SWR Sport: Thomas Hengen, Sie sprachen eben davon. Sie haben in dieser Woche schlecht geschlafen. Sicherlich nach dem Spiel gestern auch. Aber wie froh sind Sie, dass Sie heute Morgen der Mannschaft den neuen Trainer präsentieren konnten?
Thomas Hengen: Das ist immer wichtig, eine gute und eine schnelle Lösung zu präsentieren. Und trotzdem haben wir uns nicht treiben lassen. Dann haben wir heute Morgen relativ schnell Vollzug melden können.
Warum dem fiel die Wahl auf Grammozis?
Er ist ein Trainer, der Erfahrung hat. Ein Trainer der Zweitiga-Spiele erlebt hat, der selber Profifußballer war. Und ich glaube, der weiß, was es heißt, bei so einem Traditionsverein zu arbeiten.
Ist es wichtig, dass er hier selbst mal gespielt hat?
Nicht unwichtig, aber die Inhalte sind halt extrem wichtig. Dass er an die Jungs rankommt, dass er in die Köpfe reinkommt, das wir uns wieder ein bisschen mehr zutrauen. Und wir hoffen, dass wir schnell in die Spur kommen. Auch wenn es verdammt wenig Zeit ist bis Dienstag (DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Nürnberg, Anm. d. Red.). Das wissen wir alle, da müssen die Jungs den Kopf frei kriegen. Wir haben eine kurze Nacht gehabt. Wir haben einen halben Tag weniger Regeneration als Nürnberg. Aber wir versuchen alles, um die Regeneration so schnell wie möglich voranzutreiben, um am Dienstag fit auf den Platz zu kommen.
Neuer Trainer der Roten Teufel Dimitrios Grammozis beim FCK vorgestellt: "Eine neue Zeitrechnung"
Dimitrios Grammozis ist zurück beim 1. FC Kaiserslautern! Der 45-Jährige wurde als Nachfolger von Dirk Schuster offiziell vorgestellt. Von 2000 bis 2005 trug Grammozis als Spieler das Trikot der Roten Teufel.
War denn Grammozis die A-Lösung oder die B-Lösung? Es hat ja einen Moment gedauert, bis Sie Vollzug gemeldet haben.
Na ja, man lässt sich ja auch bewusst Zeit. Man will ja keinen Schnellschuss landen, sondern man muss sich das gut überlegen. Man muss in die Analyse gehen, man muss Gespräche führen. Und deswegen haben wir ja auch gesagt, genauso wie die Entscheidung der Entlassung auch Zeit gebraucht hat, das Ganze nicht aus Aktionismus oder aus Emotion machen. Sondern du musst das in aller Ruhe, in aller Sachlichkeit machen. Da geht er eher Ruhe vor Schnelligkeit. Und genauso war es dann auch bei der Verpflichtung.
Viele Fans hätten sich einen erfahrenen Trainer gewünscht. Grammozis hat jetzt noch nicht die große Trainer-Erfahrung. Er war bei zwei Profi-Stationen in Darmstadt und Schalke. Was trauen Sie ihm zu? Warum kriegt er das aus Ihrer Sicht hin?
Er hat ja auch in der Jugend gearbeitet, hat also auch Stallgeruch mit jungen Spielern zu arbeiten. Und wenig Erfahrung? Also wenn du ein Jahr bei Schalke bist, ist das gefühlt wie fünf Jahre bei einem anderen Verein. Und er kennt die 2. Liga. Das war ein wichtiges Kriterium.
Im Pokal geht es jetzt auch um viel Geld. Unter wie viel Druck steht das Ganze jetzt?
Na ja, wir haben ein Heimspiel. Da muss man sich ja darauf freuen. Wir haben ein super Los bekommen, dass wir zu Hause spielen dürfen. Die Nürnberger haben wir schon mal hier gehabt beim Heimspiel, da gilt es, alles in die Waagschale zu werfen, alle Vorteile zu nutzen. Dass hier jetzt ein neuer Trainer nicht die Hand auflegt und alles ist gut, ist auch klar. Das braucht auch Zeit. Und deswegen kriegen die Jungs und der Trainer auch die Zeit. Deswegen haben wir auch den Jungs und den Trainern freigegeben, dass sie sich voll und ganz auf die Arbeit konzentrieren können, weil am Dienstag schon das Spiel ansteht. Aber Druck hast du immer im Profibereich, da ist jedes Spiel wichtig.
Viele Leute haben gefragt, warum die Entlassung von Dirk Schuster erst am Donnerstag kam?
Wir haben uns das nicht leicht gemacht. Das ist ja nicht ein Schnellschuss, ein Aktionismus, sondern das wächst. Das ist ein Prozess, das geht nicht von heute auf morgen. Und wie ich es auch vorhin betont habe: Es geht auch um Menschen und man tut sich das nicht einfach so an und das tut einem auch weh. Es ist nicht so einfach umzusetzen. Aber wenn man dann in die Inhalte geht und sich das Gefühl entwickelt, so wie es dann am Sonntag nach dem Spiel gelaufen war, musst du dann irgendwie die Entscheidung treffen und der Zeitpunkt kam am Donnerstag.
Haben Sie gestern eine der Reaktion der Mannschaft gesehen beim Spiel in Magdeburg oder war die für Sie eher verunsichert?
Es ist ja nicht einfach für eine Mannschaft, wenn du donnerstags von so einer Entscheidung informiert wirst. Das haben wir bewusst in Kauf genommen. Das muss erst verarbeitet werden. Wie betont: Menschen arbeiten miteinander. Da hat sich eine Verbindung ja auch ergeben, auch mit den Trainerkollegen. Das Trainerteam hat da einen Riesenjob gemacht. Sie haben sich der Verantwortung gestellt und gesagt: Wir machen das mit der Mannschaft. Ich glaube, die Mannschaft hat in der ersten Halbzeit gezeigt, was sie kann. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in Magdeburg schon mal so viele Chancen hatten, weil wir uns da traditionell sehr, sehr schwer tun. Aber wir haben dann auch in der zweiten Hälfte gesehen, dass wir unsere Probleme haben, haben zu leichte Torchancen zugelassen. Aber es war schon zu erkennen, dass wir Fußball spielen können und wollen. Daran muss man arbeiten, vor allem an der Defensive. Wir müssen den Laden zubekommen, wir haben einfach zu viele Gegentore und wir müssen eine Struktur reinbekommen, einfach die Zentrale auch mehr zu stärken.
Wie gut ist es, dass hier bei der Mitgliederversammlung nach Ihrer Rede so ein schöner Applaus für Sie war? Ich meine, ich habe schon andere hier erlebt, da wird schon mal einer aus dem Saal gejagt. Die Fans scheinen die Entscheidung zu tragen.
Wir hätten uns das Ganze auch leichter machen können, weil wir wussten, dass die Jahreshauptversammlung ansteht. Aber wir haben darauf ja auch keine Rücksicht genommen, sondern es geht darum, um den Verein weiter zu verbessern. Wir wollen Prozesse anstoßen. Wir wollen weiter demütig bleiben, aber ambitioniert. Was erwarten Sie vom Team im DFB-Pokal am Dienstag? Was wir immer auf dem Betzenberg erwarten: Leidenschaft, Aggressivität, Kampf, Wille. Wir wollen in die nächste Runde. Mit allem, was wir haben und mit unseren Fans im Rücken.