So lief der Saisonstart
Es läuft überraschend gut für den Karlsruher SC. Die Mannschaft spielt technisch sauberen Offensivfußball und ist damit ziemlich erfolgreich. Zum vierten Mal in seiner Zweitliga-Geschichte steht der Klub nach acht Spieltagen ohne Niederlage da (vier Siege, vier Unentschieden), einen Punkt hinter Spitzenreiter Fortuna Düsseldorf. Und die Karlsruher hatten keineswegs ein leichtes Auftaktprogramm: Sie haben ambitionierte Teams wie den 1. FC Nürnberg und den FC Schalke 04 geschlagen, gegen Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Köln ebenso wie den formstarken 1. FC Magdeburg gepunktet.
Das war allein schon deshalb nicht zu erwarten, weil der KSC im Sommer einen Umbruch hatte. Leistungsträger wie Kapitän Jerôme Gondorf (Karriereende), Lars Stindl (Karriereende), Igor Matanović (Eintracht Frankfurt) und Paul Nebel (FSV Mainz 05) stehen nicht mehr zur Verfügung - 43-Scorer-Punkte brachen weg. Aber das Team um den neuen Kapitän Marvin Wanitzek hat bewiesen, dass es zusammenhält und als Einheit funktioniert - etwa beim 4:4 in Köln, als der KSC nach 15 Minuten schon 0:3 zurücklag und sich dennoch nicht aufgab.
Herausragend ist vor allem die Offensive: Mit 19 Saisontoren ist die Mannschaft von Trainer Christian Eichner hinter dem 1. FC Köln (20) das zweitgefährlichste Team. Die Karlsruher haben zudem die höchste Abschluss-Effizienz ligaweit. 18 der 19 Saisontore des KSC fielen aus dem Spiel heraus (erst eins nach Standards) - damit sind die Karlsruher diesbezüglich das gefährlichste Team der 2. Bundesliga.
So lief es für die Neuzugänge
Linksverteidiger Lasse Günther (ausgeliehen vom FC Augsburg) ist bisher der einzige Neuzugang, der es in die Stammformation geschafft hat. Aber auch Sturmtalent Andrin Hunziker (ausgeliehen vom FC Basel) hat als Einwechselspieler in der noch jungen Saison auf sich aufmerksam gemacht. Der 1,92 Meter große Schweizer kommt in der Regel in der Schlussphase in die Partie und hat mit zwei Toren und einer Vorlage regelmäßig Einfluss auf das Spiel seines Teams. Luca Pfeiffer beispielsweise ist das bisher kaum geglückt und Mittelfeldtalent Lilian Egloff, der vom VfB Stuttgart nach Karlsruhe kam, spielt noch gar keine Rolle.
So wirkt der Trainer
Christian Eichner macht einen gleichermaßen zielstrebigen wie lockeren Eindruck. Dass seit Monaten öffentlich über eine mögliche Vertragsverlängerung (aktueller Vertrag läuft 2025 aus) diskutiert wird, ist ihm kaum anzumerken. Erst kürzlich zitierten die "Badischen Neuesten Nachrichten" und der "Kicker" Geschäftsführer Michael Becker mit den Worten: "Der KSC freut sich sehr, dass wir gemeinsam mit Christian Eichner eine finale mündliche Einigung über eine Vertragsverlängerung bis 2027 erzielt haben."
Allerdings dürfte ein Abschluss der Gespräche noch von den Verhandlungen mit Co-Trainer Zlatan Bajramović abhängen. "Offen ist derzeit noch die Einigung mit Zlatan Bajramović. Ihm liegt ebenfalls ein sehr gutes und faires Angebot mit analogen Rahmenbedingungen wie Christian Eichner vor", wird Becker zitiert. Demnach sei vereinbart, dass der Club nach der Länderspielpause eine Rückmeldung erhalte.
Eichner hatte zuvor erklärt, dass es ihn nur im Paket gebe. Im Sommer war über einen Abschied spekuliert worden, Eichner war als Coach beim FC St. Pauli gehandelt worden. Seine Verhandlungsposition beim KSC hat der 41-Jährige zuletzt durch den erfolgreichen Start weiter gestärkt.
Ausblick
Hat der Karlsruher SC die Qualität, um aufzusteigen? Das ist die Frage, die man sich nach dem gelungenen Saisonstart durchaus stellen darf, die womöglich auch in den Köpfen vieler Fans herumschwirrt. Ein Blick in die Vereinsgeschichte zeigt: Acht Spiele ohne Niederlage zu Saisonbeginn gab es zuletzt 2006/07, 1983/84 und 1974/75. Jedes Mal stieg der KSC dann am Saisonende als Meister auf.
Mit solchen Vergleichen beschäftigt sich Eichner natürlich nicht. Für ihn ist eine der wichtigsten Aufgaben, die etwas wackelige Defensive (14 Gegentore) in den Griff zu bekommen. "Sieben Gegentore in zwei Spielen, da wird es schwierig oben mitzuspielen", sagte Eichner nach dem 4:4 (gegen Köln) und 3:3 (gegen Darmstadt). "Wir wurden heute phasenweise paniert im eigenen Stadion. Wir haben keine Zweikämpfe geführt, waren langsam im Kopf, der Gegner hätte hier den Sieg verdient gehabt."
Und was heißt das jetzt für den weiteren Saisonverlauf? Bekommen die Badener ihre Defensive in den Griff, ist denkbar, dass sie bis zum Schluss im oberen Tabellendrittel mitspielen - obwohl sich der Etat im Ligavergleich eher im unteren Drittel bewegt. Neben den oft genannten Aufstiegskandidaten Düsseldorf, Hamburger SV und dem 1. FC Köln ist der KSC mindestens ein Geheimfavorit - auch wenn im Klub davon niemand etwas hören möchte.