Die ESA wagt ein nie dagewesenes Doppelmanöver: Ihre Sonde "Juice" fliegt jetzt dicht an Mond und Erde vorbei, um so schrittweise auf die richtige Flugbahn in Richtung Jupiter zu gelangen.
Die Sonde "Juice" fliegt den Riesenplaneten Jupiter auf einem verschlungenen Weg an. Er führt sie jetzt kurz nacheinander in geringem Abstand an Mond und Erde vorbei. ESA-Verantwortliche vergleichen das Manöver mit einer Hochgeschwindigkeitsfahrt durch eine sehr enge Gasse. Gesteuert wird die Sonde aus Darmstadt. An Bord hat sie einige Messinstrumente aus Deutschland. Sie wurden zum Teil in Immenstaad am Bodensee entwickelt.
Weltpremiere mit Risiko
Ein solcher Mond-Erde-Vorbeiflug wurde bislang nie gewagt, weil ein Raumfahrzeug bei ungenauem Anflug von den Anziehungskräften der beiden Himmelskörper unkontrolliert ins All geschleudert werden kann. Die ESA ist sich aber sicher, den Anflug von "Juice" so exakt und fein steuern zu können, dass das Manöver erfolgreich sein wird.
Einzigartiges Manöver spart Treibstoff
Der Lohn für das Risiko: "Juice" könnte im Anschluss durch weitere Vorbeiflüge an der Erde und der Venus so viel Schwung holen, dass die Sonde den Jupiter sehr spritsparsam erreicht.
Ein schneller Direktflug zum Jupiter würde 60 Tonnen Treibstoff erfordern – das zehnfache des Eigengewichts der Sonde. Dabei noch nicht eingerechnet wäre weiterer Treibstoff, um bei der schnellen Ankunft am Jupiter auch Abbremsen zu können. Um dagegen spritsparsam zu fliegen und am Ende der Reise sanft in eine Umlaufbahn einzuschwenken, lässt sie sich von den Anziehungskräften von Mond, Erde und Venus abbremsen und beschleunigen.
"Juice" soll Monde des Jupiters untersuchen
Nach insgesamt acht Jahren Flug soll die Sonde im Jahr 2031 am Jupiter ankommen. Dort soll sie Kallisto, Ganymed und Europa untersuchen - die großen Eismonde des Jupiters.
Es gibt Hinweise darauf, dass sich auf diesen Monden unter viele Kilometer dickem Eis sehr wasserreiche Ozeane verbergen. Durch die Hitze aus dem Inneren der Monde könnte es unter der Eisschicht verborgene, heiße Quellen geben, wie sie auch am tiefen Meeresgrund der Erde zu finden sind. Das sind die sogenannten "Black Smoker", hydrothermale Quellen, an denen sich sogar einst das erste Leben auf der Erde entwickelt haben könnte.
Könnte es also auch auf Ganymed, Europa oder Kallisto Leben geben? Das wird über die Monde angenommen:
Viele Messgeräte in Deutschland entwickelt
Bislang kann vieles über die Monde nur vermutet werden. Die zehn Messinstrumente, mit denen Juice ausgestattet ist, sollen nun für mehr Gewissheit sorgen. Einige davon wurden sogar in Deutschland entwickelt. So zum Beispiel GALA, ein Höhenmesser, der mit Laserinfrarotlicht die Oberfläche von Ganymed abtasten wird und so herausfinden kann, ob Ganymed einen Ozean hat.
Wenn die Mission erfolgreich ist, könnten die Erkenntnisse auf die Erforschung von Exo-Planetensystemen übertragen werden. Und auch die Frage, ob es dort Ozeane gibt, sollte klarer beantwortet werden können – und gegebenenfalls die Forschung nach außerirdischem Leben vorantreiben. Denn wenn die Monde Ozeane haben, könnten im warmen Wasser Lebensformen existieren.