Vor der Partie des SC Freiburg gegen den 1. FC Heidenheim (1:1) hatte SCF-Trainer Christian Streich mal wieder für einen klassischen "Streich" gesorgt. Im Spielertunnel war der Coach zu Schiedsrichterassistent Michael Bacher gegangen und hatte ihm mit auf den Weg gegeben: "Wenn was ist, kommen sie nochmal kurz, gell? Ich habe drei Gelbe Karten und nächste Woche ist mein letztes Spiel."
Der Hintergrund: Bei vier Gelben Karten wird ein Trainer für eine Partie gesperrt. Hätte Streich im Spiel gegen den Aufsteiger von Schiedsrichter Daniel Siebert also seine vierte "Gelbe" gesehen, hätte er die Partie am 34. Spieltag gegen Union Berlin - seine letzte als SCF-Trainer - verpasst.
Weil sich Streich aber zusammenriss und nichts zu Schulden kommen ließ, wird er sich nach zwölf Jahren als Freiburger Cheftrainer in Berlin gebührend von der Bundesliga-Bühne verabschieden können. SWR Sport blickt zurück auf zwölf Jahre mit vielen Höhen und wenigen Tiefen.
Christian Streich übernimmt das Cheftraineramt des SC Freiburg
21. Januar 2012: Nach über 16 Jahren als Trainer in der Jugend des SCF übernimmt der damalige Co-Trainer Christian Streich den Bundesligisten zum Rückrundenstart als Chefcoach. Zuvor war der damalige Cheftrainer Marcus Sorg von seinen Aufgaben entbunden worden, nachdem der Verein als Tabellenletzter in die Winterpause gegangen war.
Es ist das erste Mal in seiner Laufbahn, dass der ehemalige Profifußballer einen Verein hauptverantwortlich trainiert. Bei seinem ersten Spiel als Trainer des SC Freiburg darf sich Streich über einen 1:0-Erfolg gegen den FC Augsburg freuen.
Die Rückrunde unter Streich verläuft äußerst erfolgreich. Der Trainer führt die Mannschaft von Platz 18 auf Rang zwölf, holt mehr als doppelt so viele Punkte wie Sorg in der Hinrunde und sichert mit dem Verein bereits am 32. Spieltag den Klassenerhalt.
Streich führt den SC Freiburg nach Europa
11. Mai 2013: Damit hatten vor der Saison wohl die Wenigsten gerechnet. Binnen anderthalb Saisons führt Christian Streich den SC Freiburg aus dem Abstiegskampf ins europäische Geschäft. Als Tabellenfünfter qualifizieren sich die Breisgauer für die Europa League.
Dort allerdings ist nach der Gruppenphase Schluss. Hinter dem FC Sevilla (Spanien) und Slovan Liberec (Tschechien) landet der SC Freiburg mit sechs Punkten auf Rang drei und verpasst den Einzug in die K.o.-Runde.
Aus Europa in die Zweite Liga: Der SC Freiburg steigt ab
23. Mai 2015: Nach der großen Euphorie geht es für Christian Streich und sein Team bergab. Auf den fünften Platz (2012/2013) folgt ein 14. Rang die Saison darauf und der Abstieg im Jahr 2015. Vor dem SC Paderborn und hinter dem HSV wird der SC Freiburg 17. und muss in die Zweite Liga.
Für den Verein ist es der vierte Abstieg aus der Bundesliga. Der SC Freiburg aber hält an Christian Streich als Trainer fest. Der wiederum zahlt das Vertrauen der Verantwortlichen schon in der darauffolgenden Saison zurück.
Wiederaufstieg des SC Freiburg in die 1. Bundesliga
15. Mai 2016: Dem SC Freiburg gelingt unter Christian Streich der direkte Wiederaufstieg. Vor RB Leipzig und dem 1. FC Nürnberg wird der Sport-Club mit 72 Punkten, trotz einer 1:2-Niederlage am letzten Spieltag gegen Union Berlin, Zweitliga-Meister.
Bereits in der darauffolgenden Saison führt Streich seine Mannschaft auf Platz sieben. Damit erreicht der Verein die Europa-League-Qualifikation. Dort ist in der dritten Runde gegen den slowenischen Verein NK Domžale Schluss. Nach einem 1:0-Hinspiel-Sieg scheidet der SC Freiburg nach einer 0:2-Rückspiel-Niederlage aus.
Streichs SC Freiburg schreibt Geschichte
5. Dezember 2021: Am 14. Spieltag der Saison 2021/2022 schreiben Streich und der SC Freiburg Geschichte. In Mönchengladbach gewinnt der SC mit 6:0. Es ist bis heute der höchste Sieg der Vereinshistorie.
Am Ende der Saison qualifiziert sich der Verein als Tabellensechster nicht nur erneut für die Europa League, sondern erreicht erstmals auch das Finale des DFB-Pokals. Im Elfmeterschießen müssen sich die Breisgauer dort aber RB Lepizig geschlagen geben. Am Ende steht es 3:5.
In der Europa League führt der Weg als Gruppensieger diesmal bis ins Achtelfinale. Dort aber scheitert Streichs Mannschaft an Juventus Turin. Gegen die Alte Dame verliert der SCF mit 0:1 und 0:2 und scheidet aus.
SC Freiburg spielt seine beste Saison
27. Mai 2023: Knapp zweieinhalb Monate später beendet der SC Freiburg die Bundesligasaison mit 59 Zählern auf Platz fünf. Es ist die beste Saison der Vereinsgeschichte und führt den Sportclub erneut in die Europa League.
Dort erreicht der SCF als Tabellenzweiter der Gruppe A hinter West Ham United wie im Vorjahr das Achtelfinale, wo sie erneut auf den englischen Premier-League-Club treffen. Nach einem überraschenden 1:0-Hinspiel-Erfolg in Freiburg, müssen Christian Streichs Schützlinge sich im Rückspiel mit 0:5 geschlagen geben.
Christian Streich verkündet seinen Rücktritt
18. März 2024: Mit den Worten "Ich möchte euch schweren Herzens mitteilen, dass ich im Sommer meine Tätigkeit als Trainer beim SC Freiburg nicht mehr fortsetzen werde" verkündet Christian Streich, dass er den Verein zum Saisonende verlassen wird. Nach zwölf Jahren als Cheftrainer macht Streich Schluss.
Nur vier Tage später vermeldet der Verein, in seinem ehemaligen Kapitän und derzeitigem Verbindungstrainer Julian Schuster, Streichs Nachfolger gefunden zu haben.
Im ersten Spiel nach Streichs Rücktrittserklärung gewinnt der SCF im Auswärtsspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 3:0. Am 11. Mai folgt dann der emotionale Höhepunkt. Im Heimspiel gegen Heidenheim verabschiedet sich Streich von den Freiburger Fans und die Fans von ihm. Eine Ära in Freiburg endet.