Klimawandel

Wald leidet an Folgen von Hitze, Trockenheit und Starkregen

Stand
Autor/in
Annegret Faber
Onlinefassung
Antonia Weise

Viele Bäume, Sträucher und Wiesen leiden unter den Folgen der häufigeren Starkregen, der längeren Trockenphasen und der hohen Temperaturen. Zu diesem Ergebnis kommen Forschende vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie.

Der Pfirsichbaum im Garten ist eingegangen, der Kirschbaum lässt die Zweige hängen. Wer naturnah gärtnern und nur mit Regenwasser gießen will, hat es womöglich immer schwerer. Der Grund: Die Sommer sind zu trocken. Im Garten können die einzelnen Bäume zwar gegossen werden, doch in der Forstwirtschaft ist das nicht möglich. Einen ganzen Wald zu bewässern ist unrealistisch.

Anpassungsstrategien gehen nicht mehr auf

Henrik Hartmann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena befasst sich mit den Wäldern und der Trockenheit. Er beobachtet, dass selbst Baumarten absterben, die bisher gut mit der Dürre zurechtkamen. Zum Beispiel die Kiefer, die über ein tiefes Wurzelwerk verfügt und bei einer Dürre lange Zeit immer noch Wasser finden konnte. Diese Strategie, die sich über tausende von Jahren entwickelt habe, gehe nicht mehr auf, so Hartmann. Gerade in den tieferen Bodenschichten würde nämlich kein Wasser mehr vorkommen. Bäume würden dadurch an ihre Grenzen kommen. Nicht nur die Kiefer, sondern auch die Buche, die bisher noch als trockenheitsresistent galt, nehme Schaden.

Die Wurzeln einer Buche
Das Wurzelsystem einer Buche wird als Herzwurzel bezeichnet. Der Mittelteil der Wurzeln wächst weit nach unten, an den Seiten befinden sich Nebenwurzeln, die relativ flach unter der Erde verlaufen.

Fehlender Regen ist nicht der Hauptgrund

Als Ursache wird meist fehlender Niederschlag genannt. Laut Deutschen Wetterdienst hat der seit 1881 allerdings sogar zugelegt, und zwar um 8 Prozent. Auf Anfrage des SWR bekommen wir zur Antwort, dass vor allem die Starkniederschläge zunehmen werden, mit folgender Begründung:

"Mit einer fortlaufenden globalen Erwärmung der unteren Atmosphäre, steigt auch das Aufnahmevermögen der Luft von Wasserdampf. Mit jedem Grad Erwärmung nimmt die Luft sechs bis sieben Prozent mehr Wasserdampf auf. Dadurch werden Gewitterwolken tendenziell auch größer und es kann mehr und vor allem intensiverer Niederschlag fallen."

Mit dieser Situation kommen Gärten, Wiesen und Wälder nicht klar, denn bei Starkregen fließt viel Wasser einfach ab und hat keine Zeit, in den Boden zu sickern.

Ein weiterer entscheidender Aspekt sind die hohen Temperaturen. Ein Forscherteam aus Deutschland, den Niederlanden und Australien wertete in einer Studie globale Daten aus Klimamodellen (Zeitraum 1980 bis 2010) aus. Das Ergebnis: Die Wasserknappheit werde laut den Experten zu einem immer größeren Problem, trotz ausreichender Niederschläge.

Durch die höhere Temperatur verdunstet mehr. Das heißt, mehr Wasser wird über die Pflanzen oder direkt vom Boden von der Sonne verdunstet und ist damit nicht mehr für die Pflanzen verfügbar.

Hydrobiologe Rene Orth vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena ist einer der Forschenden: "Es heißt aber nicht, dass es weniger regnet. Also es geht mehr Wasser raus, es kommt nicht weniger rein."

Gasbläschen schädigen die Bäume

Waldökologe Henrik Hartmann beschreibt, was in den Bäumen geschieht, wenn viel Wasser verdunstet, die Wurzeln jedoch im trockenen Boden stecken:

"In dem Leitgewebe, wo das Wasser in den Bäumen transportiert wird, kommt es dann zu einer starken Spannung. Das heißt, oben wird kräftig Wasser gebraucht und unten kommt wenig nach, das heißt es kommt zur Bildung von Luft- oder Gasbläschen in diesem Leitgewebe.

Und diese Gasbläschen schädigen den Baum oder lassen ihn sterben. Viele Baumarten, wie die Buche, seien schon an ihre Grenzen gekommen. Ob die Eiche auch schon betroffen ist, weiß der Waldökologe noch nicht.

Hotspot-Regionen zeigen besonders betroffene Ökosysteme

Die internationale Studie macht nun Hotspot-Regionen aus, die besonders von Veränderungen durch hohe Temperaturen betroffen sind. Deutschland gehört dazu. Wobei es laut Deutschem Wetterdienst Unterschiede in den Bundesländern gibt.

Im Süden und in bergigen Regionen, also auch in Baden-Württemberg, wird es mehr regnen als auf dem platten Land. Doch auch hier gilt – es gibt mehr Starkregen und die Sonne zieht das Wasser schnell wieder aus dem Boden, den Blättern, Gräsern und Blumen. Eine zweite Studie der Jenaer bestätigt das. Darin sahen die Forschenden sich nicht das Klima, sondern die Bodenfeuchte an und erkannten die gleiche Entwicklung.

Die Natur reagiert bereits auf die Klimaerwärmung und verlagert die Vegetation in kühlere Regionen: "In den nördlichen Regionen wird das ja auch beobachtet, dass es eine Vergrünung dort gibt, dass auf der nördlichen Halbkugel, dort, wo es vielleicht jetzt noch wenig Vegetation gab und keinen Wald, dass der Wald dort langsam einwächst," so Henrik Hartmann.

Das sind Prozesse, die Jahrzehnte und Jahrhunderte dauern, auf die wir uns aber einstellen können, so die Forschenden. Und auch das wirkungsvollste Mittel dagegen zu steuern, haben wir in der Hand: Und zwar die Klimaschutzmaßnahmen zügig umsetzen.

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Annegret Faber
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Antonia Weise