Zwischen kurioser Statistik und "Hosenscheißer-Fußball"

FCK muss im Abstiegskampf in den Angriffsmodus schalten

Stand
Autor/in
Michi Glang

Der FCK verspielte gegen Wehen Wiesbaden zum zwölften Mal eine Führung. Für den Schlussspurt im Abstiegskampf der 2. Bundesliga muss ein Umdenken her.

Die Lage ist prekär: Der 1. FC Kaiserslautern steht in der 2. Bundesliga mit 30 Punkten auf Platz 17 und muss nach dem 1:1 (1:0) gegen den Konkurrenten aus Wiesbaden mehr denn je um den Ligaverbleib zittern. Wie so oft wurde den Roten Teufeln am Samstag die zweite Halbzeit zum Verhängnis. Wären die Spiele der 2. Liga nach 45 Minuten beendet, läge der FCK mit 53 (!) Punkten auf Rang vier - punktgleich mit dem kommenden Gegner Holstein Kiel, dem designierten Bundesliga-Aufsteiger.

Der FCK braucht schon Durchhalteparolen. DEIN FCK

FCK sollte im Abstiegskampf auf die Offensive setzen

Im Spiel bei den Störchen muss der FCK ein ganz anderes Gesicht zeigen als in den vielen Partien, als Punkte noch verspielt wurden. Da nämlich agierten die Lautere meist viel zu passiv, wollten das Ergebnis verwalten. Eine Eigenschaft, die auch unter Trainer Friedhelm Funkel die grundsätzliche Orientierung viel zu sehr prägt. In Kiel ist der Druck des "Gewinnenmüssens" wie gegen Wiesbaden weg. Holstein kann mit einem Sieg faktisch den Aufstieg klarmachen, vom FCK erwartet niemand etwas.

Die Roten Teufel sollten dabei die Flucht nach vorne antreten und auf die eigene Offensive setzen. 46 Tore hat die Funkel-Elf rund um Torjäger Ragnar Ache bereits erzielt, damit wäre eigentlich ein Platz im gesicherten Mittelfeld drin. Wäre da nicht die fehlerhafte Defensive, die bereits 59 Tore zugelassen hat. Die Kieler schießen im Schnitt zwei Tore pro Spiel. Mit reiner Verwaltung ist da für den FCK nichts zu holen.

FCK: Funkel und Hengen unterschiedlicher Meinung

Am vergangenen Wochenende herrschte am Betzenberg Uneinigkeit über die Leistung. Während Thomas Hengen dem Team nach der Führung "Hosenscheißer-Fußball" vorwarf, mahnte Funkel zur Besonnenheit. "Ich bin wahrscheinlich der einzige, der jetzt die Ruhe und die Nerven behält. Das will ich auf die Mannschaft übertragen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass wir nicht direkt absteigen werden", sagte der 70-Jährige. "Ich glaube, dass auch der direkte Klassenerhalt noch möglich ist."

Ruhe zu bewahren ist prinzipiell ein guter Plan im Abstiegskampf. Sie darf aber nicht verwechselt werden mit Passivität und Lethargie, wenn die Mannschaft in Führung gegangen ist. Dann nämlich muss sie weiter brennen und auf das zweite Tor spielen. Eine Führung zu verwalten mag ein legitimes Ziel sein - wenn es denn klappt. Dafür scheint das aktuelle FCK-Team aber nicht gemacht zu sein, Beispiele dafür hat diese Saison ausreichend geliefert.

Friedhelm Funkel muss das Spiel mit Wechseln beleben

Gefordert sind jetzt vor allem die Führungsspieler auf dem Platz, sich und die Kollegen auch dann weiter zum aktiven Fußballspielen anzutreiben nachdem ein eigenes Tor erzielt wurde. Gemeint ist damit kein blindes Anrennen, sondern aktives Verteidigen, aggressive Zweikampfführung und das Kreieren von Kontergelegenheiten. Das Einigeln in der eigenen Hälfte wurde selbst von den Wiesbadern - Letzter in der Rückrundentabelle - ausgenutzt. Am Ende konnte der FCK froh sein, nicht verloren zu haben.

Kiel und die darauffolgenden Gegner 1. FC Magdeburg, Hertha BSC und Eintracht Braunschweig würden das erst recht bestrafen. Gefordert ist dabei auch Funkel, mit entsprechenden Wechseln Zeichen zu setzen für Offensivgeist. Gegen Wiesbaden hatte der Trainer-Routinier damit schon begonnen und in der 66. Minute Ben Zolinski und Dickson Abiama für Kenny Redondo und Richmond Tachie gebracht, die Druckphase der Gäste war damit eigentlich beendet. Denn bis dahin waren die Wiesbadener einem Treffer deutlich näher als beim 1:1 durch Ivan Prtajins Sonntagsschuss (74.).

Es geht also in die richtige Richtung: Wenn es denn nicht gelingt, sich zum Klassenerhalt zu verteidigen, dann muss der FCK im Schlussspurt eben in den Angriffsmodus schalten. Die Pfälzer stehen schon auf einem Abstiegsplatz, zu verlieren haben die Roten Teufel also ohnehin nichts mehr.

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Michi Glang