Der 1. FC Kaiserslautern ist aktuell eine Glaubensgemeinschaft. Und das Glaubensbekenntnis lässt sich derzeit in vier Silben zusammenfassen: Klas-sen-er-halt. "Ich glaube auf jeden Fall daran. Jeder Einzelne glaubt daran", sagt FCK-Verteidiger Boris Tomiak im Interview mit SWR Sport: "Ich denke, dass auch die Fans an uns glauben sollten. Das brauchen wir." Auch Filip Kaloč glaubt - und zwar "an die Qualität des Teams". Beide gemeinsam glauben sie an den Einen: Friedhelm Funkel.
FCK-Fans haben den Glauben teilweise bereits verloren
Doch der FCK hat ein Problem. Denn unter Glauben versteht man gemeinhin ein Fürwahrhalten ohne methodische Begründung. Und die Leistungen des FCK begründeten in den vergangenen Wochen vor allem eines: den Zweifel. Führung gegen Düsseldorf verspielt, Führung gegen Fürth verspielt, Führung gegen Wiesbaden verspielt - gegen den HSV haben die Roten Teufel zwischendrin einfach so verloren. Glaubt man den sozialen Medien, haben viele FCK-Fans dabei auch den Glauben verloren.
Tomiak wiegelt ab: "Ich lasse mich von solchen Gedanken gar nicht ablenken. Ich habe den Glauben - zu 100 Prozent. In der Mannschaft haben alle den Glauben. Und es bringt nichts, sich von Leuten ablenken zu lassen, die sagen, wir sind schon abgestiegen. Die Meinung teile ich nicht. Denn ich glaube fest daran, dass wir es noch schaffen."
Zwischen kurioser Statistik und "Hosenscheißer-Fußball" FCK muss im Abstiegskampf in den Angriffsmodus schalten
Der FCK verspielte gegen Wehen Wiesbaden zum zwölften Mal eine Führung. Für den Schlussspurt im Abstiegskampf muss ein Umdenken her.
FCK bekommt es in Kiel mit einem Bollwerk zu tun
Zu dem Glauben gesellt Tomiak dann noch die Hoffnung: "Wir haben jetzt noch vier Spiele, es sind noch zwölf Punkte zu vergeben. Das macht uns Hoffnung. Und Hoffnung macht uns, dass der Abstand immer noch klein ist. Wir haben jetzt viele Punkte liegen lassen. Aber wenn wir jetzt mal anfangen, ein Spiel zu gewinnen, dann sieht die Welt ganz schnell vielleicht wieder ganz anders aus." Vielleicht.
Das Spiel bei Zweitliga-Tabellenführer Holstein Kiel (Samstag, ab 13 Uhr im sportschau.de-Livecenter) bietet jedoch wenig Anlass zur Hoffnung: Den HSV besiegten die Kieler zu null. Osnabrück besiegten die Kieler zu null. Nürnberg besiegten die Kieler zu null. Rostock, Elversberg, Karlsruhe - zu null, zu null, zu null. Das bislang letzte Gegentor hat sich das Team von Trainer Marcel Rapp am 1. März beim 2:2 gegen Hertha BSC gefangen. Kaloč hofft trotzdem: "Wir können gegen jedes Team Chancen kreieren. Das haben wir gegen Düsseldorf gesehen, das haben wir gegen Hamburg gesehen. Das werden wir auch gegen Kiel zeigen."
FCK setzt alle Hoffnungen auf die Heimspiele
Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft. In der Theorie ist jedoch umstritten, wie viel Einfluss die Hoffenden haben, der Erhoffte zu erreichen. Das unterscheidet Hoffnung von Zuversicht. Doch auch die bringt Tomiak mit: "Wir haben jetzt ein sehr schwieriges Spiel. Aber das heißt nichts. Jedes Spiel beginnt bei 0:0. Jeder Einzelne wird zu 100 Prozent kämpfen - diesmal bis zur 90. Minute . Und dann schauen wir mal. Wir werden auf jeden Fall alles versuchen, da etwas mitzunehmen."
Sollte das nicht klappen, hat der FCK trotzdem noch Hoffnung. Die Rechnung der Lauterer ist einfach: Zuhause Magdeburg und Braunschweig schlagen, sechs Punkte holen und dann als Zweitligist zum Pokalfinale nach Berlin fahren.
FCK will weg vom "Angsthasen-Fußball"
Was der FCK erreichen will, ist damit klar. Stellt sich noch die Frage nach dem "Wie". Denn bisher hat der FCK häufig nur gezeigt, wie es nicht geht. Geschäftsführer Thomas Hengen forderte daher nach dem verspielten Sieg gegen Wehen Wiesbaden eine Abkehr vom "Angsthasen-Fußball". Auch Kapitän Jean Zimmer stört, dass die Roten Teufel nach Führungen häufig in eine Art Angststarre verfallen.
Im SWR-Sport-Podcast "Nur der FCK" machte er dafür unter anderem die Erlebnisse gegen Düsseldorf und den HSV verantwortlich, als es die Roten Teufel nicht schafften, selbst deutliche Führungen über die Zeit zu retten.
Daher bremst auch Tomiak überzogene Erwartungen der Fans: "Wir können natürlich alle vogelwild vorne drauf rennen und versuchen, fünf Tore zu schießen. Es gab Phasen in dieser Saison, wo wir das gemacht haben. Das ging auch in die Hose. Wir müssen da ein gesundes Mittelmaß finden. Und dafür haben wir mit Friedhelm Funkel genau den richtigen Trainer."
Was braucht es also für den Klassenerhalt? "Alles reinhauen, mit den Fans zusammen, jeder Einzelne 100 Prozent geben. Und dann die Spiele gewinnen. Dann werden wir es auch schaffen, uns in der Liga zu halten", meint Tomiak.
FCK gegen Holstein Kiel: "Sind vorbereitet"
"Wir müssen einfach positiv sein. Wir haben es in der eigenen Hand", ergänzt Kaloč. Details wollte der 24-Jährige nicht verraten. Nur so viel: "Wir sind für das Spiel gegen Kiel vorbereitet." Der Glaube ist also da. Hoffnung auch. Jetzt fehlen nur noch die Ergebnisse.