Altes Fachwerk, neues Haus

Stand
Autor/in
Jörg Hommer
Ein Film von
Andi Enderle (Kamera), André Franz (Ton) und Marco Büttner (Schnitt)

Als die Familie 2010 ein Grundstück samt 300 Jahre alter Scheue kaufte, hatte sie noch keine Ahnung, auf was sie sich da eingelassen hatte.

Doch die Vorgaben zum Erhalt der denkmalgeschützten Altstadt von Markgröningen zwangen sie neue Wege einzuschlagen. Sie konnten die einsturzgefährdete Scheune nicht erhalten und mussten ihren Traum vom eigenen Haus neu denken.

Ein riesiger Vorteil: Mirko ist Architekt und das eigene Haus war damals das erste nach seinen Entwürfen und Planungen. Das hatte natürlich auch erheblichen Einfluss auf die eigenen, begrenzten finanziellen Mittel.

Architektonische Herausforderung und kreative Lösungen

Herausgekommenen ist ein einzigartiger Mix von altem Fachwerk und einem Neubau aus Massivholz. Der dazu notwendige Kompromiss mit den Denkmalschutzbehörden war, das uralte Fachwerk von 1680 zu erhalten und wie eine Kulisse an Originalstelle etwa einen Meter vor den Neubau zu setzen. Das Resultat ist mittlerweile fester Bestandteil der Führungen durch die mittelalterliche Altstadt geworden.

Zusammenspiel von Alt und Neu

Doch bis es so weit war, musste Mirko an vielen Stellen improvisieren und experimentieren. Denn das Grundstück hat nur 70 m² Grundfläche. Ausreichend Platz hat die vierköpfige Familie, weil das Gebäude in drei Etagen in die Höhe gebaut wurde. Neben der geringen Grundfläche, ist auch der rautenförmige Grundriss prägend für die Planung des Gebäudes. Kaum eine Wand hat hier einen Neunzig-Grad-Winkel.

Aus der Not machte Mirko eine Tugend, passte das zentrale Treppenhaus an die asymmetrische Grundform an. Das ließ dann Platz, um Neunzig-Grad-Winkel für die dahinterliegenden Wohnräume zu etablieren, um leichter möblieren zu können.

Gleichzeitig verlieh diese Form dem Treppenhaus einen einzigartigen, entrückten Charme, der es zum echten Hingucker werden lässt. Die Treppe ist hier längst nicht nur ein notwendiger Gegenstand zur Verbindung von Etagen.

Innovativer Einsatz von Tageslicht

Ein weiteres Experiment war die Beleuchtung des Gebäudes mit Tageslicht. Weil sich das neue Gebäude in die bereits vorhandene Baulücke einfügen musste, waren Fenster nur auf der Südfassade möglich. Vier riesige Oberlichter im Dach, direkt über dem zentralen und großzügigen Treppenhaus, versorgen deshalb das gesamte Haus mit genügend Helligkeit. Die Räume im hinteren Teil erhalten dann wiederum Licht durch eingelassene Milchglasscheiben zum Treppenhaus hin.

Ansonsten ist das neue Haus vollständig aus Holz gebaut, das Lieblingsbaumaterial der Immendörfers. Lediglich der Fußboden im Erdgeschoss ist aus geschliffenem Beton. So kann man auch mal über den Hof am Eingang gleich mit dem Fahrrad in die Wohnküche fahren. Dieser Raum bildet das Zentrum, das Herz des Hauses.

Kreative Raumnutzung im Obergeschoss

Von hier aus gelangt man in die erste Etage zu den Kinderzimmern, einem Badezimmer und dem Musikzimmer von Mirko. Auch in der zweiten Etage gibt es ein Bad. Durch dieses gelangt man in das tatsächlich sehr kleine Eltern-Schlafzimmer, das die Familie liebevoll „kleine Ski-Hütte“ nennt. Wer sich beim Hereinkommen fragt, wie denn ein Kleiderschrank in diesen engen Raum reinpasst, wird in der hintersten Ecke eines Besseren belehrt: Hier gelangt man in den Ankleideraum, nebst Kleiderschrank. Dieser begehbare Kleiderschrank thront über dem Treppenhaus. Von hier oben schaut man durch die vollständige Verglasung acht Meter tief bis in die Küche im Erdgeschoss. Ein absolutes Highlight in der alten, umgebauten Scheune.

Geht man die letzten Stufen im zentralen Treppenhaus hoch, gelangt man ins ausgebaute Dachgeschoss. Hier befindet sich das Wohnzimmer der Familie. Es ist gleichzeitig der hellste Raum im gesamten Haus. Von hier aus kann man durch die große Glasfront die erhaltene Fachwerkkunst des Mittelalters an der Außenfassade am besten bewundern. Oder den Blick in die Ferne schweifen lassen, denn die Aussicht bietet einen nahezu unverdauten Blick über die Umgebung von Markgröningen bis zum Horizont.

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Jörg Hommer
Ein Film von
Andi Enderle (Kamera), André Franz (Ton) und Marco Büttner (Schnitt)