Probleme bei den ersten Starts der Ariane 5
Am 4. Juni 1996 um 12:34 und 6 Sekunden hebt die erste Ariane 5 vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana zu ihrem Jungfernflug ab. Zunächst verläuft alles nach Plan. Doch knapp 40 Sekunden nach dem Start explodiert die Rakete über dem Regenwald Französisch-Guayanas.
Ein Programmierfehler brachte den Flugcomputer dazu, zu glauben, die Rakete sei massiv vom Kurs abgekommen. Daraufhin leitete der Computer ein viel zu extremes Korrekturmanöver ein, das die zwei Feststoffbooster von der Seite der Rakete abriss, was den Selbstzerstörungsmechanismus einleitete.
Darum explodierte die Ariane 5-Rakete bei ihrem Jungfernflug
Ariane 5 entwickelte sich zu Europas zuverlässigem Zugang zum All
Auch der zweite Start, etwas mehr als ein Jahr später, war kein voller Erfolg. Die Oberstufe erreichte nicht die volle Leistung, die Satelliten traten in eine zu niedrige Umlaufbahn ein.
Doch danach zog die Erfolgsrate steil an. 111 erfolgreiche Starts bei nur noch einem kompletten Fehlschlag. Damit hatte Europa stets einen zuverlässigen Zugang zum All. Alle möglichen Kommunikations-, Fernseh-, Wetter- und sonstige Satelliten umkreisen dank der Ariane 5 unseren Planeten.
Ariane 5 brachte wichtige Missionen ins All
Aber es waren vor allem die großen wissenschaftlichen Missionen, bei denen alle Augen auf die Trägerrakete gerichtet waren: Rosetta, bei der zum ersten Mal eine Sonde auf einem Kometen landete. Seit 2018 ist Bepi-Colombo unterwegs zum sonnennächsten Planeten, dem Merkur – 2025 soll die Sonde ankommen.
Ende vergangenen Jahres schickte eine Ariane 5 das James-Webb-Weltraumteleskop auf seine Reise, und zwar so präzise und treibstoffsparend, dass die Missionslaufzeit des Teleskops vermutlich mehr als verdoppelt werden konnte.
Und auch Juice, eine Sonde, die auf den Eismonden des Jupiters unter anderem nach Anzeichen von Leben suchen soll, brachte eine Ariane 5 im April 2023 sicher ins All.
"Juice"-Mission zum Jupiter gestartet
In Deutschland entwickelter Kommunikationssatellit Heinrich-Hertz
Bei ihrer letzten Mission bringt sie die Kommunikationssatelliten Syracuse 4B und Heinrich-Hertz in eine Erdumlaufbahn. Heinrich-Hertz ist seit zwanzig Jahren der erste Kommunikationssatellit, der komplett in Deutschland entwickelt wurde.
Der Satellit ist etwa so groß wie ein Kleinbus und soll 15 Jahre im All verbringen. Ein Ziel der Mission ist es, diese und andere moderne Komponenten für den Einsatz im All zu testen, die dann bei zukünftigen Missionen zum Einsatz kommen sollen.
Heinrich-Hertz kann sich im All weiterentwickeln
Aber Heinrich-Hertz hat noch eine Besonderheit: Der Satellit kann sich im Weltall weiterentwickeln. Möglich machen das kleine Computer, die er an Board trägt. Normalerweise können die Funktionen von Satelliten nämlich nicht mehr verändert werden, sobald sie einmal in die Erdumlaufbahn gebracht worden sind.
Dass Heinrich-Hertz das kann, hat mehrere Vorteile: Er kann seine Sende- und Empfangsfrequenz verändern und seine Antennen umleiten und damit anpassen, aus welcher Region Daten empfangen und gesendet werden können.
Damit kann der Satellit möglicherweise auch besser mit Problemen umgehen und flexibel neu Übertragungsstrecken aufbauen. Sollten in Zukunft weitere Frequenzbereiche für die Kommunikation freigegeben werden, kann sich der Satellit Heinrich-Hertz direkt an diese Änderung anpassen.
Mit dem Start von Heinrich-Hertz endet nun die Ära der Ariane 5. Schließt ihre Nachfolgerin, die Ariane 6, an den Erfolg an, dann hat Europa auch in Zukunft noch seinen eigenen Zugang zum All. Die neue Rakete soll laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) leistungsfähiger, flexibler und kostengünstiger sein als ihre Vorgängerin.
Mit der Ariane 6 will die europäische Raumfahrtgemeinschaft ihren unabhängigen Zugang zum All sichern und weiterhin eigene Missionen in den Erdorbit befördern. Um weniger schwere, aber auch viele kleine Satelliten in den Weltraum befördern zu können, wurden zwei verschiedene Modelle der Ariane 6 entwickelt.
Neben einem Modell mit zwei Feststoff-Boostern gibt es auch eines mit vier solcher Antriebe, die bis zu elf Tonnen Nutzlast in den geostationären Orbit transportieren können – doppelt so viel, wie die Ariane 5.