Seine "ruhige und sachliche Art" soll dem VfB in der aktuellen Situation helfen. Dietmar Allgaier, hauptberuflich Landrat des Landkreises Ludwigsburg, wurde am Freitag als neuer Präsident des VfB Stuttgart vorgestellt. Allerdings nur interimsmäßig, das war Allgaier wichtig zu betonen. Sein Job in der Kommunalpolitik erlaube nur für einige Monate eine Doppelbelastung.
Ungelegen kommt das dem Verein allerdings nicht. Auf der nächsten Mitgliederversammlung kann so ein Neustart mit einem neuen Präsidenten gelingen - unter Einbindung der Vereinsmitglieder. Dennoch sei es wichtig gewesen, den vakanten Posten schnell neu zu besetzen. Nicht nur um Ruhe und Stabilität in den Verein zu bringen, sondern auch, um weiter handlungs- und geschäftsfähig zu bleiben.
Externe Lösung priorisiert
Dabei sei immer eine externe Lösung priorisiert worden, heißt es von Vereinsseite. Kriterien für die neue Personalie waren für den VfB neben Erfahrung in Gremien-/Aufsichtsratsarbeit und einer Finanzkompetenz, auch eine gewisse Repräsentationsfähigkeit. All das bringt Allgaier aus Sicht des Vereins mit. Vor allem die Organisation der nächsten Mitgliederversammlung steht nun auf der To-Do-Liste des neuen Präsidenten. Ginge es nach ihm, solle die noch vor Weihnachten stattfinden. Die rechtlichen Rahmenbedingungen hierfür müssten allerdings noch geprüft werden.
Bereits am Montag hatte der Vereinsbeirat Kontakt zu Allgaier aufgenommen. Der erbat sich zunächst Bedenkzeit, hatte sich nach einem persönlichen Gespräch einen Tag später aber innerlich schon für den Posten entschieden. Die Zusage gab's dann am Donnerstagabend per Telefon – und zwar während eines Besuchs beim Pur-Konzert. SWR-Sportreporterin Anna Klär hat Dietmar Allgaier zum Interview getroffen:
Herr Allgaier, Sie sind jetzt Präsident des VfB Stuttgart. Wie ist das denn, wenn da jemand anruft und sagt: "Möchten Sie dieses Amt gerne übernehmen?"
Dietmar Allgaier: Na ja, man ist einen Moment sprachlos. Tatsächlich. Ich bin ja mit dem VfB Stuttgart seit Jahren verbunden und war auch schon an der einen oder anderen Stelle ehrenamtlich engagiert. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass der Anruf bei mir ankommt vom Vorsitzenden des Vereinsbeirats. Und tatsächlich war ich schon einen Moment sprachlos und musste mich dann auch wieder sammeln. Aber das habe ich auch. Das ist ja nicht nur eine Ehre, sondern vor allem auch eine eine hohe Verantwortung, eine große Verantwortung, der ich mich interimsweise jetzt für eine gewisse Zeit, auch mit Demut, aber vor allem mit vollem Engagement stelle.
Der VfB kommt aus unruhigen Zeiten. Ist das eigentlich ein angenehmer Job? Denkt man dann nicht: "Mensch, möchte ich das wirklich machen?"
Na ja, man muss das vielleicht so beantworten: Ich denke, wir schauen nach vorne. Der VfB Stuttgart, Vereine, Unternehmen auch Kommunalpolitik - es gibt immer Auf und Abs. Ich denke, im Moment sind wir einfach in einer Situation, wo durch die Entscheidung in der Mitgliederversammlung jetzt eine klare Aufgabenstellung da ist. Nämlich die Vorbereitung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung, um einen neuen Präsidenten oder eine neue Präsidentin wählen zu können. Ich denke, das ist das Wichtige. Das Wichtige ist auch, wenn man eben aus etwas unruhigeren Zeiten herauskommt, dass man auch versucht, Kontinuität und Stabilität wiederherzustellen. Dass es auch eine gute Kommunikation gibt, nach innen in den Verein, aber natürlich auch nach außen zu den Fans, zu den Mitgliedern, zu den Fan-Auschüssen und dass man aber vor allen Dingen auch den Verein weiter geschäftsfähig hält. Denn durch die Entscheidung der Mitgliederversammlung war ja der VfB Stuttgart 1893 e. V. zunächst mal nicht mehr handlungsfähig. Wir haben jetzt mit Andreas Grupp und mir ein Präsidium und jetzt schauen wir nach vorne. Ich freue mich auf die Aufgabe.
Fußball | Bundesliga Dietmar Allgaier ist Interimspräsident beim VfB Stuttgart
Der Vereinsbeirat des VfB Stuttgart hat Dietmar Allgaier als Interimspräsident bekanntgegeben. Die Ernennung war durch die Abwahl von Claus Vogt nötig geworden.
Eine der großen Aufgaben wird sein, die Mitgliederversammlung vorzubereiten, aber eben auch etwas Ruhe reinzubringen. Wir haben im Umfeld gehört Sie seien ein ruhiger, sachlicher Typ. Würden Sie das auch so bestätigen?
Ja, ich glaube schon. Ich glaube schon, dass ich ein ruhiger, sachlicher Typ bin. Ich versuche also ehrlich zu kommunizieren und offen und vor allem nicht über einen, sondern miteinander mit den Betroffenen. Ich glaube, das ist auch ganz wichtig. Ich bin ja heute erst den ersten Tag hier. Ich kenne natürlich viele Leute, aber ich kenne nicht alle. Für mich geht es vor allem zunächst mal darum die Verwaltung des VfB kennenzulernen, die Gremien und vor allen Dingen eben auch die Abteilungen. Also jetzt Schritt für Schritt noch mal. Ich bin Interimspräsident. Es ist jetzt einfach so, dass ich versuchen möchte, gemeinsam mit Andreas Grupp - das ist mir sehr wichtig, dass ich ihn immer mit einbeziehe - in eine gute Kommunikation und in eine ehrliche Kommunikation zu gehen und vor allem aber auch das Vertrauen für diese Zeit zu bekommen.
Sie betonen das "interims" immer sehr. Daran ist nichts zu rütteln?
Naja, ich bin hauptberuflich Landrat des Landkreises Ludwigsburg und insofern beruflich gut ausgelastet. Und tatsächlich ist es so, das habe ich auch dem Vereinsbeirat von Anfang an erklärt: Ich stehe jetzt für eine Interimszeit bis zur nächsten Mitgliederversammlung gerne zur Verfügung, auch mit 150 Prozent, aber nicht darüber hinaus, weil es sich einfach mit meinem Beruf nicht vereinbaren lässt. Ich denke, der VfB Stuttgart braucht langfristig einen Präsidenten oder eine Präsidentin, wo dann auch wirklich vollumfänglich die Zeit vorhanden ist, um sich all dem zu widmen, was ja auch notwendig ist.
Er ist ein bisschen eine pathetische Frage. Sie sind schon lange beim VfB. Was bedeutet Ihnen denn dieser Verein?
Na gut, ich ich beantworte es mal so: Wenn Sie in mein Dienstzimmer kommen würden, dann würden sie in meinem Dienstzimmer schon seit Jahren ein Trikot vom VfB Stuttgart - mit meinem Namen allerdings - vorfinden. Wunderschön gerahmt. Das zeigt einfach: Der VfB Stuttgart ist mein Herzensverein und ich bin emotional sehr eng mit ihm verbunden.