Die australische Biochemikerin Carmel Harrington, die selbst ein Kind durch den plötzlichen Kindstod verloren hat, ist zusammen mit Ihrem Team dem Rätsel des plötzlichen Kindtods jetzt womöglich einen entscheidenden Schritt nähergekommen.
Was hat das Team entdeckt?
Bei der Studie wurden Blutproben von 60 Kindern untersucht, die plötzlich verstorben sind, und bei allen wurde ein Mangel eines bestimmten Enzyms entdeckt: der sogenannten Butyrylcholinesterase, oder einfach nur BChE. Dieses Enzym ist wichtig für die Kommunikation der Nervenzellen im Gehirn und die Forschenden vermuten, dass es eine wichtige Rolle spielt, wenn es darum geht aufzuwachen.
Deswegen gehen sie davon aus, dass, wenn es zu wenig von diesem Enzym im Gehirn gibt, die Kinder nicht aufwachen, wenn sie zu wenig Sauerstoff bekommen. Eigentlich wacht man auf, bevor man erstickt und bei diesen Kindern könnte dieser Mechanismus eben gestört sein.
Was würde es bedeuten, wenn sich die Ergebnisse bestätigen?
Das Team will einen Test entwickeln, mit dem bei Neugeborenen ein BChE-Mangel festgestellt werden kann. So könnten Kinder gefunden werden, die ein besonderes Risiko haben am plötzlichen Kindstod zu sterben. Diese könnten dann zusätzlich geschützt werden, zum Beispiel indem sie auf Atmungsüberwachungsmatten schlafen. So werden die Eltern sofort alarmiert, wenn das Kind im Schlaf aufhört zu atmen.
Gibt es jetzt schon etwas, was Eltern tun können, um ihre Kinder zu schützen?
In den letzten Jahrzehnten wurden einige Risikofaktoren ausfindig gemacht. Durch einfache Maßnahmen kann das Risiko, einen plötzlichen Kindstod zu erleiden, deutlich gesenkt werden: Das Kind sollte zum Beispiel immer auf dem Rücken schlafen, in einem Schlafsack, statt mit einer Decke und ohne Spielzeug oder Kuscheltiere im Bett.
Auch Rauchen in der Schwangerschaft steigert das Risiko deutlich, dass das Kind am plötzlichen Kindstod stirbt und auch Schlafen im eigenen Zimmer oder im Elternbett. Am besten ist es, wenn das Kind die ersten zwei Jahre im Elternzimmer ein eigenes Bett hat. Durch große Aufklärungskampagnen zu diesen Maßnahmen konnten die Fallzahlen von mehr als 1.000 pro Jahr Ende der 80er auf etwa 100 bis 150 gesenkt werden.