Schulgipfel im Kanzleramt

Kommentar : Schöne neue Laptop-Welt

Stand
Autor/in
Ralf Caspary
Onlinefassung
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.

Bund und Länder haben sich bei einem Schulgipfel auf eine engere Zusammenarbeit bei der Digitalisierung der Schulen verständigt. So sollen erneute Schulschließungen verhindert werden.

Insgesamt 6,5 Milliarden Euro sollen in die Digitalisierung der Schulen fließen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek sagt, ein solches Programm habe es "in der Geschichte der Bildungspolitik in Deutschland" noch nicht gegeben. Allerdings waren Bundeselternrat und die verschiedenen Lehrergewerkschaften nicht ihrer Meinung. Auch unser Kollege Ralf Caspary fand die Ergebnisse des Schulgipfels bescheiden:

Schulgipfel war in erster Linie eine symbolische Aktion

Manchmal ist die Bildungspolitik so langsam wie eine Schnecke, die den Erfordernissen der Realität kaum hinterherzuschleichen vermag. Das zeigt sich jetzt wieder bei dem Schulgipfel. Der war in erster Linie eine symbolische Aktion: Kanzlerin Merkel zeigt, dass ihr Bildung doch soviel Wert ist, dass sie dafür sogar einen dreistündigen Gipfel organisiert hat.

Dienstlaptops für Lehrer sollen schneller beschafft werden

Doch leider wurden auf diesem Gipfel nur die Steine ins Rollen gebracht, die bei einem Treffen von Union und SPD im Kanzleramt im August liegen geblieben waren. Bei diesem Treffen wurde vereinbart, Dienstlaptops für die 800.000 Lehrer in Deutschland anzuschaffen. Der Grund: Viele müssen im Unterricht mit dem privaten Laptop arbeiten, oftmals ist das Gerät technisch nicht auf dem neuesten Stand, und das bringt datenschutzrechtliche Probleme mit sich, wenn auf dem privaten Laptop zum Beispiel auch Schul-Noten abgespeichert sind.

Die Lieferung von Dienstlaptops für Lehrer*innen soll schneller gehen- bloß wie schnell, das bleibt unklar.
Die Lieferung von Dienstlaptops für Lehrer*innen soll schneller gehen - bloß wie schnell, das bleibt unklar.

So, und nun soll die Lieferung der Dienstlaptos schneller gehen, weil das Geld dafür schneller bereitgestellt wird. Das ist gut und sinnvoll, allerdings gibt es für dieses Projekt keinen konkreten Zeitrahmen, das kann sofort passieren oder in den nächsten Monaten – tja, das bleibt spannend für die Lehrer.

Dringend benötigte IT-Administratoren werden den Schulen genehmigt

Die Gipfelteilnehmer haben jetzt außerdem beschlossen, dass die Schulen nun auch endlich IT-Administratoren beschäftigen können, die sich um die digitale Technik vor Ort kümmern. Ja, das war nämlich bisher nicht so. Bisher konnten die Schulen zwar im Rahmen des Digitalpakts Geld für die Digitalisierung abrufen. Aber das haben sie nur in sehr begrenzter Form gemacht, von den bereitgestellten 5 Milliarden Euro sind bis Juni 2020 nur 15 Millionen abgeflossen.

Schulen dürfen jetzt endlich auch IT-Administratoren anstellen, die sich um die digitale Technik vor Ort kümmern.
Schulen dürfen jetzt endlich auch IT-Administratoren anstellen, die sich um die digitale Technik vor Ort kümmern.

Bisher gab es nur Geld für die Technik, nicht für Techniker

Der Grund: Mit dem Geld durften die Schulen zwar Computer und WLAN-Anschlüsse einkaufen, aber keine Techniker, die das alles einrichten, bedienen und warten können. Das war peinlich, das war so, als wenn man Ihnen eine Küche andreht, für einen Appel und ein Ei, Ihnen dann aber sagt: Tja, den Herd, den müssen Sie selbst an den Starkstrom anschließen.

Okay, diese Peinlichkeit ist jetzt vom Tisch, die Gipfelstürmer haben beschlossen, sich mit 500 Millionen Euro an den Kosten für IT-Administratoren zu beteiligen. Toll, der Herd kann angeschlossen werden!

Bisher hatten viele Schulen nicht gewusst, wie sie mit der neuen Technik zurecht kommen sollten.  Nun werden 500 Millionen Euro für IT-Administratoren bereit gestellt.
Bisher haben die Schulen nicht gewusst, wer die neue Technik einrichtet und wartet. Nun werden 500 Millionen Euro für IT-Administratoren bereit gestellt.

Alte Beschlüsse wurden wiederholt

Ansonsten gibt es nun endlich eine Datenflatrate für die Schüler, auch das wurde schon vor Monaten angeschoben, und es gibt eine digitale Bildungsplattform, auf der sich Lehrer weiterbilden können. Auch das wurde bei einem Treffen zwischen Union und SPD im August schon festgelegt.

In der Bildung hinken wir der Corona-Realität hinterher

Das also war der Gipfel, das war die Schnecke, die wieder versucht hat, der Corona-Realität hinterherzuschleichen. Jetzt brauchen die Lehrer nur noch Schüler, die ihnen die Bildungsplattform und die Dienstlaptops erklären und die die IT-Experten sinnvoll in den pädagogischen Alltag integrieren.

Unser Kommentator Ralf Caspary meint, jetzt brauchen die Lehrer nur noch Schüler, die ihnen die Technik nahe bringen.
Unser Kommentator Ralf Caspary meint, jetzt brauchen die Lehrer nur noch Schüler, die ihnen die Technik nahe bringen.

Wie sinnvoller Digitalunterricht aussieht - dazu gibt es keine Aussage

Ach ja, und dann müsste man sich ja eigentlich auch mal überlegen, wie man mit Laptops, Teamsschalten und Videokonferenzen was für einen Unterricht gestaltet. Aber das kann man ja auf dem nächsten Gipfel verhandeln!

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Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.