Philipp Strompf und Luka Hyryläinen klatschen sich ab. Nach der 1:2-Niederlage changiert der SSV Ulm 1846 Fußball zwischen Frust und Stolz.

Fußball | 2. Bundesliga

Knappe Niederlage gegen den FCK - Stolz und Frust beim SSV Ulm

Stand
Autor/in
Michael Richmann

An der Leistung gemessen, war es ein sehr gutes Zweitliga-Comeback des SSV Ulm 1846 Fußball. Wäre da nicht das bittere Ergebnis gegen den FCK. Alles in allem sind die Ulmer jedoch zufrieden.

Gedankenverloren lauschte Thomas Wörle dem Statement seines Trainerkollegen Markus Anfang vom 1. FC Kaiserslautern. Statt eines Happy Ends musste der Aufstiegscoach bei der Zweitliga-Rückkehr des SSV Ulm nach 23-jähriger Abstinenz einen Dämpfer verdauen. "Wir wussten, dass wir in der neuen Liga ganz sicher mehrfach Lehrgeld bezahlen müssen. Und heute ist das der Fall", sagte Wörle nach dem 1:2 (0:0) gegen den FCK. "Ich denke, dass wir alles in allem ein gutes Spiel gemacht haben. Wir haben in meinen Augen auch sehr gut verteidigt. Und machen dann zwei Fehler, die uns am Ende dann den Sieg oder zumindest einen Punkt kosten."

Higl schoss den SSV Ulm in Führung

Zwar brachte Felix Higl den SSV vor 17.400 Zuschauern im Donaustadion zunächst in Führung (49.). Diese egalisierte dann aber Boris Tomiak (77./Elfmeter) und in der Schlussphase zog Aaron Opoku das Spiel dann komplett auf die Seite des FCK (83.). Für Wörle war die Niederlage besonders bitter, denn "wir hatten komplette Kontrolle über das Spiel. Wir haben keine Torchancen zugelassen, haben selber sogar noch mal ein, zwei wirklich sehr gefährliche gehabt. Es sah eher danach aus, als ob wir das Ding nach Hause bringen".

"Wir haben die Härte der 2. Liga direkt mitbekommen. Fehler werden sofort bestraft", sagte Torschütze Higl. Aufmuntern ließ sich der Stürmer nicht davon, dass er den ersten Treffer der Spatzen seit dem 20. Mai 2001 in der 2. Liga erzielen konnte. "Ich hätte lieber die drei Punkte mitgenommen und kein Tor gemacht. Vielleicht ist es ein kleiner Trost, aber eigentlich nicht. Am Ende verlieren wir das Spiel."

Keeper Ortag hält den SSV Ulm im Spiel

Schon die ersten Minuten gehörten den Gästen. Aus ihren Vorteilen machten sie jedoch lange Zeit zu wenig. Bei der wohl besten Möglichkeit des FCK rettete der Ulmer Schlussmann Christian Ortag nach einer halben Stunde gegen Marlon Ritter. Aber auch der SSV arbeitete sich nach einer passiven Anfangsphase in das Spiel hinein.

Nach dem Seitenwechsel meldete wieder der FCK erste Ansprüche an: Opoku vergab eine Konterchance (47.). Beinahe im Gegenzug präsentierte sich Higl allein vor Lauterns Torhüter Julian Krahl zielsicherer und erzielte die etwas glückliche Führung für den SSV.

SSV Ulm gibt das Spiel aus der Hand

Dem FCK blieb aber noch genug Zeit. Er benötigte jedoch erst einmal die Unterstützung des Videoassistenten. Erst nach dessen Einschreiten entschied Schiedsrichter Robert Schröder auf Strafstoß. Johannes Reichert wollte den Ball klären, traf dann aber den von hinter heraneilenden Daniel Hanslik. "Ich habe gedacht, ich habe Zeit", sagte Reichert. "Und der eine kam dann aus meinem Rücken von Lautern, hat seinen Fuß irgendwie vor mich gebracht und ich treffe ihn - eigentlich gar nicht absichtlich."

Ulms Kapitän ist trotzdem stolz

Absicht oder nicht, das spielte bei dem Elfmeter jedoch keine Rolle. So musste Reichert mit ansehen, wir Tomiak sicher verwandelte und Opoku nur sechs Minuten später abstaubte. "Sehr, sehr bitter", ärgerte sich der Ulmer Kapitän, "weil wir meiner Meinung nach das Spiel dann selber aus der Hand gegeben haben - einmal mit dem Elfmeter, beim zweiten Mal sehen wir auch nicht so gut aus. Dann wird es halt auf dem Niveau eiskalt bestraft."

Trotz der Niederlage können die Ulmer viel Positives aus dem Spiel mitnehmen, findet Geschäftsführer Markus Thiele. "Einsatz und Wille haben wir gezeigt, das nehmen wir mit", sagte er. Dem stimmte auch der Käpt'n zu: "Wir haben nach so langer Zeit heute unser Comeback gegeben, und ich denke, wie wir aufgetreten sind, war sehr, sehr gut."

Ulm freut sich jetzt auf das Aufsteiger-Duell

2. Bundesliga, der 1. FC Kaiserslautern, ein ausverkauftes Donaustadion - Johannes Reichert hält das alles für "unfassbar verrückt". "Ich bin auch den ganzen Weg mit dem Verein mitgegangen und wir hatten so viele schlechte Zeiten. In den letzten Jahren, wie wir uns da einfach zurückgekämpft haben - ein Traum für mich, für uns alle."

SSV-Offensivspieler Romario Rösch setzt auf einen Lernfortschritt, schließlich steht am Freitag schon ein richtungsweisendes Spiel gegen Mit-Aufsteiger SSV Jahn Regensburg auf dem Programm. "Sich zu ärgern, das bringt nichts mehr. Es ist vorbei", sagte Rösch. "Dort müssen wir drei Punkte holen und dann wäre es auch noch ein guter Start."

Stand
Autor/in
Michael Richmann