An der längst aufgekommenen Trainerdebatte bei der TSG Hoffenheim will sich Alexander Rosen partout nicht beteiligen. Nach der 0:1-Niederlage gegen den 1. FC Union Berlin und dem achten sieglosen Bundesliga-Spiel der Kraichgauer in Serie sieht der Geschäftsführer zwar den Negativtrend. Er wehrt sich aber gegen Kritiker, die seiner Meinung nach zu hohe Ansprüche haben - und stellt sich vor Pellegrino Matarazzo.
TSG-Geschäftsführer Rosen hält Matarazzo für "sturmfest"
"Wir sind nicht dafür bekannt, dass wir überhitzt und mit rauchenden Köpfen Entscheidungen über Nacht treffen. Der Rino hat schon oft genug bewiesen - in Stuttgart und bei uns - dass er sturmfest ist, dass er so was aushält", sagte Rosen am Samstag über den früheren VfB-Chefcoach, der nach einem Jahr Amtszeit mit der TSG in der Krise steckt.
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Platzverweise, Pfostenschüsse, Spielunterbrechungen. Im Sinsheimer Stadion war einiges geboten. Tore gehörten aber lange nicht dazu.
Die Hoffenheimer hatten zuvor erneut gegen ein Team aus dem Tabellenkeller enttäuscht - und die Zahlen sprechen gegen Matarazzo: Seine Mannschaft gewann von den vergangenen 13 Liga-Partien nur eine (3:1 gegen den VfL Bochum) und holte im Sinsheimer Stadion bei elf Anläufen ganze zwei Siege. Wie der 46-Jährige die Kurve kriegen will, bleibt vor der nächsten Partie am kommenden Sonntag bei Borussia Dortmund offen.
Abwehrchef Grillitsch bemängelt fehlenden Wille
"Es wird sich definitiv etwas verändern", versprach Matarazzo. Er sagte aber auch: "Ich glaube, es ist nicht so viel nachzubereiten heute. Vieles ist schon mal angesprochen worden. Die Jungs werden tatsächlich zwei Tage freibekommen, um was anderes zu sehen." Mit frappierender Regelmäßigkeit trösten sich die Hoffenheimer seit Wochen, dass sie das bessere Team auf dem Platz gewesen seien und zu viele Chancen haben liegen lassen.
Krise? "Effizienzkrise", nennt es Matarazzo. Abwehrchef Florian Grillitsch räumte ein: "Momentan ist der Wurm drin. Es fehlt die letzte Überzeugung, der Wille, das Ding einfach über die Linie zu bringen." Auch die Form und vielleicht auch die Klasse? "Ich finde, wir haben einen starken Kader", erklärte Rosen sein Hoheitsgebiet und verwies auf den Umbruch im vergangenen Sommer.
Hoffenheim bewegt sich in der Tabelle auf dünnem Eis
"Es war immer klar, dass es bei diesen Veränderungen mal ruckeln darf. Es darf aber nicht so lange ruckeln", räumte der Sportchef immerhin ein und meinte: "Wenn es einen Preis für unnötige Gegentore gäbe und unnötige Niederlagen, dann sind wir jetzt schon uneinholbar vorn." Dazu kam am Samstag die Gelb-Rote Karte für Abwehrspieler Stanley Nsoki.
Weil die Konkurrenz um die Europacup-Plätze wie Eintracht Frankfurt und SC Freiburg in den vergangenen Wochen auch immer wieder so ihre Probleme hatte, können sich die Hoffenheimer auch mit Blick auf die Tabelle verteidigen. "Wo stehen wir denn nach 22 Spieltagen? Ja, da stehen wir auf dem neunten Platz, haben mit den hinteren Plätzen nichts zu tun und sind immer noch auf Schlagdistanz Richtung Platz sechs, sieben", sagte Rosen. Allerdings ist Union Berlin, das sich erst langsam aus seiner Krise befreien konnte, auch nur noch drei Punkte entfernt - wenn die Hoffenheimer nach unten blicken.
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Rosen versteht Europa-Ansprüche an sein Team nicht
Der 44-Jährige fragte mit Blick auf den Abstiegskampf in der vergangenen Spielzeit: "Wie kann man dann davon ausgehen, dass der gleiche Club jetzt ein Muss auf die internationalen Plätze hat?" Man könne doch rein theoretisch auch sagen: "Eine sorgenfreie Saison nach dem, was man in der vergangenen Saison erlebt hat, ist etwas Wunderbares, etwas ganz Wunderbares. Aber der Anspruch scheint ein anderer."
Die Fans allerdings begehren gar nicht groß auf - trotz der Ergebniskrise. Nach dem 1:1 zuletzt gegen den 1. FC Köln gab es noch Pfiffe. Dieses Mal standen die enttäuschten Fußballer vor der Südtribüne und begleiteten die aufmunternden Gesänge der Anhänger mit Gesten. Von dieser Seite stehen die Verantwortlichen um Rosen jedenfalls nicht zusätzlich unter Druck. "Grandios" fand der Geschäftsführer natürlich diesen Verbund zwischen TSG-Team und Anhängerschaft.