Historischer Charme und Handwerk im Reetdachhaus
Das Dornenhaus liegt in Althagen auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst in Mecklenburg-Vorpommern. Bis 1945 verlief zwischen Althagen und Ahrenshoop mehrere Jahrhunderte die Grenze zwischen Mecklenburg und Pommern. Der Wall vor dem Haus erinnert noch heute an diese Zeit. Mal standen Piraten vor dem Wall, mal die schwedischen Besatzer. Noch heute schützt er das Haus, aber nur noch vor der steifen Brise, die von der Ostsee kommt. Weil die Halbinsel schmal ist, sind es vom Haus aus auch nur wenige Schritte bis zur See.
Vom Bauernhaus zum Künstlerdomizil
Die vom Wind gebeugtem Weißdornbäume, denen das Haus seinen Namen verdankt, stehen noch heute auf dem Wall vor dem Reetdachhaus. Es hat eine lange Geschichte. Um 1660 wurde es als Bauernhaus errichtet. Es diente als Seefahrer- und Zollhaus, beherbergte als Kulturbundhaus zahlreiche bedeutende Künstler, darunter Bertold Brecht. Bis 1989 war das Haus ein Kindergarten.
Umbau nach Jahren des Verfalls
Renate und Friedemann haben das Dornenhaus 1995 erworben. Der Leerstand zwischen Auszug des Kindergartens und dem Zeitpunkt des Erwerbs hat Spuren hinterlassen. Das Dach war zum Teil verfallen, innen kam es zu Vandalismus und Feuchtigkeitsschäden. Der Kaufpreis war dennoch hoch. Die Renovierung hat insgesamt drei Jahre gedauert.
Fischlandkeramik: Handwerk mit Tradition
Heute beheimatet das Haus die Keramikwerkstatt von Friedemann, eine Galerie mit ständig wechselnden Ausstellungen und die Privaträume des Ehepaares. Friedemann stellt seit 1967 frei gedrehte und handbemalte Keramik her. Passend zum Ort heißt diese Fischlandkeramik und auch die Motive sind typisch für die Region: Fische, Mücken oder Libellen schmücken die dekorative Gebrauchskeramik.
Reetdachdeckerei: Ein UNESCO-Kulturerbe
Kunstvoll ist auch die Dachdeckung des Dornenhauses. Die jeweilige Bezeichnung dieser traditionellen Art der Dachdeckung variiert je nach Region. Auf der Halbinsel sagt man Rohrdach und diese Bezeichnung macht auch Sinn, denn dafür wird getrocknetes Schilfrohr benutzt.
Das Reet wird in geschnürten Bündeln auf den Dachlatten verteilt und dann so verschoben, dass die unteren Reethalmenden eine schräge einheitliche, durchgehende Fläche bilden. Die erste Schicht, die sogenannte Traufschicht, wird unter Spannung durch die Bindung am Dach gehalten. Eine Kunst für sich. Das Handwerk der Reetdachdeckerei wurde vom Land Mecklenburg-Vorpommern als immaterielles Kulturerbe der UNESCO eingereicht und 2014 als solches bestätigt.