Es ist der wohl größte Fußballabend des 1. FC Kaiserslautern seit Jahrzehnten. Das DFB-Pokalfinale, als Zweitligist gegen den frischgebackenen deutschen Meister Bayer Leverkusen. Doch der Weg nach Berlin, der begann relativ unspektakulär: im beschaulichen Koblenzer Oberwerth-Stadion.
1. Runde: Pflichtaufgabe erfüllt
Die Stimmung hätte besser sein können vor dem Erstrundenspiel gegen den Oberligisten Rot-Weiß Koblenz. In der 2. Liga war der FCK nach zwei Niederlagen zum Auftakt Tabellenletzter. Es ging darum, fußballerisch in die Spur zu kommen und nach saisonübergreifend acht Spielen ohne Sieg wieder zu gewinnen. Alles andere hätte die bereits laufenden Diskussionen um Mannschaft und Trainer noch lauter werden lassen. Aber der FCK ließ in Koblenz keine Zweifel aufkommen, gewann nach Toren von Boyd (19. Minute, 90.), Niehues (35.), Tomiak (43.) und Redondo (66., Elfmeter) ungefährdet mit 5:0. Der Einzug in die zweite Runde war besiegelt, das Los allerdings war kein leichtes.
2. Runde: Der erste Thriller
Immerhin ein Heimspiel - aber es ging gegen einen Bundesligisten. Der 1. FC Köln kam auf den Betzenberg. Vor ausverkauftem Haus gingen die Roten Teufel selbstbewusst in die Partie, wirkten phasenweise wie aufgedreht, von einem Klassenunterschied war nichts zu spüren. Köln agierte harmlos, der FCK hingegen versuchte viel und belohnte sich. Tachies abgefälschter Schuss aus rund 22 Metern flog zum 1:0 in die Kölner Maschen (19.). Danach hatten die Kölner dann zwar mehr Ballbesitz - aber nicht mit mehr offensiven Ideen und Durchschlagskraft. Stattdessen kamen die Roten Teufel perfekt aus der Kabine: Redondo verwandelte nach einem Konter völlig freistehend aus zwölf Metern (47.). Der FCK überstand die anschließende Kölner Druckphase und Marlon Ritter verwandelte einen direkten Freistoß zum 3:0 (65.). Der Betzenberg in Ekstase, das Spiel entschieden. Eigentlich.
Aber Köln gab nicht auf und traf rund 20 Minuten vor dem Ende zum 3:1. Die hektische Schlussphase war eingeleitet. Kurz darauf dann noch der Anschluss des FC, nur noch 3:2 für die Pfälzer. In intensiven letzten Minuten sah Kölns Kapitän Kainz glatt Rot - die Vorentscheidung. Die Lauterer retteten sich mit letzter Kraft gegen zu spät erwachte Kölner über die Ziellinie und schafften es so unter die besten 16.
Achtelfinale: Grammozis-Einstand nach Maß
Zwischen dem Sieg gegen Köln in der zweiten Pokalrunde und dem Achtelfinale lagen vier Ligaspiele, allesamt verlor der 1. FC Kaiserslautern. Bereits nach dem 0:3 gegen Holstein Kiel war Trainer Dirk Schuster freigestellt worden, das Achtelfinale gegen den Liga-Konkurrent Nürnberg war der erste Auftritt von Ex-Spieler und Neu-Coach Dimitrios Grammozis. Und der lief optimal. Im Heimspiel gegen die Franken trat der FCK engagiert auf und machte von Beginn an Druck. Viele Torchancen gab es nicht, ein Fußball-Leckerbissen sieht anders aus. Aber dann konnten die Anhänger der Roten Teufel doch jubeln. Tachie brachte den Ball nach einer Flanke von Zimmer im Tor unter (75.) und legte nur drei Minuten später per Doppelpass den zweiten FCK-Treffer für Ache auf (78.). Kaiserslautern hatte sogar noch Chancen auf das dritte Tor, es blieb am Ende aber doch beim 2:0 und damit dem Viertelfinal-Einzug für die Mannschaft von Dimitrios Grammozis.
