Fußball | Bundesliga

Gesänge und Gänsehaut für VfB-Stürmer Deniz Undav: "Das war übertrieben"

Stand
Autor/in
Ann-Kathrin Rose
Das Interview führte
Jens Ottmann

Gänsehaut trotz Sommerhitze: Die Fans des VfB Stuttgart haben bei der Saisoneröffnung das ganze Team gefeiert, besonders laut aber war es bei Deniz Undav.

Deniz Undav hatte ein leuchtend orange-farbenes Leibchen über sein VfB-Trikot gezogen, sich mit den Händen auf die Bande gestützt und hielt für einen Moment inne. Er ließ seinen Blick schweifen, über die vielen der 50.000 Fans, die ihn mit Sprechchören feierten, seinen Namen auf Schilder geschrieben und seine Rückennummer auf ihr neues Trikot hatten drucken lassen. "Das war übertrieben", sagte Undav im Gespräch mit SWR Sport und rieb sich, fast ungläubig, das Ohrläppchen. "Ich glaub, man hat mir die Freude angesehen. Es macht einfach Spaß."

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Wechsel als Happy End

Und es wirkte als würde sich ein Kreis schließen für den 28-Jährigen. Bei der Saisonabschlussparty hatte Undav mit dem VfB im Mai die Vizemeisterschaft gefeiert, ein bisschen aber auch die Fans und sich selbst, für eine starke gemeinsame Saison und den Einzug ins internationale Geschäft. "Champions League" stand in großen Lettern auf der Partybrille – nur eines von vielen Zeichen, dass Undav die Reise nach Europa mit dem VfB bestreiten wollte.

Im Sommer dann setzte er erst mit der Nationalmannschaft bei der EM, aber auch in den Wochen danach weitere Zeichen. Besuchte die Teamkollegen beim Training, sprach öffentlich darüber, wie wohl er sich in Stuttgart fühle, und bekräftigte seinen Wechselwunsch. Am Freitag dann einigten sich die Stuttgarter mit dem englischen Klub Brighton & Hove Albion. Im Raum stehen 27 Millionen Euro für den Transfer, bestätigt ist die Summe nicht. Undav, der einen Vertrag bis 2027 am Neckar unterschrieben hat, wäre damit der Rekord-Transfer der Stuttgarter.

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Der VfB Stuttgart hat für Stürmer Deniz Undav so viel Geld ausgegeben wie für keinen anderen Spieler zuvor. Eine lohnende Investition, findet SWR Sportredakteur Johann Schicklinski.

Wechsel auch dank Undav selbst

"Es hat auch geklappt, weil Deniz Undav kräftig mitgeholfen hat – in der Kommunikation, in der Einstellung zu diesem Thema, in der Härte", sagte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth SWR Sport. "Ich habe gekämpft", verriet Undav, "habe jeden angerufen, den ich anrufen konnte. Das hat sich ausgezahlt und ich bin überglücklich."

Genau so ging es auch den Fans. 50.000, die neben der glühenden Hitze am Samstag dafür sorgten, dass die Luft flirrte – schon weit vor dem Anpfiff. "Ich versuche den Fans etwas zurückzugeben und hoffe, wir haben eine gute Saison", so Undav. Eine gute Saison, das ist für den Rückkehrer - oder auch Neuzugang - "natürlich nicht Platz 12 oder 13". Es klang fast ein bisschen wie ein Versprechen.

