Die Partie zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Karlsruher SC wird auch an diesem Wochenende wieder die Fußballfans im Südwesten elektrisieren. Zwischen beiden Klubs herrscht eine große Rivalität, zudem ist die sportliche Konstellation brisant: Der FCK hat nur einen Sieg aus den vergangenen 13 Ligaspielen geholt und steckt tief im Tabellenkeller.
Hinter den Roten Teufeln liegen turbulente Wochen, Trainerwechsel inklusive. Unter dem neuen Coach Friedhelm Funkel soll der Klassenerhalt realisiert werden. Das Spiel gegen den in der Tabelle im Mittelfeld platzierten KSC ist eminent wichtig.
Das Südwestduell wird für den FCK zudem ein emotionales Spiel - aufgrund des Todes von Andreas Brehme, dem langjährigen Spieler der Kaiserslauterer und späterem Teammanager. Brehme war in der Nacht zum Dienstag im Alter von nur 63 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.
Der 86-fache Nationalspieler war auch Protagonist in einem legendären Match gegen den KSC. Der Weltmeister von 1990 hatte im Jahr 1996 mit den Roten Teufeln den DFB-Pokal gegen die Badener geholt - eine Woche nach dem erstmaligen Bundesliga-Abstieg des 1. FC Kaiserslautern.
Brehme heult in Völlers Armen
Doch der Reihe nach: Unvergessen die Bilder, als Brehme am 18. Mai 1996 weinend in den Armen seines guten Freundes und Weltmeister-Kollegen Rudi Völlers lag. Völlig aufgelöst wurde der damals 35-jährige Brehme vom Leverkusener Angreifer getröstet. Nach einem 1:1 im "Abstiegsendspiel" musste der FCK runter, während Bayer gerade so in der Bundesliga bleiben durfte.
Der Klub und eine ganze Region lagen am Boden
Der erste Abstieg der Roten Teufel war nach 33 Jahren, 1.118 Spielen und 1.828 erzielten Toren besiegelt. Der Klub lag am Boden - und mit ihm eine ganze Region. Und nur eine Woche später stand ein ganz besonderes Spiel an - nämlich das DFB-Pokalfinale in Berlin gegen den Karlsruher SC.
In dieser schwarzen Stunde konnte sich der FCK einmal mehr auf seine treuen Fans verlassen. 17.000 Anhänger begleiteten die Pfälzer an Pfingsten 1996 nach Berlin. Es stand viel auf dem Spiel: Ein Titel konnte gewonnen, eine Europapokal-Teilnahme erreicht und viel Geld verdient werden. Geld, das der Klub für die 2. Liga dringend benötigte, um direkt eine aufstiegstaugliche Mannschaft formen zu können.
Martin Wagner mit dem goldenen Treffer
Und der Coup gelang - dank des goldenen Treffers von Martin Wagner. Der sechsmalige Nationalspieler entschied die kämpferische Partie gegen den KSC mit seinem Freistoßkracher in der 42. Minute. Sein scharf geschossener Ball flutschte ausgerechnet dem Karlsruher Verteidiger und späterem FCK-Trainer Dirk Schuster in der Mauer durch die Beine.
ARD Mediathek und ARD Audiothek "Das teuflische Wunder des FCK – ein Aufsteiger wird Deutscher Meister"
Die unglaubliche Geschichte des Aufstiegs des 1. FC Kaiserslautern aus dem Tal der Tränen direkt in den Fußballhimmel.
Novum für Andreas Brehme
In der zweiten Halbzeit verteidigte Kaiserslautern leidenschaftlich gegen anrennende Badener den knappen Vorsprung. Was auch gelang, obwohl Brehme erstmals überhaupt in seiner Karriere vom Platz flog (75.).
So stand am Ende nur eine Woche nach dem bis dahin schwärzesten Moment der Vereinsgeschichte der Triumph im DFB-Pokal. Wieder war Brehme nach Abpfiff aufgelöst - diesmal aber vor Freude. "Ich bin der Mannschaft dankbar, dass sie es souverän geschafft hat", sagte er damals. Der Kapitän gestand aber auch: "Ich hätte lieber den Abstieg verhindert, als den Pokal gewonnen." Der Rest ist Geschichte: Brehme ging mit dem FCK in die 2. Liga, stieg ein Jahr später wieder auf und holte 1998 den Titel als Aufsteiger - bis heute einmalig.
Den Abstieg zu verhindern, gilt es aus Kaiserslauterer Sicht erneut - diesmal aus der 2. Liga. Erneut steht ein richtungsweisendes Spiel gegen den Karlsruher SC an. Neben den drei Punkten geht es für die Pfälzer darum, nach der langen sieglosen Zeit möglichst eine Aufbruchsstimmung zu generieren. Und das in einer mit Sicherheit emotionalen Begegnung - nicht nur aufgrund des Todes von Andreas Brehme. Ein 1:0 wie 1996 in Berlin würden die Pfälzer sicher nehmen.