Ein Vorteil der Zeitumstellung auf die Winterzeit liegt auf der Hand: Morgens ist es früher hell, was uns das Wachwerden erleichtert. Aus dem Bett zu kommen, fällt vielen Menschen trotzdem sehr schwer.
Wenn der Wecker am frühen Morgen klingelt, starten frühe Chronotypen, auch Lerchen genannt, voller Elan in den Tag. Andere zögern das Aufstehen mit dem Snooze-Button (Schlummertaste) um das ein oder andere extra 9-Minuten-Nickerchen heraus.
Erfunden wurde die Snooze-Taste vor 110 Jahren. Eine Studie der Universität Stockholm untersuchte nun erstmals die Auswirkungen des Snoozens auf die Schlafqualität, die kognitive Leistungsfähigkeit und die Stimmung nach dem Aufwachen.
Snoozen ist besser als sein Ruf
Entgegen der früheren Annahme, Snoozen würde den Hormonhaushalt verwirren und so die Leistungsfähigkeit den Tag über beeinträchtigen, schnitten die Snoozer bei kognitiven Tests nach dem Aufwachen sogar besser ab als die Nicht-Snoozer.
Keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Probandengruppen gab es bei der Stimmung und der Schläfrigkeit gemessen am Cortisol-Spiegel, dem Hormon, das beim Aufwachen ausgeschüttet wird. Wichtig sei, dass die Snooze-Zeit 30 Minuten nicht überschreitet.
Die positiven Effekte des Snoozens, die in der Studie gemessen werden konnten, lassen sich mit den Schlafphasen erklären. Ein Zyklus beginnend mit der Wach-Phase und den immer tiefer werdenden Schlafstadien bis zur REM-Phase (Rapid-Eye-Movement), in der wir träumen, dauert circa 90 Minuten.
Gesunde Menschen durchlaufen während einer Nacht diesen Zyklus im Schnitt fünfmal. Klingelt der erste Wecker in der Tiefschlaf- oder REM-Phase, kann das Snoozen helfen, in eine leichtere Schlafphase zu gleiten, was das Wachwerden erleichtert.
Wer snoozt, entscheiden die Gene – und die Lebensphase
Durch eine umfassende Befragung im Rahmen der Studie, konnten die Wissenschaftler der Universität Stockholm auch herausfinden, welche Menschen gerne snoozen: Vor allem jüngere Menschen und Menschen, die sich dem späten Chronotypen, den Nachteulen zuordnen. Welcher Chronotyp wir sind, geben die Gene vor.
Dass vorwiegend junge Menschen unter den Snoozern sind, überrascht Schlafforscher Albrecht Vorster von der Universitätsklinik für Neurologie in Bern nicht:
Die Menschen, die snoozen, haben ein Schlafdefizit und drücken deshalb die Snooze-Taste, weil sie morgens noch nicht ausgeschlafen sind, ist sich der Schlafforscher sicher.
Schlafforscher rät vom Snoozen ab
Die Studie aus Stockholm zeigte nicht nur positive Effekte der Schlummertaste. So hatten die Snoozer im Schlaflabor der Studie ein Schlafdefizit von sechs Minuten gegenüber denen, die direkt aufgestanden sind. Das liegt daran, dass die Nicht-Snoozer in der Zeit bis zum endgültigen Aufstehen mehr ungestörten Tiefschlaf, also Qualitätsschlaf hatten.
Schlafforscher Dr. Albrecht Vorster sieht in dem Schlafdefizit der Snoozer ein Argument gegen die Nutzung der Snooze-Funktion im Wecker und rät stattdessen zu ausreichendem Schlaf.
Morgens aufstehen: 5 Tipps, damit Sie besser aus dem Bett kommen
Junge Menschen und späte Chronotypen, die sich ohnehin an frühes Aufstehen anpassen müssen, sollten versuchen, so viel Qualitätsschlaf wie möglich zu bekommen, sagt Vorster.
Was können späte Chronotypen tun?
Die meisten Menschen haben keine große Wahl, wann sie morgens aufstehen müssen. Ein ständiges Schlafdefizit ist nicht gut für die Gesundheit, beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit und führt zu Konzentrationsfehlern, was auch gefährlich werden kann.
Was können die Nachteulen – Menschen, die ein später Chronotyp sind – tun, um sich an die Geschäftszeiten unserer Gesellschaft anzupassen? Dr. Albrecht Vorster empfiehlt, anstelle der Snooze-Funktion auf einen Lichtwecker umzusteigen:
Nachteulen, also Menschen, die mitunter vermehrt an Tagesschläfrigkeit leiden, empfiehlt der Schlafforscher morgens viel Tageslicht und zum Abend hin am besten auf jegliches Licht zu verzichten.