Fußball | Nationalmannschaft

Otto Rehhagel: "Nur Siege sorgen für EM-Stimmung"

Stand
Redakteur/in
Michael Spindler

Otto Rehhagel hat vor 20 Jahren mit Griechenland den EM-Titel geholt. Im Interview mit SWR Sport und SRF-Sport spricht der 85-Jährige auch über die deutsche Nationalmannschaft.

Die EM-Stimmung in Deutschland ist nach dem deutlichen Auftaktsieg der DFB-Elf gerade ziemlich euphorisch, das muss auch Otto Rehhagel zugeben. Und gerade König Otto weiß ja am besten, was man erreichen kann, wenn man die Euphoriewelle zu nutzen versteht. Egal ob mit dem EM-Titel mit Griechenland oder der Meisterschaft mit Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern, Fußballwunder hat Rehhagel gleich mehrfach erlebt.

Sieg gegen Schottland kein Maßstab

Ob das 5:1 der deutschen Mannschaft gegen Schottland der Anfang einer Erfolgsstory bei dieser Heim-EM war, da ist sich Rehhagel aber noch nicht so sicher: "Ich habe ja einen schönen Satz gelesen von Rudi Völler, meinem früherer Spieler Rudi. Der hat gesagt, wir können das richtig einordnen. Das war schön gesagt, denn wir haben ja in der zweiten Halbzeit in Überzahl gespielt. Da hatte der Gegner keine Chance mehr", so die Meinung von Rehhagel.

Euphorie weiter entfachen

Prinzipiell traut Rehhagel der deutschen Mannschaft einiges zu. Und ein Auftaktsieg war natürlich wichtig für die EM-Stimmung bei dieser Heim-EM. Aber bei aller Freude darüber, wäre es für Rehhagel viel zu früh, deshalb schon vom Titel zu träumen. "Jetzt ist die Begeisterung natürlich groß und alle hoffen auf den EM-Titel. Doch das ist noch ein weiter Weg. Aber wenn wir auf diesem Weg weitermachen, dann wird auch die Begeisterung sich weiter steigern. Das geht aber nur durch Siege", so Rehhagel.

So richtig los geht es erst im Halbfinale

Die entscheidende Phase des Turniers kommt für Rehhagel ohnehin erst in den k.o-Spielen. Bis dahin sollte Deutschland seiner Meinung nach keine Probleme bekommen, wobei man keinen Gegner unterschätzen sollte. "Im Fußball passieren ja manchmal die dollsten Sachen", gibt Rehhagel zu bedenken und wer wüsste das besser als er. Auch das Endspiel hält Rehhagel für die DFB-Elf möglich, doch die letzten Hürden sind die höchsten. "Es wird erst richtig schwierig, wenn es ins Halbfinale geht und dann der Gegner England oder Frankreich heißt. Nix gegen die Schotten, aber die waren nicht in der Lage, uns Schwierigkeiten zu bereiten", so die Prognose von Rehhagel.

Bei einer Fußball-EM werden Stars geboren

Rehhagel hat 2004 mit weitgehend unbekannten griechischen Spielern den EM-Titel geholt. Deutschland dagegen hat 2024 eine erstklassige Mannschaft mit vielen international bekannten Namen und großen Talenten. Aber ob ein Florian Wirtz oder Jamal Musiala wirklich zu Stars des Turniers werden können, müssen diese erst noch beweisen. "Die beiden haben zwar in der Bundesliga gezeigt, dass sie Fußball spielen können. Aber das EM-Turnier ist etwas anderes. Wenn sie den Siegtreffer im Finale für Deutschland erzielen, dann sind sie durch", sagt Rehhagel schmunzelnd.

Freude trotz Weltkrise

Und ganz zum Schluss sagt Rehhagel noch einen bemerkenswerten Satz. Natürlich wünsche er sich, wie fast jeder, dass Deutschland bei dieser Heim-EM den Titel holt, "vor allem aber sollen die Leute, in schwierigen Zeiten außerhalb des Fußballs, jetzt Freude und Spaß haben."

Stand
Redakteur/in
Michael Spindler