Christian Streich posiert mit zwei Straßenfußballern für ein Foto

21. Deutsche Meisterschaft

Christian Streich unterstützt Straßenfußballer: "Die Ellenbogen werden nicht weicher"

Stand
Autor/in
Julius Richter
Nikolaus Rhein
Onlinefassung
Martin Maibücher

In Freiburg ist am Samstag die 21. Deutsche Meisterschaft im Straßenfußball zu Ende gegangen. Die Teilnehmer: Obdachlose, Drogenabhängige und Geflüchtete. Als Unterstützer mit dabei: Ex-Freiburg-Trainer Christian Streich.

Ein Turnier auf einem Kleinfeld mitten in der Freiburger Innenstadt. Gemeinsam dem Ball hinterherjagen, Spaß haben - und ein Zeichen setzen gegen soziale Ausgrenzung: Das ist das Motto am Samstag auf dem Stühlinger Kirchplatz.

Unter den Zuschauern: Christian Streich, bis zum Ende der vergangenen Saison Cheftrainer des SC Freiburg. Der 59-Jährige sprach mit vielen Teilnehmenden und Gästen, auch für Erinnerungsfotos nahm sich der langjährige Bundesliga-Coach Zeit. "Toll ist, dass man jetzt hier auf dem Kirchplatz, der nicht unbedingt immer positiv belegt ist in der Stadt, so eine tolle Veranstaltung hat", sagt Streich im Gespräch mit SWR Sport. "Mit Menschen, die zu ganz großen Teilen völlig unverschuldet in Not kommen und jetzt einfach miteinander Fußball spielen." Gerade in Zeiten, die "nicht sanftmütiger" werden und in denen "die Ellenbogen nicht weicher" werden, so Streich.

Zehn Teams gehen in Freiburg an den Start

Einer der Kicker ist Sami Bijaoui. Er spielt für "Ocker-Beige" aus Berlin, ein Team der Wohnungslosen. Alle tragen die Rückennummer Zehn, damit es ja keinen Streit gibt. Vor anderthalb Jahren zog Sami von Stuttgart nach Berlin und landete einige Monate auf der Straße. "Es ist hart auf der Straße. Aber ich bin froh, dass ich da bin, weil durch Ocker-Beige sind einige Türen aufgegangen, die haben mich unterstützt. Jetzt lebe ich im Betreuten Wohnen und bin positiver Dinge", erzählt Sami Bijaoui.

Bei der Deutschen Meisterschaft im Straßenfußball spielen zehn Teams aus Deutschland und der Schweiz um den Titel. Es sind Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben. Ohne Dach über dem Kopf, Menschen mit Drogenproblemen, Menschen, die aus ihrer Heimat nach Deutschland geflüchtet sind.

Turnier-Organisator freut sich über großen Zuspruch

In der Freiburger Innenstadt stehen die oft Ausgegrenzten im Mittelpunkt. Es ist ein Ort der Begegnung. "Wir sind wirklich begeistert von der Atmosphäre. Weil es eben auch das Ziel ist, diese Atmosphäre, die auf dem Feld herrscht, das Fairplay und das Zusammenkommen überschwappen zu lassen auf das Drumherum. Auf die Fans, die Menschen, die spontan vorbeikommen, dass sie miteinander ins Gespräch kommen. Und genauso so soll es sein", sagt Turnier-Organisator Philipp Höfer vom beneFit e.V..

Die integrative Kraft des Fußballs und den Wert einer Straßenfußball-Meisterschaft betont auch Christian Streich: "Genau das hilft den Menschen, dass sie nicht in eine Endlosschleife kommen und nicht den Lebensmut verlieren und nicht mehr wissen, wo sie hinsollen."

Der Deutsche Meister im Straßenfußball kommt aus Oberbayern

Das Turnier in Freiburg geht über zwei Tage. Gespielt wird auf einem Kleinfeld. Vier gegen Vier. Das Team "Ocker-Beige" mit Sami Bijaoui aus Berlin landet am Ende auf Platz Sechs.

Wir sind alle Menschen. Alle haben das gleiche Blut. Rote Farbe. Deshalb ist es geil, dass es sowas gibt, positive Vibes. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr wieder eine Deutsche Meisterschaft gibt.

Deutscher Meister in diesem Jahr werden "Die Lindenhof Grashüpfer" aus Oberbayern. Die Freude über den Pokal ist riesig. Und für alle auf dem Freiburger Kirchplatz gilt: Mittendrin, statt ausgegrenzt.

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Julius Richter
Nikolaus Rhein
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Martin Maibücher