Jeff Chabot in seinem ersten Testspiel für den VfB Stuttgart.
Jeff Chabot kommt vom 1. FC Köln. Dort überzeugte der 1,95 Meter große und wuchtige Abwehrspieler in der vergangenen Saison vor allem mit seiner Zweikampfstärke und als "Mentalitätsmonster". Sein Trainer schätzt auch Chabots Führungsqualitäten: "Jeff ist ein Spieler, der auf jeden Fall direkt Präsenz hat. Er hat auch gleich angefangen zu coachen", sagte Sebastian Hoeneß. Er könnte der neue Abwehrchef des VfB Stuttgart werden. Bild in Detailansicht öffnen
Fabian Rieder im Trikot der Schweizer Nationalmannschaft
Fabian Rieder ist für die kommende Saison vom französischen Erstligisten Stade Rennes ausgeliehen. Der 22-jährige offensive Mittelfeldspieler bringt reichlich internationale Erfahrung mit: Mit Rennes und Bern spielte Rieder zwölfmal in der Europa League (zwei Tore, zwei Vorlagen). Hinzu kommen sechs Champions-League-Spiele (ein Tor, eine Vorlage) mit dem Schweizer Hauptstadt-Klub. Mit den Eidgenossen war er zudem bei WM 2022 in Katar und bei der EURO 2024 in Deutschland. Bild in Detailansicht öffnen
Schafft Innenverteidiger Ramon Hendriks beim VfB Stuttgart den Sprung in die Bundesliga?
Ramon Hendriks kommt von Feyenoord Rotterdam, war in den vergangenen beiden Spielzeiten jedoch an den FC Utrecht und Vitesse Arnheim ausgeliehen. In der abgelaufenen Saison absolvierte er 31 Spiele für Vitesse. In Utrecht wurde er von einem Kreuzbrandriss ausgebremst. Dennoch traut VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth den Innenverteidiger den Sprung in die Bundesliga zu, "gleichzeitig sehen wir bei ihm weiteres Entwicklungspotenzial". Bild in Detailansicht öffnen
Yannik Keitel, Neuzugang des VfB Stuttgart
Yannik Keitel kommt vom SC Freiburg. Er galt dort als Riesentalent und war sogar Kapitän der U21-Nationalmannschaft. Sein aktueller Marktwert beträgt fünf Millionen Euro (laut transfermarkt.de). Dennoch konnte sich der defensive Mittelfeldspieler beim Sport-Club nicht dauerhaft durchsetzen. Das hatte vor allem Verletzungsgründe. Inzwischen ist Yannik Keitel aber topfit: "Ich fühle mich sehr gut, bin auch gut in die Vorbereitung gestartet", sagte er. Bild in Detailansicht öffnen
VfB-Neuzugang Nick Woltemade beim Testspiel gegen Hollenbach
Nick Woltemade kam ablösefrei von Werder Bremen zum VfB Stuttgart. Trainer Sebastian Hoeneß beschreibt ihn als "hochspannenden Spieler" mit einer "unglaublichen Erscheinung". Als Guirassy-Ersatz dürfe man den 1,98 Meter großen Neuzugang aber nicht sehen. "Er ist nicht der klassische Stoßstürmer wie Serhou." Er lasse sich auch mal nach hinten fallen. "Am liebsten spiele ich auf der Zehn", sagt Woltemade. Bild in Detailansicht öffnen
Linksverteidiger Frans Krätzig soll beim VfB Stuttgart reifen.
Frans Krätzig kommt vorerst für ein Jahr vom FC Bayern München zum VfB Stuttgart. Dem Vernehmen nach sicherten sich die Schwaben auch eine Kaufoption. Der 21-Jährige gilt als Spieler mit starker Mentalität, ist dabei auch ausgesprochen flexibel: Linksverteidiger, offensiver Außenbahnspieler, zentraler Mittelfeldspieler. Frans Krätzig ist vielseitig verwendbar. Er gilt als spielintelligent und technisch stark. Ein solider Backup für Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt. Bild in Detailansicht öffnen
Offensiv-Talent Justin Diehl soll sich beim VfB Stuttgart entwickeln.
Justin Diehl kommt vom 1. FC Köln und gilt als eines der größten Offensiv-Talente seines Jahrgangs (2004). Mit nur 1,74 Metern Körpergröße ist der 19-Jährige keine furchteinflößende Erscheinung, dafür ist er umso hungriger auf Tore. Diehl hat auch schon erste Bundesliga-Erfahrung; Neunmal lief er für den 1. FC Köln in Deutschlands Elite-Liga auf. In der Rückrunde stoppten den linken Flügelspieler jedoch mehrere Verletzungen. Bild in Detailansicht öffnen
Torwart Stefan Drljaca kam von Dynamo Dresden und hütete im Testspiel gegen den FC Luzern das Tor des VfB Stuttgart.
Torwart Stefan Drljaca kam von Dynamo Dresden. Der 25-Jährige war lange Zeit Stammkeeper der Sachsen, zog sich im Januar jedoch einen Muskelbündelriss zu und war seitdem nicht mehr im Kader. Bei den Schwaben komplettiert er das Torhüter-Quartett um Stammkeeper Alexander Nübel, Stellvertreter Fabian Bredlow und dem talentierten Dennis Seimen, der mit der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart den Aufstieg in die 3. Liga geschafft hat. Bild in Detailansicht öffnen
Neuzugang Ermedin Demirovic im Training des VfB Stuttgart.
Ermedin Demirovic ist der neue Rekord-Transfer des VfB Stuttgart. Der 26-jährige Stürmer kommt für kolportierte 21 Millionen Euro vom FC Augsburg. 33 Spiele, 15 Tore, zehn Vorlagen - die Leistungsdaten aus der abgelaufenen Bundesliga-Saison sind beeindruckend. Er soll den zu Borussia Dortmund abgewanderten Serhou Guirassy ersetzen und entweder im Wechsel oder an der Seite von Deniz Undav für die Schwaben auf Torejagd gehen. Bild in Detailansicht öffnen
Deniz Undav im VfB-Trikot.
Deniz Undav ist eigentlich kein Neuzugang, schließlich war der 27-Jährige vergangene Saison bereits mit 18 Treffern und zehn Vorlagen an der Vizemeisterschaft des VfB Stuttgart beteiligt. Allerdings war Undav von Brighton & Hove Albion lediglich ausgeliehen. Doch nach einen langen Transferpoker gelang es dem VfB Stuttgart den Nationalspieler für kolportierte 27 Millionen Euro bis Juni 2027 an sich zu binden. Bild in Detailansicht öffnen

