Am Mittwoch (18:45 Uhr) wird es für den VfB Stuttgart in Belgrad ernst. Gegen den Vorletzten der 36-er-Liga sollte der zweite Sieg der laufenden Champions-League-Saison möglich sein. Doch die Atmosphäre in Belgrad ist hitzig, die Ultras von Roter Stern gelten als gewaltbereit. Auch der Spielertunnel im Stadion des Traditionsklubs erinnert eher an einen Kriegsbunker als an Fußballstadion. Im Vorfeld der Partie liegt also nicht nur sportlich Spannung in der Luft, der VfB hat seinen Fans entsprechend eine Reiseempfehlung gegeben. Doch wie gefährlich ist die Reise wirklich?
Was sollte man über die Fanszene in Belgrad wissen?
Nachdem Vereinsbeirat André Bühler kürzlich einem einem Post auf seinem privaten X-Account den Begriff "Lebensgefahr" verwendet hatte, waren Aufregung und Medienecho groß. Bezogen war die Aussage darauf, auf keinen Fall außerhalb des Gästeblocks Karten zu kaufen. Rund 2.500 Fans begleiten die Schwaben laut des VfB-Fanbeauftragten in die serbische Hauptstadt.
Fußball | Bundesliga Das sagen die VfB-Fans zum Spiel in Belgrad
Der VfB Stuttgart hat seine Fans vor einer Reise nach Belgrad gewarnt. Doch was sagen die Fans selbst zu einer möglichen Auswärtsfahrt in die serbische Hauptstadt?
Von Lebensgefahr zu sprechen, empfindet Zoran Ikonic als "etwas übertrieben". Ikonic sitzt als ARD-Korrespondent schon seit mehreren Jahrzehnten in Belgrad, ist ein Beobachter der Szene. Sowohl die Hooligans von Roter Stern als auch von Stadtrivale Partizan, die immer wieder mit der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht werden, sind laut dem ARD-Korrespondenten gewaltbereit. "Aber die Gewaltbereitschaft bezieht sich eher auf die heimischen Rivalen, nicht auf internationale Verein", sagt Ikonic. Auf internationaler Bühne habe es lange keine Gewaltexzesse mehr gegeben.
Provokationen gehören allerdings zur Tagesordnung. "Sie sind auch für ihre rechtsextremen und homophoben Tendenzen bekannt." Dass sich die Fans von Roter Stern aus historischen Gründen eine Abneigung gegenüber deutschen Fans haben, schließt Ikonic hingegen aus. "Wären es etwa kroatische oder albanische Vereine, bei denen es eine geschichtliche Auseinandersetzung gibt, da könnte es eine Rolle spielen. Aber nicht bei den Deutschen."
Was sollten VfB-Fans bei An- und Abreise beachten?
Während die VfB-Ultras von der Grenze per Polizeieskorte bis zum Stadion begleitet werden und direkt im Anschluss an die Partie wieder zurück Richtung Grenze eskortiert werden, reisen einige Fans auch mit Flugzeug, Pkw oder Fanbussen an. Für die Einreise ins Nicht-EU-Land Serbien benötigt man einen gültigen Personalausweis oder einen vorläufigen Reisepass. Bei der Anreise mit Pkw oder Kleinbussen rät der VfB Stuttgart dazu, an den jeweiligen Hotels zur Parken und den Shuttlebusverkehr zu nutzen. Roter Stern Belgrad rät von einem Parken in Stadionumgebung ab. Das Stadion "Rajko Mitic" mit seinen knapp 52.000 Plätzen liegt südlich des Stadtzentrums, rund zehn Autominuten vom Hauptbahnhof Belgrad entfernt
Wie sollten sich die Stuttgarter Fans in der Stadt verhalten?
Anders als bei den Auswärtsspielen in Madrid oder Turin wird es in Belgrad vermutlich keine großen Fantreffen von VfB-Fans geben, wo auf großen Plätzen ausgelassen gefeiert oder eingestimmt wird. Davon rät auch der ARD-Korrespondent dringend ab. Sich in der Stadt erkennbar zu machen, Gesänge anzustimmen und lautstark durch die Straßen zu ziehen, kann gefährlich sein. "Das könnten die Fans von Roter Stern als Provokation ansehen", warnt Ikonic. Auch das offensichtliche Tragen von Trikots und Fanartikeln am Tag vor dem Spiel sei keine gute Idee. Taxis sollte man nur aus einem Hotel oder Restaurant bestellen. Betrugsversuche beim Halten am Straßenrand gehören in Belgrad zur Tagesordnung.
Auch Drogen und Geldwäsche sind in der knapp 1,5 Millionen Metropole keine Seltenheit. Die Stadt an der Donau gilt als Party-Metropole, Wasser aus dem Wasserhahn sollte man nicht trinken: Ein funktionierendes Abwassersystem gibt es nicht. Belgrads Abwässer werden ungeklärt in die Flüsse Save und Donau geleitet.
Für VfB-Fans gilt zusammenfassend also vor allem eines: Wer sich angemessen, einigermaßen unauffällig und zivilisiert verhält, sollte selbst in Belgrad keine Probleme bekommen.