Bei einem medizinischen Notfall zählt jede Sekunde, und im Rettungshubschrauber zählt zusätzlich auch noch jeder Zentimeter Platz. In der Kabine ist es eng, das medizinische Personal kommt nur von einer Seite an die Patienten ran. Umso wichtiger ist es, von Anfang an möglichst viel über die nötigen Eingriffe herauszufinden. In Stuttgart findet derzeit eine Fachtagung statt, die neue Trends in der Notfallmedizin aus der Luft beleuchtet, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung.
Fortschritte in der Diagnostik am Einsatzort
Jörg Braun, der den Bereich Medizin der DRF Luftrettung leitet, sieht deswegen vor allem Potenzial im Bereich Diagnostik:
Schnellere Rettung aus dem Wasser Bergwacht, DLRG und Luftrettung üben Wasserrettung mit Helikopter
Die Bergwacht Schwarzwald, DLRG Breisgau und DRF Luftrettung Freiburg arbeiten zusammen, um Menschenleben zu retten - alles aus dem Wasser. Ein einzigartiges Projekt in der Region.
Digitalisierung könnte im Ernstfall wichtige Informationen liefern
Ein ganzer Computertomograph wiegt mehrere Tonnen. So ein spezielles Röntgengerät an Bord – nötig beispielsweise zur Diagnose von Schlaganfällen – ist in Deutschland nicht unbedingt erforderlich. Die Transportwege zur nächsten Klinik sind hier kürzer als in Norwegen.
Für eine schnellere und bessere Diagnose könnten in Zukunft stattdessen Daten aus Smart-Watches oder auch der elektronischen Patientenakte mit einfließen: So gibt es nach Auskunft von Jörg Braun beispielsweise "Uhren, gerade auch im Sportbereich, die die Sauerstoffsättigung aufzeichnen, die eine EKG-Aufzeichnung machen".
Diese Daten seien zwar nur rudimentär, man könnte daraus aber beispielsweise eine Rhythmusanalyse des Herzens machen und auch einen Verlauf darstellen, meistens schon über die letzten vier oder sechs Stunden. Diese Daten sind nach Einschätzung von Braun sehr interessant, um das Ereignis besser nachvollziehen zu können.
Drohnen können Hilfeleistungen erbringen
Auch andere elektronische Helfer könnten die Notfallmedizin unterstützen, nämlich Drohnen. Nicht nur, um den Einsatzort besser zu erkunden, sondern:
Man kann mit Drohnen natürlich auch Hilfeleistungen bringen. Es gab in Schweden schon ein Modellprojekt zum Thema automatisierte externe Defibrillatoren an den Notfallort zu bringen, um dort Patienten mit Herzstillstand dann zu helfen. Solche Ansätze gibt es jetzt auch in Deutschland.
KI kann bei der Diagnose helfen
Sogar Blutkonserven könnten mithilfe von Drohnen in unwegsames Gelände gebracht werden. Und auch die Künstliche Intelligenz macht vor dem Einsatz im Rettungshubschrauber nicht Halt. Mithilfe von KI kann man so, Jörg Braun, Routine-Befunde sehr gut identifizieren, den Notarzt entsprechend unterstützen, und so auch Möglichkeiten in der Therapie unterstützen: "Ich sage mal: Algorithmen, Behandlungspfade vorschlagen, Dosierungsfehler vermeiden – Dinge, die die Behandlung des Patienten einfach sicherer machen."
Zusammenfassend kann man sagen: Gegenüber dem Rettungsdienst am Boden hat die Luftrettung vor allem einen Zeitvorteil. Um diesen in Zukunft noch weiter auszubauen, können neue Technologien helfen und eine bessere Diagnostik ermöglichen – auch wenn es nicht gleich ein tragbares CT sein muss.