Fußball | Nationalmannschaft

Tayfun Korkut zur EM - Deutschland, Spanien und die Türkei im Herzen

Stand
Interview
Kersten Eichhorn
Onlinefassung
Holger Kühner

Er war Trainer des VfB Stuttgart, wuchs in Deutschland auf und spielte für die Türkei. Tayfun Korkut, verheiratet mit einer Spanierin, analysiert die EM und plaudert über seine internationale Familie.

Auf Tayfun Korkut ist Verlass, er beantwortet den Anruf direkt. Im Laufe des Gesprächs mit SWR Sport klingelt ein zweites Telefon. Korkut ist ein gefragter Mann. Geboren in Stuttgart und aufgewachsen in Deutschland entschied sich der Sohn einer türkischen Gastarbeiter-Familie für die Nationalmannschaft der Türkei zu spielen. 42 Mal kam er für diese zum Einsatz. Der 50-Jährige ist mit einer Spanierin verheiratet. Korkut war im Stadion, als Spanien das deutsche Team am Freitagabend aus dem Turnier warf. Er freut sich auf das Spiel der Türkei gegen die Niederlande und hofft, dass sich alle an die Regeln halten. In der Sendung SWR1 Stadion sprach SWR Sport-Redakteur Kersten Eichhorn mit Tayfun Korkut.

SWR Sport: Sie waren in der Stuttgarter Arena, haben das Aus des deutschen Teams live miterlebt. Wie haben Sie dieses Spiel erlebt, dieses unglückliche Ausscheiden?

Tayfun Korkut: Es war natürlich sehr, sehr emotional. Für mich war es das Endspiel gestern, es war das beste Spiel bisher im Turnier, unheimlich spannend und sehr, sehr emotional. Und ja, letztendlich sind es dann die Momente, die dann den Ausschlag gegeben haben, dass es Spanien mit einem dieser Momente letztendlich gewonnen hat.

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SWR Sport: Die Deutschen sind raus, aber die EM ist noch lange nicht zu Ende. Am Abend spielt die Türkei, ihr Heimatland im Viertelfinale gegen die Niederlande. Sie haben 42 Länderspiele für die Türkei gemacht. Wie sehr sind Sie da noch emotional dabei, wenn diese Mannschaft spielt?

Tayfun Korkut: (lacht) Also, meine Frau ist der Spanierin. Von daher sind da eigentlich so drei Herzen in mir drin. Einmal natürlich die Türkei, da sind meine Wurzeln, und ich habe das Trikot getragen. Dann natürlich Deutschland. Ich bin hier aufgewachsen, das gehört auch zu mir, ist auch ein Teil von mir. Und Spanien durch meine Frau. Von daher wünsche ich eigentlich immer allen drei Ländern viel Glück. Jetzt ist Deutschland ausgeschieden, wir haben noch Spanien und dann noch das Land, dessen Trikot ich selbst getragen habe, die Türkei. Das wird sehr, sehr emotional in Berlin. Es gibt sehr viele Deutschtürken, die dort leben. Das Stadion wird voll sein. Ich bin gespannt.

SWR Sport: Das Land Ihrer Frau ist noch drin. Die Türken sind noch drin. Wer soll denn jetzt am Ende Europameister werden?

Tayfun Korkut: Da sind wir sind geteilt in der Familie. Meine Tochter ist absolut für Spanien, mein Sohn ist ja selber auch  U18-Nationalspieler der Türkei, spielt auch beim VfB in der U19. Ich müsste ihn mal noch fragen, für wen sein Herz schlägt. Ich glaube gestern, das war eigentlich schon das Endspiel. Man hat wirklich von der ersten bis zur letzten Minute alles gesehen, von Technik, Taktik, Raffinesse. Dann die Wucht der deutschen Mannschaft gegen Ende der Partie, um unbedingt dieses Spiel noch zu drehen. Dann wieder ein genialer Moment der Spanier mit Olmo und ein sagenhafter Kopfball. Mal schauen, was da noch kommt.

Ich bin gespannt, ob wir noch mal so ein Spiel sehen werden bis zum Ende der EM. Bei den Mannschaften, die jetzt weiter sind, ist es jetzt nicht so, dass ich von denen großes Feuerwerk gesehen habe, außer Spanien. Von daher traue ich den Spaniern den Titel einfach zu und hoffe auch, dass die Türkei jetzt vielleicht noch einmal sogar ins Halbfinale vorstoßen kann.

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SWR Sport: Was wird passieren, wenn die türkische Mannschaft das Halbfinale erreicht? Lange Nächte?

Tayfun Korkut: Ja, ich bin weit weg. Zum Glück sind wir ja hier im Süden (lacht). Ich war ja auch mal kurz in Berlin tätig, habe die Stadt dann noch ein Stück weit kennenlernen dürfen. Da wird die Hölle los sein. Aber ich hoffe, es verläuft friedlich. Und auch alles, was so in den letzten Tagen geschrieben worden ist, wird da jetzt nichts Größeres auslösen im Stadion. Letztendlich ist es ein toller emotionaler Sport, den wir alle treiben, beziehungsweise uns anschauen. Und es sollte friedlich bleiben. Bis dato ist alles super organisiert hier in Deutschland und alle geben sich auch sehr, sehr viel Mühe. Ich hoffe, dass sich auch alle an die Regeln halten, weil die Regeln gehören dazu im Leben.

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