- Was ist über die Gefahren einer Hormontherapie in den Wechseljahren bekannt?
- Welchen Nutzen und welche Chancen hat eine Hormontherapie?
- Was hat sich im Umgang mit Hormonpräparaten verändert?
- Gibt es natürliche Alternativen zur Hormontherapie?
- Bundestag diskutiert erstmals über eine nationale Menopausenstrategie – was sagen gynäkologische Fachverbände dazu?
Was ist über die Gefahren einer Hormontherapie in den Wechseljahren bekannt?
In den letzten 20 Jahren ist die Forschung hier zum Glück ein ganzes Stück weiter gekommen. Klar ist: Hormone in den Wechseljahren können das Risiko für Brustkrebs, Thrombosen und Schlaganfälle erhöhen – aber weniger gravierend als man das Anfang der 2000er noch glaubte.
Damals wurde eine Women’s Health Studie in den USA abgebrochen, weil unter anderem das Krebsrisiko nicht mehr vertretbar schien. Im Nachhinein haben sich aber große Schwächen dieser Studie gezeigt: Mit 63 Jahren war das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen sehr hoch – viele hatten die Wechseljahre schon hinter sich. Aber gerade bei Frauen über 60 steigen die Risiken, wenn sie Hormone zu sich nehmen. Hier sind Frauenärztinnen und -ärzte aber inzwischen aufmerksamer und in der Regel ganz besonders vorsichtig.
Welchen Nutzen und welche Chancen hat eine Hormontherapie?
Mit einer Hormontherapie lassen sich zum Beispiel quälende Hitzewallungen sehr erfolgreich behandeln – vier von fünf Frauen merken mit einer Hormontherapie nichts mehr davon oder sind nur noch minimal beeinträchtigt.
Dadurch verbessert sich in der Regel auch der Schlaf, die Lebensqualität steigt in der Regel deutlich an. Außerdem sind Hormone gut für die Knochen, sie schützen vor Osteoporose - und auch ein Stück weit vor Diabetes und Darmkrebs, so die Hinweise zur Hermontherapie der Deutschen Menopausegesellschaft.
Was hat sich im Umgang mit Hormonpräparaten in den Wechseljahren verändert?
Das Motto ist heute „so wenig und so kurz wie möglich“. Früher bekamen Frauen oft zehn Jahre lang Hormone. Heute ist klar: Wenn man die Hormone länger als fünf Jahre einnimmt, steigen die Risiken nochmal deutlich an.
Manche Fachleute raten daher auch, die Mittel so niedrig zu dosieren, dass eine Frau ihre Beschwerden noch spürt, aber so wenig, dass sie nicht darunter leidet. Dann merkt die Patientin nämlich, wenn zum Beispiel ihre Hitzewallungen von selbst weniger werden. Dann ist klar, Hormone sind nicht mehr nötig und man kann sie langsam absetzen.
Die aktuelle Therapie-Leitlinie rät auch dazu, Östrogen nicht zu schlucken, sondern besser als Gel oder Pflaster anzuwenden. Das gilt als risikoärmer als Tabletten. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Dosis individuell angepasst werden kann - je nach Beschwerden und Wirkung.
Eine weitere Empfehlung: die gängige Kombination aus Östrogen und Gestagen sollte man besser nicht ständig gleichzeitig nehmen, sondern über den Monat verteilt nacheinander. Auch das soll mögliche Risiken mindern
Gibt es natürliche Alternativen zur Hormontherapie?
Hier kommt es darauf an, was man unter „natürlich“ versteht. Zum einen gibt es die sogenannten „bioidentischen“ oder „natürlichen“ Hormone. Sie werden aus pflanzlichen Ausgangsstoffen halbsynthetisch hergestellt und haben die gleiche biochemische Struktur wie menschliche Hormone. Sie sind weder natürlicher noch sicherer als rein synthetisch hergestellte Hormone, sagt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen.
Es gibt auch einige pflanzliche Mittel, die helfen können: zum Beispiel Mariendistel gegen Hitzewallungen, oder Traubensilberkerze gegen Schlafstörungen und Präparate mit Soja oder Rotklee, die ähnlich wie Östrogene wirken. Hier gibt es ein breites Angebot rezeptfrei in der Apotheke.
Oft berichten Frauen von positiven Erfahrungen mit solchen Phytoöstrogenen. Der Haken: wenn die pflanzlichen Mittel wirken, haben sie möglicherweise genau dieselben Risiken wie eine klassische Hormontherapie, erklärt Markus Haist vom Berufsverband für Frauenärzte: „Wenn ein Hormon, Östrogen zum Beispiel, Brustkrebs auslösen kann, warum soll dieses bioidentische Hormon das nicht können. (...) Deswegen ist man da schon vorsichtig."
Die möglichen Nebenwirkungen von pflanzlichen Alternativen sind in Studien noch nicht ausreichend untersucht – aber pflanzlich ist auf keinen Fall automatisch harmlos. Das ist ein verbreiteter Irrglaube.
Bundestag diskutiert erstmals über eine nationale Menopausenstrategie – was sagen gynäkologische Fachverbände dazu?
Die Fachverbände wurden im Vorfeld natürlich gefragt und haben Input gegeben. Es sei gut, dass sich endlich etwas bewegt, sagt die Präsidentin der Deutschen Menopausegesellschaft, Dr. Katrin Schaudig, gegenüber dem SWR. Ein Knackpunkt ist aus ihrer Sicht, dass eine ausführliche Beratung von Frauen in den Wechseljahren von den Kassen bisher nicht bezahlt wird. Genau das kritisiert auch der Berufsverband der Frauenärzte.
Auch im Medizinstudium und später in der Fortbildung müsste es mehr Infos über die Wechseljahre geben, so Katrin Schaudig.
Die Deutsche Menopausegesellschaft (DMG) sieht aber auch die Arbeitgeber in der Pflicht: es gibt schon Pilotprojekte mit Firmen, die Beraterinnen der DMG in den Betrieb holen. Mitarbeiterinnen können sich dann in der Arbeitszeit persönlich beraten lassen.
Bei der Meno-Support Studie haben vergangenes Jahr mehr als die Hälfte der befragten Frauen angegeben, die Wechseljahre seien am Arbeitsplatz immer noch ein Tabuthema – sie fühlten sich damit alleingelassen.
Programmhinweis: Gut durch die Wechseljahre mit ARD Gesund
Wie kann ich die Menopause für mich nutzen? Das ist eine der Fragen, die das neue Kompetenzcenter Gesundheit der ARD anlässlich des Welt-Menopause-Tages rund um den 18. Oktober behandelt. Weitere Informationen finden Sie hier.