So lief der Saisonstart
Nach sechs Spielen stehen die Rheinhessen auf Rang zehn. Die Bilanz ist ausgeglichen. Jeweils zwei Siege, Niederlagen und Unentschieden haben die 05er auf dem Konto. Sieben ihrer acht Punkte haben die Mainzer auswärts geholt, konnten dabei zuletzt beim 3:0 beim FC St. Pauli auf ganzer Linie überzeugen. Apropos überzeugen: Angreifer Jonny Burkardt hat bereits fünf Saisontore auf dem Konto. Nach der Verletzung von Kai Havertz wurde der 24-Jährige von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Nations-League-Spiele in Bosnien-Herzegowina und gegen die Niederlande nachnominiert.
Doch neben Licht gab es auch Schatten. Nach einer ganz schwachen Halbzeit gegen Werder Bremen (1:2) und einer blutleeren Vorstellung gegen den 1. FC Heidenheim (0:2) gingen die letzten beiden Heimspiele komplett daneben. Für Diskussionen sorgte zudem Dominik Kohr. Der für seine rustikale Spielweise bekannte 30-Jährige sah nach einem Foulspiel gegen St. Paulis Elias Saad im sechsten Spiel die fünfte (!) gelbe Karte und fehlt damit im Heimspiel gegen RB Leipzig (19. Oktober). "Fünf gelbe Karten in sechs Spielen, das ist wahnsinnig", sagte Trainer Bo Henriksen nach dem Abpfiff.
Saad wird mit einem Bänderriss mehrere Wochen fehlen. Kohr war zudem schon in den Spielen gegen Augsburg (Ellbogenwischer gegen Samuel Essende) und Heidenheim (Griff ins Gemächt von Benedikt Gimber) negativ aufgefallen, was den Zorn vieler Fußballfans auf ihn zog.
Fußball | Zwischenbilanz Der VfB Stuttgart ist im Soll - aber auch ein Opfer der geschürten Erwartungshaltung
In der Länderspielpause zieht SWR Sport bei seinen Fußballklubs eine erste Zwischenbilanz: Der VfB Stuttgart steht nach dem Umbruch zwar ordentlich da, bekommt aber auch die gestiegene Erwartungshaltung zu spüren.
So lief es für die Neuzugänge
Armindo Sieb hat sich bislang am besten eingefügt. Die Leihgabe des FC Bayern hat in St. Pauli schon sein zweites Saisontor erzielt. Der 21-Jährige wird auch in der kommenden Saison für die Rheinhessen auflaufen. Sollte er seine Entwicklung fortsetzen, könnte er zu einer Konstante im Offensivspiel werden.
Moritz Jenz kam vom VfL Wolfsburg stand erstmals bei der Heimpleite gegen Bremen im Aufgebot. Seitdem hat er alle vier Partien über die komplette Spielzeit bestritten. Jenz gehört zur Stammformation von Henriksen und bringt die Qualität mit, den in der vergangenen Saison so starken Sepp van den Berg zu ersetzen.
Kaishu Sano (Kashima Antlers) und Hyun-seok Hong (KAA Gent) haben ihre Qualität bereits aufblitzen lassen. Beide brauchen aber noch Zeit, um sich an die Bundesliga zu gewöhnen. Sano kann dem Spiel bislang noch nicht so den Stempel aufdrücken, wie es in den vergangenen Jahren Leandro Barreiro (zu Benfica Lissabon) getan hat. Außenverteidiger Nikolas Veratschnig spielt bislang nur eine Nebenrolle.
So wirkt der Trainer
Dynamisch wie auch in der letzten Saison leitet der Däne seine Mannschaft von der Seitenlinie an. Mit acht Punkten liegen die 05er voll im Soll. Dennoch wird sich in dieser Saison zeigen, ob Henriksen das ist, was Sportvorstand Christian Heidel über ihn sagt: ein guter Trainer statt "nur" ein Feuerwehrmann.
Nach dem schwachen Auftritt gegen Heidenheim wurden bereits Stimmen laut, dass Henriksen über die Rolle als Heißmacher hinaus die Substanz fehlt und die spielerische Entwicklung des Teams so stagnieren könnte. Immerhin: Nach den schwankenden Leistungen zu Saisonbeginn hat der souveräne Auftritt in Hamburg dafür gesorgt, dass Henriksen und sein Team sich in der Länderspielpause in Ruhe auf die nächste Aufgabe vorbereiten können.
Ausblick
Konstanz, die wird bei Mainz 05 dringend benötigt. Kurioserweise konnte das Team bislang nur auswärts überzeugen. Es wird Zeit, in einem Heimspiel zu performen, auch um die eigenen Anhänger mitzunehmen. Jonny Burkardt wird dabei eine Hauptrolle zuteil. Der Angreifer ist das Gesicht der Mannschaft und geht mit Einsatz und seinem Torriecher voran. Ein Szenario wie im vergangenen Jahr, als die Mainzer im Winter in der Tabelle scheinbar aussichtlos hinterherhinkten, droht den 05ern in dieser Saison wohl nicht. Stattdessen könnte es eine Spielzeit werden, die sicher nach dem Geschmack der Verantwortlichen bei den 05ern wäre: mit viel Ruhe zum erneuten Klassenerhalt.