Viertelfinale: Berlin-Test bestanden
Das Los ergab ein Auswärtsspiel - und dann auch noch ausgerechnet im ausverkauften Finalstadion in Berlin. Ein erster kleiner Vorgeschmack auf das, was noch kommt. Hertha BSC empfing die Roten Teufel und 12.000 FCK-Fans waren mit in die Hauptstadt gereist. Sie sollten es nicht bereuen. Spektakulär ging es los, schon nach fünf Minuten traf Elvedi zur Führung. Berlin musste den Schock verdauen, fand selbst wenig Lücken in der FCK-Defensive, aber auch von Kaiserslautern vorerst wenig in Richtung gegnerisches Tor. Doch die Roten Teufel waren in diesem Spiel vor allem eins: effizient. Ritter spielte Tachie wunderschön frei, der nutzt eine der wenigen Chancen des Spiels und zirkelt den Ball zum 2:0 rein (38.).
Berlin wurde in der zweiten Hälfte aktiver und besser, aber der FCK wehrte sich nach Kräften, stellte eine stabile Defensive, lauerte auf Fehler und blieb weiter unglaublich effizient. Nach einem Fehlpass im Berliner Mittelfeld machte Kaloc den dritten Treffer für seine Mannschaft (69.) und damit alles klar. Berlin gelang noch ein später Treffer in der Nachspielzeit - aber das große Zittern gab es nicht mehr. 3:1 aus Sicht des FCK - und damit nach zehn Jahren wieder der Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale.
Halbfinale: Als Derbysieger ins Pokalfinale
Ein Derby auf dem Weg nach Berlin hatte noch gefehlt - im Halbfinale war es dann aber soweit. Gegen den einzigen verbliebenen Drittligisten aus Saarbrücken. Dieses Mal mit dem dritten Trainer in dieser Pokalsaison. Friedhelm Funkel folgte auf den in der Liga erfolglosen Grammozis, der den FCK nach nur 73 Tagen und nur acht Spielen verlassen musste. In der 2. Liga taumelte der FCK, stand auf dem Relegationsplatz. Im Pokal wurden andere Kräfte freigesetzt. Saarbrücken hatte mit dem FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Borussia Mönchengladbach schon drei Bundesligisten aus dem Pokal geworfen, Funkel nannte die Saarländer den Favoriten. Und so spielte Kaiserslautern in der ersten Hälfte auch. Wenig Aktionen nach vorne, bedacht darauf, keine Fehler zu machen.
Im zweiten Durchgang änderte sich das Spiel des FCK. Touré flankte einen Ball in den Strafraum, den Ritter ausnahmsweise per Kopf in Richtung Tor beförderte und dabei auch von einem Aussetzer des FCS-Torhüters Schreiber und dem Rasen im Ludwigsparkstadion profitierte. Die Führung für den FCK (53.). Nach der Vorlage machte Touré dann auch noch den Treffer zum 2:0 selbst (75.). Nach einem Freistoß von Puchacz stieg der Verteidiger am höchsten und köpfte den Ball ins Tor. Saarbrücken hatte dem FCK wenig entgegenzusetzen und als Schiedsrichter Marco Fritz nach rund 94 Minuten abpfiff, brachen alle Dämme - bei der Mannschaft, den mitgereisten FCK-Fans in Saarbrücken und bei 18.000 Anhängern der Roten Teufel, die das Spiel auf dem Betzenberg beim Public Viewing verfolgt hatten. Kaiserslautern steht nach 21 Jahren wieder im DFB-Pokalfinale.
Finale: Das nächste Fußball-Wunder?
Dort treffen die Roten Teufel jetzt auf die aktuell wohl beste Mannschaft Europas. Auf den Deutschen Meister Bayer Leverkusen. Die wenigsten trauen dem FCK gegen die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso etwas zu, ein Pokalsieg der Pfälzer würde einem Fußball-Wunder gleichen. Trotzdem waren die 23.700 Tickets für FCK-Fans schnell vergriffen, viele weitere Anhänger werden in Berlin und seinen Kneipen erwartet. Der 25. Mai 2024 wird, unabhängig von Ergebnis, in die Geschichte des 1. FC Kaiserslautern eingehen.