Medizin

Parkinson-Früherkennung per Nasenabstrich

Stand
Autor/in
Thomas Migge
Onlinefassung
Lilly Zerbst

Forschende in Italien und Deutschland setzen auf die Nasenabstrich-Methode, mit der sie bei vielen Patient*innen Parkinson im Frühstadium diagnostizieren können. Allerdings muss die Methode noch weiter entwickelt werden.


Bewegungsarmut, Muskelstarre, Zittern – Parkinson ist nicht heilbar und wird meist erst spät erkannt. Laut Krankenkassendaten sind aktuell in Deutschland mindestens 400.000 Personen an der Nervenkrankheit Morbus Parkinson erkrankt. Die Krankheit ist nicht leicht nachzuweisen. Eine frühe Diagnose und medikamentöse Behandlung können das Fortschreiten der Erkrankung aber verlangsamen. 

Ursache der neurodegenerativen Erkrankung ist der langsame Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Hirn. Dopamin überträgt Nervensignale. Der Botenstoff ermöglicht so Muskelbewegungen. Meist fällt der Dopaminmangel erst dann auf, wenn bereits motorische Störungen am Körper auftreten. Denn im frühen Stadium äußert sich Parkinson eher subtil.  

Nahaufnahme der verkrampften Hände eines älteren Frau.
Parkinson führt im fortgeschrittenen Stadium zu Bewegungsarmut, Muskelstarre und Zittern.

Das Protein alpha-Synuclein soll bei der Früherkennung helfen 

Dennoch klagen viele Betroffene schon lange vor deutlicheren Symptomen über Schlafstörungen und Geruchsverlust. Das nahm sich das italienisch-österreichische Team des Neurologen Gianluigi Zanusso zum Anlass, in der Nasenschleimhaut nach Biomarkern für die Parkinsondiagnose zu suchen.  

Per Nasenabstrich könne das alpha-Synuclein-Protein nachgewiesen werden, so die Idee. Der Eiweißstoff reguliert unter anderem die Dopamin-Ausschüttung. Die nimmt bei Parkinsonerkrankten ab. Alpha-Synuclein ist damit ein möglicher Indikator für die Krankheit. 

Mit einem Wattestäbchen wird ein Nasenabstrich an einer Frau entnommen.
Per Nasenabstrich soll der alpha-Synuclein-Proteingehalt im Körper überprüft werden. Das Eiweiß ist ein wichtiger Indikator für Parkinson.

Erste Testphase: Protein bei 46 Prozent der Erkrankten nachgewiesen 

Und tatsächlich: In einer ersten Testphase wurde das Protein bei 46 Prozent der erkennbar Erkrankten und bei nur 10 Prozent der Probanden festgestellt, teilt der Neurologe Zanusso mit. Im Rahmen des italienisch-österreichischen Forschungsprojekts wurden Nasenabstriche an rund 60 Testpersonen durchgeführt, die noch keine motorischen Parkinsonsymptome hatten, an 41 Patientinnen und Patienten mit motorisch erkennbarem Parkinson und an 59 gesunden Kontrollpersonen. 80 Prozent der Testpatientinnen und -patienten, die positiv auf Alpha-Synuclein getestet wurden, litten auch unter einem stark eingeschränkten Geruchssinn. 

„Das heißt also, dass wir bei positiv auf Alpha-Synuclein getesteten Personen, die gleichzeitig unter Schlafstörungen und einem gestörten Geruchssinn leiden, wichtige Indizien dafür haben, dass sie an Parkinson erkrankt sein könnten. Diese Indizien können Medizinern auch dabei helfen, einen möglichen Zeitraum bis zum Ausbruch motorischer Probleme zu bestimmen“ 

Ablagerungen von Proteinen sammeln sich bei Parkinson in den Gehirnzellen an und verursachen deren fortschreitende Degeneration.
Ablagerungen von Proteinen sammeln sich bei Parkinson in den Gehirnzellen an und verursachen deren fortschreitende Degeneration.

Früherkennung für Parkinson bald marktreif? 

Die Methode zur Früherkennung per Nasenabstrich klingt einfach. Sie ist im Vergleich zu alternativen Nachweismethoden wie Rückenmark- oder Nervenwasseruntersuchungen eine geringe Belastung für den Körper. Aber noch können nur wenige medizinische Untersuchungslaboratorien Nasenabstriche auf das Protein alpha-Synuclein durchführen und auswerten. 

Dennoch seien die Ergebnisse des Wissenschaftsteams vielversprechend, meint auch Parkinsonspezialistin Brit Mollenhauer. Sie sucht an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel nach Biomarkern, die schon möglichst früh Indizien auf eine Parkinson-Erkrankung liefern können. Forschungsbedarf sieht sie in der Umsetzung der Tests. 

„Die Hals-Nasen-Ohren-Ärzte müssen da involviert werden und das macht es immer noch schwierig. Wir müssen die Methode noch etwas verfeinern, damit wir nur eine Nasenspülung brauchen. Das wäre das Ultimative. Da sind wir dabei, das zu entwickeln“

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Thomas Migge
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Lilly Zerbst