Notfallmedizin

Die Zukunft der Luftrettung

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Autor/in
Nina Kunze
Nina Kunze ist Reporterin und Redakteurin bei SWR Wissen aktuell
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Wie sieht die Luftrettung der Zukunft aus? Drohnen, KI und Digitalisierung könnten bei der weiteren technischen Entwicklung eine wichtige Rolle spielen.

Bei einem medizinischen Notfall zählt jede Sekunde, und im Rettungshubschrauber zählt zusätzlich auch noch jeder Zentimeter Platz. In der Kabine ist es eng, das medizinische Personal kommt nur von einer Seite an die Patienten ran. Umso wichtiger ist es, von Anfang an möglichst viel über die nötigen Eingriffe herauszufinden. In Stuttgart findet derzeit eine Fachtagung statt, die neue Trends in der Notfallmedizin aus der Luft beleuchtet, zum Beispiel im Bereich Digitalisierung.

Fortschritte in der Diagnostik am Einsatzort

Jörg Braun, der den Bereich Medizin der DRF Luftrettung leitet, sieht deswegen vor allem Potenzial im Bereich Diagnostik:

Die Tendenz geht schon dazu hin, die Diagnostik am Einsatzort eben zu erweitern. Hier wünschen wir uns sicher deutlich mehr, zum Beispiel mehr Labordiagnostik, also einen Herzinfarkt schneller erkennen zu können, oder bestimmte Marker – Gerinnungsparameter – schneller bestimmen zu können und nicht erst in der Klinik. Es gibt Ansätze, zum Beispiel in Norwegen, ein ganzes CT in einen Hubschrauber zu verladen

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Digitalisierung könnte im Ernstfall wichtige Informationen liefern

Ein ganzer Computertomograph wiegt mehrere Tonnen. So ein spezielles Röntgengerät an Bord – nötig beispielsweise zur Diagnose von Schlaganfällen – ist in Deutschland nicht unbedingt erforderlich. Die Transportwege zur nächsten Klinik sind hier kürzer als in Norwegen.

Für eine schnellere und bessere Diagnose könnten in Zukunft stattdessen Daten aus Smart-Watches oder auch der elektronischen Patientenakte mit einfließen: So gibt es nach Auskunft von Jörg Braun beispielsweise "Uhren, gerade auch im Sportbereich, die die Sauerstoffsättigung aufzeichnen, die eine EKG-Aufzeichnung machen".

Diese Daten seien zwar nur rudimentär, man könnte daraus aber beispielsweise eine Rhythmusanalyse des Herzens machen und auch einen Verlauf darstellen, meistens schon über die letzten vier oder sechs Stunden. Diese Daten sind nach Einschätzung von Braun sehr interessant, um das Ereignis besser nachvollziehen zu können.

Blick ins Innere eines Rettungshubschraubers. Die Auswertung von Daten z.B. aus Smartwatches könnte möglicherweise dabei helfen, Patitent*innen besser und zielgerichteter zu versorgen.
Blick ins Innere eines Rettungshubschraubers. Die Auswertung von Daten z.B. aus Smartwatches könnte möglicherweise dabei helfen, Patitent*innen besser und zielgerichteter zu versorgen.

Drohnen können Hilfeleistungen erbringen

Auch andere elektronische Helfer könnten die Notfallmedizin unterstützen, nämlich Drohnen. Nicht nur, um den Einsatzort besser zu erkunden, sondern:

Man kann mit Drohnen natürlich auch Hilfeleistungen bringen. Es gab in Schweden schon ein Modellprojekt zum Thema automatisierte externe Defibrillatoren an den Notfallort zu bringen, um dort Patienten mit Herzstillstand dann zu helfen. Solche Ansätze gibt es jetzt auch in Deutschland.

Auch Drohnen können bei der Rettung oder Versorgung von Hilfesuchenden zum Einsatz kommen.
Auch Drohnen können bei der Rettung oder Versorgung von Hilfesuchenden zum Einsatz kommen.

KI kann bei der Diagnose helfen

Sogar Blutkonserven könnten mithilfe von Drohnen in unwegsames Gelände gebracht werden. Und auch die Künstliche Intelligenz macht vor dem Einsatz im Rettungshubschrauber nicht Halt. Mithilfe von KI kann man so, Jörg Braun, Routine-Befunde sehr gut identifizieren, den Notarzt entsprechend unterstützen, und so auch Möglichkeiten in der Therapie unterstützen: "Ich sage mal: Algorithmen, Behandlungspfade vorschlagen, Dosierungsfehler vermeiden – Dinge, die die Behandlung des Patienten einfach sicherer machen."

Zusammenfassend kann man sagen: Gegenüber dem Rettungsdienst am Boden hat die Luftrettung vor allem einen Zeitvorteil. Um diesen in Zukunft noch weiter auszubauen, können neue Technologien helfen und eine bessere Diagnostik ermöglichen – auch wenn es nicht gleich ein tragbares CT sein muss.

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