Schlafforschung

Schlummertaste: Das bewirkt die Snooze-Funktion am Wecker

Stand
Autor/in
Kristina Koch
Onlinefassung
Leila Boucheligua

Eine morgendliche Praxis scheidet die Geister: Das Snoozen – die einen lieben die Schlummertaste, die anderen verteufeln sie. Ob die Snooze-Taste so schlecht ist wie ihr Ruf und wie sich die Praxis auf Schlaf und Stimmung auswirkt, untersuchte die Universität Stockholm in einer Studie. 

Snoozen kann GUT sein! 😴⏰ Snoozen ist wahrscheinlich nicht so schlecht wie sein Ruf. Zumindest nicht für alle Menschen. Ein Team von der Uni Stockholm hat die erste Studie gemacht, die Schlummern wirklich untersucht hat und welche Schlafphasen wir dabei durchlaufen. Das Ergebnis: Es kommt auf den Schlaftyp an! Wer als Chronotyp eine Nachteule ist - also einen späten natürlichen Rhythmus hat - und Snoozen gewöhnt ist, kann von einer halben Stunde Snoozen (alle 10 Minuten) profitieren. Denn Eulen werden morgens oft aus dem Tiefschlaf gerissen, sie fühlen sich müde, sind orientierungslos und haben Schlafträgheit. Diese Effekte lassen sich ein wenig abschwächen, wenn Nachteulen Snoozen. Sie wachen dann aus einer leichteren Schlafphase auf und kurzfristig kann das positive Effekte auf ihre kognitive Leistung haben. Aber das Wichtigste: In der Studie konnte nicht belegt werden, dass Schlummern immer schlecht ist. Aber uns hat ein Schlafforscher gesagt, dass er erstmal raten würde den Wecker auf die spätest mögliche Zeit zu stellen. Denn meistens ist das größte Problem, dass wir viel zu wenig Schlaf kriegen. Übrigens: Wer ganz ohne Wecker morgens aufwacht, macht SEHR viel richtig.  #solidscience #swrwissen #schlafen #chronotyp #forschung #schlafforschung #nachteule #einschlafen #schlafrythmus #snoozetime #wecker #wissenschaft

Ein Vorteil der Zeitumstellung auf die Winterzeit liegt auf der Hand: Morgens ist es früher hell, was uns das Wachwerden erleichtert. Aus dem Bett zu kommen, fällt vielen Menschen trotzdem sehr schwer.

Wenn der Wecker am frühen Morgen klingelt, starten frühe Chronotypen, auch Lerchen genannt, voller Elan in den Tag. Andere zögern das Aufstehen mit dem Snooze-Button (Schlummertaste) um das ein oder andere extra 9-Minuten-Nickerchen heraus.

Erfunden wurde die Snooze-Taste vor 110 Jahren. Eine Studie der Universität Stockholm untersuchte nun erstmals die Auswirkungen des Snoozens auf die Schlafqualität, die kognitive Leistungsfähigkeit und die Stimmung nach dem Aufwachen.

Snoozen ist besser als sein Ruf

Entgegen der früheren Annahme, Snoozen würde den Hormonhaushalt verwirren und so die Leistungsfähigkeit den Tag über beeinträchtigen, schnitten die Snoozer bei kognitiven Tests nach dem Aufwachen sogar besser ab als die Nicht-Snoozer.

Keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Probandengruppen gab es bei der Stimmung und der Schläfrigkeit gemessen am Cortisol-Spiegel, dem Hormon, das beim Aufwachen ausgeschüttet wird. Wichtig sei, dass die Snooze-Zeit 30 Minuten nicht überschreitet.

Die positiven Effekte des Snoozens, die in der Studie gemessen werden konnten, lassen sich mit den Schlafphasen erklären. Ein Zyklus beginnend mit der Wach-Phase und den immer tiefer werdenden Schlafstadien bis zur REM-Phase (Rapid-Eye-Movement), in der wir träumen, dauert circa 90 Minuten.

Gesunde Menschen durchlaufen während einer Nacht diesen Zyklus im Schnitt fünfmal. Klingelt der erste Wecker in der Tiefschlaf- oder REM-Phase, kann das Snoozen helfen, in eine leichtere Schlafphase zu gleiten, was das Wachwerden erleichtert.

Wer snoozt, entscheiden die Gene – und die Lebensphase

Durch eine umfassende Befragung im Rahmen der Studie, konnten die Wissenschaftler der Universität Stockholm auch herausfinden, welche Menschen gerne snoozen: Vor allem jüngere Menschen und Menschen, die sich dem späten Chronotypen, den Nachteulen zuordnen. Welcher Chronotyp wir sind, geben die Gene vor.

Eine Person liegt im Bett mit dem Kopfkissen auf dem Kopf
Laut der schwedischen Studie drücken Menschen mit dem Chronotyp "Nachteule" besonders gerne die Schlummertaste. Menschen dieses Chronotyps sind tendenziell noch spät produktiv und tun sich oft schwer damit, früh aufzustehen.

Dass vorwiegend junge Menschen unter den Snoozern sind, überrascht Schlafforscher Albrecht Vorster von der Universitätsklinik für Neurologie in Bern nicht:

Ab der Pubertät werden wir ein bis drei Stunden später müde. Die Schule fängt trotzdem morgens um 7:45 Uhr an. Daher sind die Tagesschläfrigkeit und auch das Schlafdefizit im Alter zwischen 15 bis 25 am höchsten.

Die Menschen, die snoozen, haben ein Schlafdefizit und drücken deshalb die Snooze-Taste, weil sie morgens noch nicht ausgeschlafen sind, ist sich der Schlafforscher sicher.

Schlafforscher rät vom Snoozen ab

Die Studie aus Stockholm zeigte nicht nur positive Effekte der Schlummertaste. So hatten die Snoozer im Schlaflabor der Studie ein Schlafdefizit von sechs Minuten gegenüber denen, die direkt aufgestanden sind. Das liegt daran, dass die Nicht-Snoozer in der Zeit bis zum endgültigen Aufstehen mehr ungestörten Tiefschlaf, also Qualitätsschlaf hatten.

Schlafforscher Dr. Albrecht Vorster sieht in dem Schlafdefizit der Snoozer ein Argument gegen die Nutzung der Snooze-Funktion im Wecker und rät stattdessen zu ausreichendem Schlaf.

Junge Menschen und späte Chronotypen, die sich ohnehin an frühes Aufstehen anpassen müssen, sollten versuchen, so viel Qualitätsschlaf wie möglich zu bekommen, sagt Vorster.

Was können späte Chronotypen tun?

Die meisten Menschen haben keine große Wahl, wann sie morgens aufstehen müssen. Ein ständiges Schlafdefizit ist nicht gut für die Gesundheit, beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit und führt zu Konzentrationsfehlern, was auch gefährlich werden kann.

Was können die Nachteulen – Menschen, die ein später Chronotyp sind – tun, um sich an die Geschäftszeiten unserer Gesellschaft anzupassen? Dr. Albrecht Vorster empfiehlt, anstelle der Snooze-Funktion auf einen Lichtwecker umzusteigen:

Wir empfinden weniger Müdigkeit, wenn wir langsam aufwachen können. Bei einem Lichtwecker fängt das Licht schwach an und begleitet langsam aus den Schlafphasen heraus.

Nachteulen, also Menschen, die mitunter vermehrt an Tagesschläfrigkeit leiden, empfiehlt der Schlafforscher morgens viel Tageslicht und zum Abend hin am besten auf jegliches Licht zu verzichten.

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