Hoeneß über Undav: "Ein Junge, der das Herz auf der Zunge trägt"

Zwischen all den Sprüchen und dem Stolz auf das Erreichte schwang bei Undav, der vor vier Jahren noch in Meppen unter Vertrag stand, immer auch Demut mit. "Übertrieben, ich kann das gar nicht in Worte fassen, wie krass das für mich ist." Kurz Luft holen, dann der Wischer über die Stirn: "Dass ich Champions League spielen darf. Dass ich es wirklich darf. Ich versuche, es einfach zu genießen und meine Leistung zu bringen."

Genau das hofft auch Trainer Sebastian Hoeneß, der in all dem Trubel der Saisoneröffnung irgendwie erleichtert wirkte, dass der Transfer doch noch zu Stande gekommen ist. "Die Menschen sind einfach froh, dass er da ist. Er ist ein Junge, der das Herz auf der Zunge trägt. Noch dazu kann er sehr gut Fußball spielen", so der Coach.

Ob Meppen oder Madrid: Hauptsache Champions League

"Es hat sehr lange gedauert, es waren sehr schwierige Verhandlungen – am Ende haben es unsere Verantwortlichen über die Linie gezogen. Darüber bin ich froh, und wie man gehört hat, auch die Fans." Dass die in der anstehenden Saison hinter ihrer Nummer 26 stehen, davon sind sie beim VfB überzeugt - und Undav auch: "Dann ist es auch egal, ob ich aus Meppen komme, Hauptsache wir spielen Champions League."

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Ann-Kathrin Rose
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Jens Ottmann