Bewegungsarmut, Muskelstarre, Zittern – Parkinson ist nicht heilbar und wird meist erst spät erkannt. Laut Krankenkassendaten sind aktuell in Deutschland mindestens 400.000 Personen an der Nervenkrankheit Morbus Parkinson erkrankt. Die Krankheit ist nicht leicht nachzuweisen. Eine frühe Diagnose und medikamentöse Behandlung können das Fortschreiten der Erkrankung aber verlangsamen.
Ursache der neurodegenerativen Erkrankung ist der langsame Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Hirn. Dopamin überträgt Nervensignale. Der Botenstoff ermöglicht so Muskelbewegungen. Meist fällt der Dopaminmangel erst dann auf, wenn bereits motorische Störungen am Körper auftreten. Denn im frühen Stadium äußert sich Parkinson eher subtil.
Das Protein alpha-Synuclein soll bei der Früherkennung helfen
Dennoch klagen viele Betroffene schon lange vor deutlicheren Symptomen über Schlafstörungen und Geruchsverlust. Das nahm sich das italienisch-österreichische Team des Neurologen Gianluigi Zanusso zum Anlass, in der Nasenschleimhaut nach Biomarkern für die Parkinsondiagnose zu suchen.
Per Nasenabstrich könne das alpha-Synuclein-Protein nachgewiesen werden, so die Idee. Der Eiweißstoff reguliert unter anderem die Dopamin-Ausschüttung. Die nimmt bei Parkinsonerkrankten ab. Alpha-Synuclein ist damit ein möglicher Indikator für die Krankheit.
Erste Testphase: Protein bei 46 Prozent der Erkrankten nachgewiesen
Und tatsächlich: In einer ersten Testphase wurde das Protein bei 46 Prozent der erkennbar Erkrankten und bei nur 10 Prozent der Probanden festgestellt, teilt der Neurologe Zanusso mit. Im Rahmen des italienisch-österreichischen Forschungsprojekts wurden Nasenabstriche an rund 60 Testpersonen durchgeführt, die noch keine motorischen Parkinsonsymptome hatten, an 41 Patientinnen und Patienten mit motorisch erkennbarem Parkinson und an 59 gesunden Kontrollpersonen. 80 Prozent der Testpatientinnen und -patienten, die positiv auf Alpha-Synuclein getestet wurden, litten auch unter einem stark eingeschränkten Geruchssinn.
Früherkennung für Parkinson bald marktreif?
Die Methode zur Früherkennung per Nasenabstrich klingt einfach. Sie ist im Vergleich zu alternativen Nachweismethoden wie Rückenmark- oder Nervenwasseruntersuchungen eine geringe Belastung für den Körper. Aber noch können nur wenige medizinische Untersuchungslaboratorien Nasenabstriche auf das Protein alpha-Synuclein durchführen und auswerten.
Dennoch seien die Ergebnisse des Wissenschaftsteams vielversprechend, meint auch Parkinsonspezialistin Brit Mollenhauer. Sie sucht an der Paracelsus-Elena-Klinik in Kassel nach Biomarkern, die schon möglichst früh Indizien auf eine Parkinson-Erkrankung liefern können. Forschungsbedarf sieht sie in der Umsetzung der Tests.