Schon frühere Forschung konnte zeigen: Besonders in den ersten Lebensjahren, aber auch darüber hinaus können Faktoren wie die Ernährung und in der Nahrung enthaltene Mikronährstoffe einen Einfluss auf unsere Intelligenz haben.
Groß ist der Einfluss vor allem im Säuglingsalter, weil hier die sogenannte Blut-Hirn-Schranke noch durchlässiger ist – Moleküle aus dem Blut können so einfacher in das Gehirn gelangen. Diese tragen dann dazu bei, dass sich Neuronen miteinander vernetzen – was wiederum die Hirnentwicklung beschleunigt und die Intelligenz beeinflusst.
Studie untersucht Zusammenhang zwischen Zuckermolekül und Hirnentwicklung
Eine Forschungsgruppe des Human Nutrition Research Center on Aging der Tufts University in Massachusetts hat sich nun genauer mit Muttermilch beschäftigt. Die Forschenden haben sich in einer zweiteiligen Studie angeschaut, welchen Einfluss Bestandteile der Muttermilch auf die Hirnentwicklung haben.
Zunächst untersuchten sie dafür in verschiedenen Städten weltweit die Zusammensetzung von Muttermilchproben. Dabei stießen sie auf den Mikronährstoff Myo-Inositol, der nicht nur immer, sondern auch immer in gleicher Konzentration in der Muttermilch vorkam – unabhängig von Ort, sozialem Hintergrund und wie sich eine Person ernährt.
Im zweiten Teil haben sich die Forschenden dann unter anderem den Einfluss des Moleküls auf die Hirnentwicklung angeschaut. Ein positiver Einfluss konnte sowohl durch Tests an Nagetieren als auch durch Laborexperimente mit menschlichen Neuronen gezeigt werden. Demnach scheint Myo-Inositol tatsächlich die Ausbildung neuronaler Verknüpfungen zu verbessern.
Myo-Inositol vor allem im Säuglingsalter bedeutend
Hinzu kommt ein korrelativer Zusammenhang, der einen weiteren Hinweis auf die Bedeutung von Myo-Inositol bei der Hirnentwicklung gibt: Im Gehirn des Säuglings ist der Mikronährstoff in dem Alter am stärksten vorhanden, in dem sich auch die neuronalen Verbindungen am stärksten ausprägen. Die Konzentration des Moleküls im Hirn nimmt dann mit zunehmendem Alter ab – und das, obwohl die Konzentration in der aufgenommenen Muttermilch gleichbleibt.
Einsatz auch bei psychischen Krankheiten denkbar
Das Zuckermolekül könnte jedoch auch über das Säuglingsalter hinaus auf den Organismus wirken: So fanden Wissenschaftler bei Personen mit Depressionen oder einer bipolaren Störung eine geringere Menge Myo-Inositol als bei Gesunden.
Unklar ist dabei allerdings, ob es sich um eine Ursache der Erkrankungen oder eine Folge davon handelt. Möglich wäre beispielsweise auch, dass zur Behandlung eingesetzte Medikamente den Spiegel von Myo-Inositol herabsetzen. Um es also beispielsweise für Medikamente zu verwenden, wird noch mehr Forschung benötigt.
Ergebnisse dienen zur Verbesserung von Ersatzmilch
Zunächst können die Ergebnisse aber vor allem dabei helfen, künstlich hergestellte Ersatzmilch zu verbessern. Myo-Inositol könnte hier vermehrt und höher dosiert eingesetzt werden, um auch Säuglingen, die nicht gestillt werden oder gestillt werden können eine ausreichende Zufuhr des Zuckermoleküls zu ermöglichen.
Ob auch Erwachsene vom Verzehr des Moleküls profitieren können, müsste noch weiter untersucht werden. Myo-Inositol wird allerdings nur umgangssprachlich als Zuckermolekül bezeichnet und hat mit dem bekannten Haushaltszucker wenig zu tun. Vorzufinden ist es vor allem in Lebensmitteln wie Bohnen, Melone und bestimmten Getreidesorten.