Altes Fährschiff zum Hausboot umgebaut

Stand
Autor/in
Sarah Lanz
Ein Film von
Erik Hartung (Kamera), Enno Endlicher (Kamera), Michael Gentner (Ton) und Bastian Epple (Schnitt)

Werner Pfeifers außergewöhnliches Zuhause ist ein Wohnschiff im Hafen von Hamburg-Harburg, ein Zuhause mit langer Geschichte.

Ein altes Fährschiff mit Geschichte

Die „Stadersand“ ist eine der letzten ihrer Art. 1955 gebaut, gehörte sie mit ihren Schwesterschiffen fest zum Stadtbild Hamburgs dazu. Etwa 15 Hafenfähren dieser Art gab es damals. Eines davon dient nun als Museumsschiff und ein anderes, die „Stadersand“, hat Werner vor knapp 30 Jahren zum Wohnschiff umgebaut. Alle anderen wurden verkauft und verschrottet, da es irgendwann effizientere Modelle für den Hafenverkehr gab.

Per Anzeigenglück zum Schiffsbesitzer

Als Werner und seine damalige Freundin 1990 nach einem Haus zum Kauf suchten, stießen sie zufällig auf die Anzeige „Wohnschiff zu verkaufen“. Beide hatten keine Ahnung von Schiffen, doch das Inserat weckte ihr Interesse. Sie fuhren hin und schauten sich die ausrangierte Hamburger Hafenfähre an.

Aufwändiger Umbau in Eigenregie

Tatsächlich war zu dem Zeitpunkt von dem Schiff jedoch nicht mehr viel übrig, denn die „Stadersand“ wurde Ende der 70er Jahre aus dem Verkehr genommen und anschließend ausgeschlachtet. Sie besaß weder Ruder noch Steuer oder Motor. Trotzdem sah Werner darin eine Chance und kaufte das verrostete Schiff damals für 28.000 DM.

Mithilfe einiger handwerklich geschickter Freunde und durch deutlich höhere Investitionen als er anfänglich vermutet hatte, brachte er die Fähre in anderthalb Jahren in einen bewohnbaren Zustand.

Liegeplatz des Hausboots: Pontonanlage im Hafenbecken

Über 30 Jahre sind seither vergangen. Die „Stadersand“ ist mehrfach umgezogen und hat nun ihren festen Liegeplatz im Harburger Hafenbecken gefunden. Dort liegt das Schiff in seiner eigenen Pontonanlage hinter einer Schleuse. Ebbe und Flut, sowie Stürme und Hochwasser sind dadurch kein Problem.

Generell gilt der Harburger Hafen mittlerweile unter Hausboot-Bewohnern als beliebte Adresse, da er nicht wirtschaftlich genutzt wird, und man so ungestört auch mal Kanu fahren oder im Sommer sogar im Hafenbecken schwimmen gehen kann.

An Werners Pontonanlage liegen drei weitere Wohnschiffe, die einen Liegeplatz bei ihm gepachtet haben. Werner spricht hierbei gerne von seinem „Anarchistischen Kleingartenverein“: Man kennt sich, man hilft sich, grillt im Sommer miteinander, und ansonsten lässt man sich aber auch in Ruhe.

Strom- und Wasserversorgung des Fährschiffs

Das Leben auf dem Wasser bringt auch gewisse Herausforderungen mit sich, besonders wenn es um die Themen Strom- und Wasserversorgung, oder Energiehaushalt geht. Damit keine Schadstoffe in die Elbe kommen, wurde der komplette Rumpf der „Stadersand“ dicht geschweißt und ein Toilettentank eingebaut.

Über einen Landstromkasten mit spezieller Sicherung gegen Sturmfluten wird das Schiff mit Strom versorgt. Auch wurde das Schiff besonders isoliert und gedämmt, da sich sonst das Stahlgerüst im Sommer stark aufheizen und im Winter auskühlen würde.

Berufliche Laufbahn: Vom Radioreporter zum Veranstalter

Auch wenn Werner mittlerweile viel handwerkliches Geschick aufweist und einiges an seiner Fähre selbst baut und repariert, ist er von Haus aus eigentlich Journalist. Viele Jahre war er für den NDR als Polizeireporter unterwegs und immer in der ersten Reihe dabei, wenn es irgendwo brannte, ein Großeinsatz war oder als es beim G20-Gipfel zu Ausschreitungen kam.

Das zehrte auf Dauer sehr an seinen Kräften, weswegen er beschloss, sich noch einmal neu aufzustellen. Er kaufte eine alte Veranstaltungshalle im Harburger Hafen und veranstaltet hier nun seit mehreren Jahren Konzerte, Lesungen und Theateraufführungen.

Das besondere Lebensgefühl auf dem Wasser

Werner und seine Partnerin genießen das Leben auf dem Wasser sehr und könnten sich ein Leben an Land nicht mehr vorstellen. Auf der Fähre spüren sie jeden Hagel, jede Sonne, jeden Schnee. Deshalb beschreibt Werner das Leben auf der Fähre auch wie das Leben in einem stählernen Zelt. Alles ist immer im Fluss und nichts ist wirklich statisch.

Auch künstlerisch ließ sich Werner immer wieder von dem Leben auf dem Wasser inspirieren. Er fing an zu fotografieren und Lieder zu schreiben. Viele seiner Songs sind auf der „Stadersand“ entstanden, mit dem Blick aufs Hafenbecken – den kleinen Ozean, wie er es nennt.

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