Als Erstes ist es so, dass beide Spieler [Frans Krätzig und Silas, Anm. d. R.] die Verantwortung übernommen, sich proaktiv gemeldet haben und helfen wollten, dieses Elfmeterschießen zu gewinnen. Und das gilt es, zu honorieren. Und dann passiert es den weltbesten Spielern, dass sie in so einer Situation mal einen Elfmeter verschießen. Das ist den Beiden jetzt passiert. Für mich ist das abgehakt. Ich honoriere und respektiere eher die Entscheidung zu sagen: 'Ja, ich schieße', in so einer Situation. Es ist eine sehr große Drucksituation. Du bist komplett draußen aus deiner Komfortzone und du weißt, was auf dem Spiel steht. Gerade Frans als junger Spieler hat sich sofort bereit erklärt zu schießen. Silas hat schon häufig Elfmeter geschossen, auch wenn es jetzt leider bei uns die letzten beiden nicht waren. [Silas traf im Supercup und bei seinem bisher letzten Versuch in der Bundesliga nicht vom Punkt, Anm. d. R.]. Aber da gibt es von mir keinen Vorwurf. Wir müssen neidlos anerkennen, dass die Leverkusener an diesem Tag abgezockter waren im Elfmeterschießen und dort einfach mehr die Ruhe bewahrt haben als wir.

SWR Sport: Es waren schon während des Spiels viele Emotionen drin und nach dem Elfmeterschießen noch mehr. Ich habe Sie, glaube ich, selten so emotional berührt, fast schon mit Wut im Bauch gesehen. Was ist da passiert?

Sebastian Hoeneß: Erstmal vorneweg: Alles, was im Spiel war, finde ich, ist nur ein Zeichen für ein Spiel, in dem beide Mannschaften unbedingt gewinnen wollen. Ich glaube, das war alles im Rahmen. Alles okay und keine übertriebene Härte. Es war viel Hektik drin, aber das bringt so ein Spiel mit sich. Alles okay.
Und das mache ich kurz: Es gab nach dem Spiel eine Unsportlichkeit, eine grobe Unsportlichkeit aus meiner Sicht, eines Leverkusener Spielers in dem Moment ihres Sieges und unseres Verlustes. Alles was danach kam, basierte auf dieser einen Aktion. Das ist Fakt. Das hat am Ende dazu geführt, dass die Gemüter noch mal hochgekocht sind. Da machen wir jetzt auch einen Haken dran. Aber ganz klar, auch im Sieg ist es wichtig dann Größe zu zeigen, dem Verlierer gegenüber. Das ist in dieser Situation nicht geschehen.

SWR Sport: Leverkusens Victor Boniface soll wohl eine obszöne Geste in Richtung der Spieler gezeigt haben.

Sebastian Hoeneß: Ich bleibe bei dem, was ich vorhin gesagt habe. Es war eine grobe Unsportlichkeit, in der ungünstigsten Situation. Das war wenige Sekunden nachdem klar war, dass wir verloren haben. Es war einfach grob unsportlich. Ich möchte nicht darüber sprechen, wer es war. Ich möchte nicht darüber sprechen, was es war. Aber ich habe es selbst persönlich gesehen. Jetzt ist auch der Moment, um dann zu sagen: 'Abgehakt und weiter geht's.'

SWR Sport: Wir haben allerdings auch gesehen, dass der VfB mit ein paar Ausnahmen sehr gut performt hat. Wo steht denn der VfB jetzt, wissen Sie jetzt schon ein bisschen mehr?

Sebastian Hoeneß: Ja, auf jeden Fall wissen wir mehr. Für den Stand der Vorbereitung gibt das Spiel einfach mehr Feedback als ein Spiel gegen Bilbao mit der B-Mannschaft. Trotzdem haben wir auch gesehen, dass die Leverkusener wahrscheinlich auch nicht mit ihrer besten Elf gespielt haben - trotzdem ist es noch eine richtig gute Fußballmannschaft. Auch bei uns ist es ja nicht so, dass wir schon aus den Vollen schöpfen konnten. Ich habe eine gute Rückmeldung bekommen. Wir sind in bestimmten Bereichen auf dem richtigen Weg. Die Entwicklungsschritte haben begonnen. Die ersten sind vollzogen worden und das ist gut zu wissen.

Stuttgart

Fußball | Supercup Elferschießen auf das falsche Tor "bitter" - VfB-Trainer Hoeneß ist wütend

Sebastian Hoeneß, Trainer des VfB Stuttgart, war nach dem verlorenen Spiel um den Supercup gegen Bayer Leverkusen wütend. Der Coach ärgerte sich nicht nur über den verschenkten Sieg seiner Mannschaft, er haderte auch mit dem Elfmeterschießen auf das aus seiner Sicht falsche Tor.

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Trotzdem haben wir gesehen, dass es noch Themen gibt, an denen wir arbeiten müssen. Wir stehen am Anfang. Eigentlich trainieren wir seit zwei Wochen mit der Mannschaft, die jetzt da ist und die dann auch das Gesicht des Spiels war. Dafür sind wir Schritte in die richtige Richtung gegangen, aber auch nicht mehr. Das war ein Spiel, ein Wettbewerb. Jetzt beginnt die Bundesliga. Wir werden die nächsten Trainingswochen nutzen müssen, bis dann wirklich die Englischen Wochen kommen, wo einfach weniger trainiert werden kann. Deswegen sind wir froh über diese Rückmeldung, die wir bekommen haben, aber enttäuscht über das das fehlende Resultat.

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Das Interview führte
Andreas Köstler