Seit über 20 Jahren steht der Pavillon von Lena und Martin am Ende des Schweinstals im Pfälzerwald. Mitten im Grünen und doch auch direkt neben dem Natursteinwerk der Familie. Hallen, in denen die Sandsteinblöcke aus dem nahen Steinbruch mit schweren Sägen verarbeitet werden, geben im Tal den Takt an.
75 Quadratmeter auf zwei Etagen
Dass Lenas und Martins Pavillon sechseckig ist, liegt an der Stahlkonstruktion, die Martins Vater vor vielen Jahren zufällig auf dem Schrott gefunden hat. Die schweren Träger lagen dann einige Jahre auf dem Gelände, bis endlich Zeit war, sie zu entrosten, zu lackieren und schließlich aufzubauen. Von der Konstruktion sieht man nicht mehr viel, nach außen ist es ein Sandsteinpavillon. Auf den beiden Etagen gibt es jeweils einen großen Raum, sodass die beiden insgesamt auf gerade mal 75 m² leben.
Liebe zum Pfälzer Sandstein
Der Pavillon war allerdings nicht immer als Wohnraum gedacht. Zunächst wurde er als Werkstatt, Lagerraum und Ausstellungsfläche genutzt, bis Martin ihn dann für sich eingerichtet hat und eingezogen ist. Lena ist ein paar Jahre später dazu gezogen. Die beiden haben sich beim Klettern in den Sandsteinfelsen im Pfälzerwald kennen gelernt. Der natürliche Verlauf der Schichten, die vielfältigen Farbnuancen und die interessante Haptik der Oberflächen ist für die beiden immer wieder faszinierend. Dazu ist es ein natürlicher Baustoff, sehr haltbar und man kann fast alles damit bauen. Entsprechend findet sich der Sandstein in ihrem Pavillon immer wieder in verschiedenen Einrichtungsdetails, wo man sie nicht unbedingt vermutet: Beim Sofa, bei den Bettfüßen oder beim Couchtisch.
„Mir ist es wichtig, dass alles aus gescheitem Material ist, kein Kunststoff“ sagt Martin. „Ich mag Stein und Holz – schöne Möbel, die aus der Region kommen. Und wenn man neu einzieht, dann sollte man erst mal im leeren Raum wohnen, eine Beziehung aufbauen, die langsam wächst. Dann kann man alles gut einrichten“ Genau so hat Martin es gemacht.
Upcycling mit Sandstein
Da die Stahlkonstruktion ein Fund vom Schrottplatz war und die Steine für Hausbau und Innenausbau aus dem familieneigenen Betrieb stammen, lassen sich die reellen Kosten des Pavillons nicht wirklich benennen. Und da Martin auch ein großer Fan von „Upcycling“ ist, finden sich im und rund um den Pavillon viele alte Dinge, aus denen er noch etwas Tolles gebaut hat. Darunter viele alte Maschinenteile aus dem Steinbruch, die ausgemustert wurden. Der Whirlpool war mal eine Baggerschaufel, die Feuerschale hat er aus dem Kettenantrieb eines Baggers gebaut. Oder die Wasserspeier an der Fassade des Pavillons. Sie stammen von einer alten Kirche in Kaiserslautern. Als die Wasserspeier erneuert wurden, hat Martin den Sandstein geliefert – und die alten vor dem Müllcontainer bewahrt.
Alte Werkstatt ist Martins "Rust Room"
Ein paar Meter vom Pavillon entfernt zwischen den Produktionshallen ist der „Rust Room“, ein wichtiger Rückzugsraum für Martin. Früher war hier die Werkstatt, in der die Maschinen repariert wurden. Als in der oberen Etage die Büros der Firma einzogen, wurde es dort zu laut und feuertechnisch auch zu gefährlich. Die Werkstatt musste umziehen, der Raum war frei. Vieles ist hier immer noch so wie früher – die Patina gibt dem „Rust Room“ eine authentische Atmosphäre. Die gemütliche Sitzecke mit Weinregal und Ofen ist natürlich neu. Hier steht auch der alte Jaguar seines Vaters. Die Familienkutsche kennt Martin seit seiner Kindheit. Acht Jahre lang hat er den Wagen restauriert. Aber um Autos geht es im „Rust Room“ eher selten. Hier ist sein Ort, um zu entspannen und um Freunde zu treffen.
Wohnen und Arbeiten – das liegt für Martin ganz eng beieinander. Das hat Vor- und Nachteile. Die Arbeit ist immer präsent, hier muss er sich selbst seine Freiheit suchen. Doch dafür lebt er im Schweinstal mit seiner Lena mitten in der Natur und weit ab vom Schuss. Das bedeutet auch ein Stück Freiheit.
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