Deniz Undav hatte ein leuchtend orange-farbenes Leibchen über sein VfB-Trikot gezogen, sich mit den Händen auf die Bande gestützt und hielt für einen Moment inne. Er ließ seinen Blick schweifen, über die vielen der 50.000 Fans, die ihn mit Sprechchören feierten, seinen Namen auf Schilder geschrieben und seine Rückennummer auf ihr neues Trikot hatten drucken lassen. "Das war übertrieben", sagte Undav im Gespräch mit SWR Sport und rieb sich, fast ungläubig, das Ohrläppchen. "Ich glaub, man hat mir die Freude angesehen. Es macht einfach Spaß."
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Der VfB Stuttgart und seine Fans sind bereit für die neue Saison: Das Team dominiert im Testspiel gegen Athletic Bilbao, 50.000 feiern im Stadion.
Wechsel als Happy End
Und es wirkte als würde sich ein Kreis schließen für den 28-Jährigen. Bei der Saisonabschlussparty hatte Undav mit dem VfB im Mai die Vizemeisterschaft gefeiert, ein bisschen aber auch die Fans und sich selbst, für eine starke gemeinsame Saison und den Einzug ins internationale Geschäft. "Champions League" stand in großen Lettern auf der Partybrille – nur eines von vielen Zeichen, dass Undav die Reise nach Europa mit dem VfB bestreiten wollte.
Im Sommer dann setzte er erst mit der Nationalmannschaft bei der EM, aber auch in den Wochen danach weitere Zeichen. Besuchte die Teamkollegen beim Training, sprach öffentlich darüber, wie wohl er sich in Stuttgart fühle, und bekräftigte seinen Wechselwunsch. Am Freitag dann einigten sich die Stuttgarter mit dem englischen Klub Brighton & Hove Albion. Im Raum stehen 27 Millionen Euro für den Transfer, bestätigt ist die Summe nicht. Undav, der einen Vertrag bis 2027 am Neckar unterschrieben hat, wäre damit der Rekord-Transfer der Stuttgarter.
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Der VfB Stuttgart hat für Stürmer Deniz Undav so viel Geld ausgegeben wie für keinen anderen Spieler zuvor. Eine lohnende Investition, findet SWR Sportredakteur Johann Schicklinski.
Wechsel auch dank Undav selbst
"Es hat auch geklappt, weil Deniz Undav kräftig mitgeholfen hat – in der Kommunikation, in der Einstellung zu diesem Thema, in der Härte", sagte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth SWR Sport. "Ich habe gekämpft", verriet Undav, "habe jeden angerufen, den ich anrufen konnte. Das hat sich ausgezahlt und ich bin überglücklich."
Genau so ging es auch den Fans. 50.000, die neben der glühenden Hitze am Samstag dafür sorgten, dass die Luft flirrte – schon weit vor dem Anpfiff. "Ich versuche den Fans etwas zurückzugeben und hoffe, wir haben eine gute Saison", so Undav. Eine gute Saison, das ist für den Rückkehrer - oder auch Neuzugang - "natürlich nicht Platz 12 oder 13". Es klang fast ein bisschen wie ein Versprechen.
Hoeneß über Undav: "Ein Junge, der das Herz auf der Zunge trägt"
Zwischen all den Sprüchen und dem Stolz auf das Erreichte schwang bei Undav, der vor vier Jahren noch in Meppen unter Vertrag stand, immer auch Demut mit. "Übertrieben, ich kann das gar nicht in Worte fassen, wie krass das für mich ist." Kurz Luft holen, dann der Wischer über die Stirn: "Dass ich Champions League spielen darf. Dass ich es wirklich darf. Ich versuche, es einfach zu genießen und meine Leistung zu bringen."
Genau das hofft auch Trainer Sebastian Hoeneß, der in all dem Trubel der Saisoneröffnung irgendwie erleichtert wirkte, dass der Transfer doch noch zu Stande gekommen ist. "Die Menschen sind einfach froh, dass er da ist. Er ist ein Junge, der das Herz auf der Zunge trägt. Noch dazu kann er sehr gut Fußball spielen", so der Coach.
Ob Meppen oder Madrid: Hauptsache Champions League
"Es hat sehr lange gedauert, es waren sehr schwierige Verhandlungen – am Ende haben es unsere Verantwortlichen über die Linie gezogen. Darüber bin ich froh, und wie man gehört hat, auch die Fans." Dass die in der anstehenden Saison hinter ihrer Nummer 26 stehen, davon sind sie beim VfB überzeugt - und Undav auch: "Dann ist es auch egal, ob ich aus Meppen komme, Hauptsache wir spielen Champions League."