So lief die Saison 2024/25 bisher

Winterbilanz Mainz 05: Kein Kater nach dem Klassenerhalt

Stand
Autor/in
Marius Rinkel

Der 1. FSV Mainz 05 hat sich trotz eines schwierigen Starts in die Saison 2024/25 in der oberen Tabellenhälfte der Fußball-Bundesliga etabliert.

Rang fünf nach 15 Spielen, 25 Punkte und weit entfernt von jeglichen Abstiegssorgen: Hätte man Fans des 1. FSV Mainz 05 diese Bilanz nach dem Herzschlagfinale mit dem Klassenerhalt am 34. Spieltag der vergangenen Saison angeboten, hätten die meisten an Ort und Stelle dankend angenommen. Denn auch wenn die Euphorie nach der brillanten Bilanz von Trainer Bo Henriksen in der Rückrunde (23 Punkte in 13 Spielen) riesig war: Die Sorge, dass der Kater nach der Klassenerhaltsparty umso größer sein könnte, trieb so manchen im Fanlager der 05er um.

Mit Sepp van den Berg (Brentford FC), Leandro Barreiro (Benfica Lissabon) und Brajan Gruda (Brighton & Hove Albion) brach eine Leistungsträger-Achse weg, die für den Klassenerhalt unverzichtbar war. Zudem war die Eingewöhnungszeit für die Spieler, die als Ersatz verpflichtet wurden, von Herausforderungen geprägt. Innenverteidiger Moritz Jenz und Offensivspieler Hyun-Seok Hong kamen kurz vor Transferschluss Ende August und wurden direkt ins kalte Mainzer Wasser geworfen. Kaishu Sano stieß zwar schon im Trainingslager zu den 05ern, allerdings direkt aus 16 Tagen Untersuchungshaft in Japan, nachdem das Verfahren wegen einer mutmaßlichen Beteiligung an einem sexuellen Übergriff eingestellt wurde.

Dementsprechend holprig lief der Start in die Spielzeit. Mit Ball wirkten die 05er häufig ideenlos, beim Zusammenspiel zwischen Sano und Nadiem Amiri hakte es oft an der Sprachbarriere. Dazu kamen Verletzungsprobleme, individuelle Fehler in der Defensive und Platzverweise, mit denen es sich die Rheinhessen teilweise selbst schwer machten. Seit dem 1:1 zu Hause gegen Borussia Mönchengladbach am achten Spieltag greifen die Mainzer Mechanismen aber besser ineinander. Von den vergangenen acht Ligaspielen verloren die 05er nur eines (3:4 in Wolfsburg), schlugen zudem den deutschen Rekordmeister Bayern München sensationell mit 2:1.

Das Highlight der bisherigen Saison

Wenn der Klassiker "zieht den Bayern die Lederhosen aus" in der Mainzer Arena erklingt, dann haben es die 05er mal wieder geschafft - ein Heimsieg gegen den großen FCB. Das glückte in den vergangenen Jahren eigentlich nur im März, dort aber gleich drei Jahre in Folge (2021, 2022 und 2023). Wegen der Heimklatsche Ende Oktober im DFB-Pokal (0:4) gegen die Münchener rechnete aber wohl kaum ein 05-Fan fest mit einem Erfolg gegen den Tabellenführer. Mit hoher Intensität, Willen und Spielglück entpuppt sich Mainz aber immer mehr als Liga-Angstgegner des FCB.

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Bemerkenswert ist dabei vor allem, dass die Rheinhessen beim 2:1-Sieg über weite Strecken auf Topstürmer Jonathan Burkardt verzichten mussten, der nach 15 Minuten verletzt ausfiel. Jae-Sung Lee sprang in die Bresche, erzielte beide Tore und sorgte so auch für die Erkenntnis, dass der 1. FSV Mainz 05 an guten Tagen auch ohne Burkardt konkurrenzfähig sein kann.

Trotzdem geht mit Burkardt vieles leichter. Der Stürmer, der nach langer Verletzung schon in der vergangenen Rückrunde acht Tore zum Klassenerhalt beisteuerte, machte in dieser Saison noch einmal einen Sprung. Mit zehn Saisontoren ist er vor Tim Kleindienst (neun) der gefährlichste deutsche Torjäger. Folgerichtig berief Bundestrainer Julian Nagelsmann den 24-Jährigen im Oktober erstmals in die Nationalmannschaft. Nicht nur für 'Jonny' ein Highlight, sondern für alle, die es mit Mainz 05 halten.

Beim Trainingsauftakt nach der Winterpause fehlte Burkardt zwar noch, einen Tag später (3.1.) konnte er aber Teile schon Teile seines Aufbautrainings zusammen mit der Mannschaft auf dem Rasen absolvieren. 05- Sportdirektor Niko Bungert zeigte sich deshalb optimistisch, dass der Torjäger bald auch wieder auf Torejagd gehen kann.

