Matthias Ginter hat eine aufregende Fußballwoche hinter sich. Vergangenen Donnerstagabend war er beim Abschiedsspiel für Lukas Podolski in der ausverkauften Kölner Arena mit dabei: "Das war überragend", freute sich der Abwehrboss des SC Freiburg über das Wiedersehen mit seinen Weltmeister-Kollegen von 2014, Ex-Bundestrainer Jogi Löw auf der Bank und die tolle Stimmung im Stadion. "So einen Abschied hatte sich Poldi verdient". Nach der Kür folgte aber auch gleich die Pflicht, mit einem Fahrdienst ging es zurück nach Freiburg. Und nur gut 18 Stunden später spielte Ginter schon wieder für den Sport-Club beim mit 2:1 gewonnenen Test-Duell gegen den 1. FC Kaiserslautern.
Comeback nach langer Verletzungspause
Doppelte Spielpraxis, die Matthias Ginter gut tut. Schließlich fiel der 30-Jährige ab März monatelang aus, musste sich nach anhaltenden Achillessehnen-Beschwerden einer Operation unterziehen. Nach seiner Einwechslung zum Saisonstart gegen den VfB Stuttgart feierte er am 21. September beim 3:0 in der Bundesliga beim 1. FC Heidenheim sein Startelf-Comeback. Inzwischen kommt er körperlich wieder richtig gut daher: "Ich habe keine Probleme mehr", sagte Ginter im Gespräch mit SWR Sport über seine reibungslose Genesung. Es war die erste schwere Verletzung in seiner bereits zwölfjährigen Bundesliga-Karriere für Freiburg, Dortmund und Mönchengladbach.
Auch Christian Streich freut sich über Ginters Comeback
"Ich bin total froh, dass er wieder gesund ist", freute sich am Wochenende im Rahmen der Deutschen Straßenfußball-Meisterschaft der Obdachlosen in Freiburg auch Ex-Trainer Christian Streich. Nicht nur vom Comeback von Matthias Ginter, auch vom prima Start seines ehemaligen Teams war Streich angetan: "Es läuft total super, da steckt Arbeit dahinter", so Streich, "aber das war gar keine Frage für mich, das habe ich so erwartet".
Dass Matthias Ginter im Vollbesitz seiner Kräfte wieder im Team steht, tut nicht nur ihm, sondern auch dem SC Freiburg richtig gut. Das bewährte Innenverteidiger-Tandem des Sport-Clubs mit Philipp Lienhart ist wieder komplett, der gelungene Saisonstart mit vier Siegen aus sechs Spielen und Platz vier in der Tabelle rundet die Ginter-Rückkehr auch sportlich ab: "Matthias hat mit 18 hier sein erstes Bundesligaspiel gemacht, er kennt den Verein in- und auswendig", zeigte der neue Freiburger Cheftrainer Julian Schuster größten Respekt vor seinem erfahrenen Abwehrspieler, der vor zwei Jahren aus Mönchengladbach in seine Heimat Freiburg zurückkam. "Er hat eine unglaubliche Haltung und Einstellung dem Fußball gegenüber", so Schuster, "nutzt jeden Tag, um besser zu werden und investiert da auch unglaublich viel. Ein großes Vorbild."
Matthias Ginter: Nie Rot, nie gesperrt
Vorbildlich ist auch die smarte Spielweise des Innenverteidigers. In mehr als 500 Pflichtspielen seit der U17 ist keine einzige Rote Karte für Matthias Ginter notiert. In diesen vielen Jahren bis heute wurde der gebürtige Freiburger nicht ein einziges Spiel gesperrt. "Ich hatte Glück, zweimal erst am letzten Bundesligaspieltag meine fünfte gelbe Karte bekommen zu haben", lacht Ginter über die erstaunlich faire Statistik für einen Innenverteidiger: Nur 28 gelbe Karten in 353 Bundesligaspielen!
Apropos Vorbild: Im April wurde Matthias Ginter der baden-württembergische Landesorden für besondere Verdienste verliehen. Der Fußballprofi, inzwischen zweifacher Familienvater, hat vor einigen Jahren mit seiner Frau eine eigene Stiftung gegründet, die Projekte für geistig, körperlich und sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche im Raum Freiburg unterstützt (www.matthias-ginter-stiftung.de): "Wir sind sehr froh, dass wir das gemacht haben", so Ginter, "es macht unglaublich viel Freude, die Kinder mit vermeintlichen Kleinigkeiten zu unterstützen."
Ginter: "Julian Schuster hat als Trainer einen guten Mix"
Matthias Ginter spielte übrigens in seinen ersten beiden Profijahren beim SC Freiburg gemeinsam mit dem aktuellen Chefcoach Schuster in einem Team. Kein Problem für Matthias Ginter, auch in Sachen Ansprache: "Ich sage Schusti oder Trainer zu ihm." Und im Vergleich zu seinen vielen namhaften Trainern wie Christian Streich, Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel, die Ginter in seinen zwölf Jahren Bundesliga begleiteten, schneidet Julian Schuster schon richtig gut ab: "Das kommt manchmal in der Kabine uncool an, wenn man vom Trainer schwärmt", zierte sich Matthias Ginter im Fernsehstudio von SWR Sport zunächst lachend vor einem Lob, um dann aber doch loszulegen: "Er hat viel von Christian Streich, aber auch etwas von Tuchels Spielansatz mit hohem Pressing, er ist auch Kumpeltyp wie Kloppo und hat von allem einen ganz guten Mix."
Findet die Länderspielkarriere eine Fortsetzung?
Ins Stocken geraten, zuletzt auch wegen der langen Verletzungspause, ist die Nationalmannschaftskarriere von Matthias Ginter. Das letzte von seinen immerhin schon 51 Länderspielen war am 12. Juni vergangenen Jahres beim 3:3 gegen die Ukraine. Er ist etwas aus dem Blickfeld des neuen Bundestrainers geraten. Über einen Anruf von Julian Nagelsmann und weitere Einladungen zum Nationalteam jedenfalls würde sich der wiedergenesene Freiburger Abwehrboss mächtig freuen. Egal ob er dann spielen würde oder nicht: "Ich würde in jedem Fall kommen."