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Diese Spieler haben überzeugt

Neben Burkardt stach in der Hinrunde vor allem Nadiem Amiri aus dem Mainzer Kollektiv heraus. Nachdem im Sommer ein Abgang zu Eintracht Frankfurt im Raum stand, entschied sich der 28-Jährige doch für den Verbleib bei den 05ern. "Ich fühle mich hier extrem wohl. Diese Liebe schon so früh aufzugeben, wäre falsch gewesen. Ich habe noch viel vor mit dem Verein", sagte Amiri als Studiogast in SWR Sport.

Auf dem Platz ging der zentrale Mittelfeldspieler vorneweg, ist unumstrittener Führungsspieler und verlängerter Arm von Trainer Henriksen auf dem Feld. Zum Trainer hat er ein gutes Verhältnis. "Er ist jeden Tag der Gleiche. Wenn ihm etwas nicht passt, dann sagt er es direkt ins Gesicht und das mag ich an ihm", so Amiri. 

Aber auch Sano, Amiris Partner im zentralen Mittelfeld, hat nach seiner Eingewöhnungszeit überzeugt. Laufstärke, Aggressivität in den Zweikämpfen und eine Steigerung bei Offensivaktionen zum Jahresende zeichnen den quirligen Japaner aus. Damit ähnelt er seinem Vorgänger Barreiro in der Spielart und stand folgerichtig in jedem Pflichtspiel von Beginn an auf dem Rasen.

Dass Brajan Gruda immer weniger vermisst wird, liegt an einem weiteren Mainzer Eigengewächs. Paul Nebel war in den vergangenen beiden Saisons zum Karlsruher SC verliehen, entwickelte sich dort zum Leistungsträger und hat sich mittlerweile auch bei den Mainzern durchgesetzt.

Während er zu Beginn als Schienenspieler in der Fünferkette noch nicht richtig Fuß fassen konnte, rückte er am achten Spieltag als Offensiv-Achter neben Jae-Sung Lee auf seine Stammposition. Dort verdrängte er Top-Transfer Hong, sammelte sieben Scorerpunkte in den vergangenen acht Spielen und entwickelt sich immer mehr zum Publikumsliebling.

Hier ist noch Luft nach oben

Etwa vier Millionen Euro haben sich die Mainzer die Dienste von Hyun-Seok Hong kosten lassen, der aus Gent in die Bundesliga wechselte. Die Bilanz nach 15 Spielen: eine Torvorlage gegen den FC Augsburg. In den vergangenen zehn Spielen kam Hong nur noch von der Bank, sammelte dabei insgesamt 86 Minuten Spielzeit. Die Erwartungen hat der Südkoreaner noch nicht erfüllt.

Bei Nelson Weiper hatten viele 05-Fans die Hoffnung, dass der Durchbruch in dieser Saison komplett gelingen würde, nachdem er große Teile der Vorsaison mit einer Knieverletzung verpasst hatte. Der 19-Jährige kam aber zu Saisonbeginn nicht richtig in Tritt, wurde von muskulären Problemen ausgebremst und ist hinter Armindo Sieb derzeit zweiter Backup für Burkardt. Der 1,92-Meter-Hüne hat die körperlichen Voraussetzungen, die vakante Rolle des wuchtigen Stoßstürmers im Mainzer Kader einzunehmen, bekommt aber weiterhin die Zeit, sich an das Bundesliga-Niveau zu gewöhnen.

Silvan Widmer ist bei den 05ern eher ein Opfer der Umstände. Im Sommer spielte er die Europameisterschaft mit der Schweiz und war dort Stammspieler. In der Bundesliga kommt er derzeit nicht am starken Anthony Caci vorbei, der sich auf der rechten Seite festgespielt hat. Widmer - immer noch Kapitän der Mainzer - startete nur einmal und kommt auf elf Kurzeinsätze.

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Der FSV kann entspannt ins neue Jahr blicken. Von den Abstiegsrängen und den Sorgen der vergangenen Saison sind die Rheinhessen weit entfernt. Nach dem 3:1 in Frankfurt sind die 05er sogar auf einem Europa-League-Platz.

Auf dem Transfermarkt dürften sich die Verantwortlichen vor allem nach einer Alternative zu Burkardt im Sturmzentrum umschauen, sollten sie Weiper einen Durchbruch in der Rückrunde noch nicht zu 100 Prozent zutrauen. Auch im zentralen Mittelfeld sind die Optionen hinter Amiri und Sano nicht allzu üppig.

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Marius Rinkel