Irgendwann zwischen 40 und 50 geht es bei den meisten Frauen los: Die Hormone stellen sich um, sie können nur noch schwer schwanger werden, irgendwann kommt dann der Menstruationszyklus zum Erliegen.
Doch mit den Wechseljahren sind Menschen eher eine Besonderheit: Bei den meisten Tieren, auch bei hochentwickelten Säugetieren, kann man sie nicht beobachten. Nur bei einigen Zahnwalen wie Orcas leben Weibchen deutlich länger als sie Kinder bekommen können, bei ihnen weiß man sicher, dass es sie gibt – und eben beim Menschen.
Jetzt haben Forschende aus den USA und Deutschland nachweisen können, dass auch die Weibchen eines nahen Verwandten von uns in die Wechseljahre kommen – Schimpansen.
Die evolutionäre Herkunft der Menopause ist bisher ungeklärt
Untersucht haben sie das an einer Gruppe Schimpansen im Kibale-Nationalpark im Westen von Uganda. Die finden hier ziemlich gute Lebensbedingungen vor: Sie haben Zugang zu einem alten Wald, das Futterangebot ist reichhaltig und sie bleiben weitestgehend ungestört von Menschen oder Leoparden.
Durch dieses gute Schimpansenleben werden die Tiere älter als in vergleichbaren Gruppen. Forschende aus den USA und Deutschland nutzten das, um eine Frage weiter zu erforschen, die in der menschlichen Evolution bis heute ungeklärt ist: Wann, wie und wieso entstand die Menopause?
Bei unseren nächsten Verwandten, den Schimpansen und Bonobos, konnte man die Menopause bisher nicht nachweisen. 21 Jahre lang beobachteten die Biologen in Uganda bei 66 Weibchen, wann wer Junge bekam, in welchem Alter sie damit aufhörten und wie lange die Weibchen danach noch lebten.
Zusätzlich sammelten sie insgesamt über fünfhundert Urinproben der Tiere zu verschiedenen Zeitpunkten ihres Lebens und analysierten die darin enthaltenen Hormone. Die gesammelten Daten wurden jetzt in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht.
Mehrere Parallelen zwischen Schimpansen und Menschen
Und die Ergebnisse zeigen deutliche Parallelen zu Menschen-Frauen: Ab einem Alter von 30 Jahren sank die Fruchtbarkeit der Affenweibchen, um die 50 endete sie vollständig. Da ist aber das Affenleben noch nicht unbedingt vorbei. Insgesamt berechneten die Forschenden, dass die Schimpansinnen noch ein Fünftel ihres Lebens vor sich hatten, nachdem sie das letzte Mal Junge bekommen haben.
Dazu kommt: Auch beim Hormonspiegel der weiblichen Tiere sieht man mit steigendem Alter ähnliche Veränderungen wie bei Frauen. Die Hormone LH und FSH steigen gegen Ende ihrer Fruchtbarkeit an, Östrogene und Gestagene-Level sinken.
Fortpflanzung ist das höchste Ziel einer Art
Damit konnten die Forschenden zeigen: Auch Schimpansinnen kommen in die Wechseljahre. Evolutionär ist das interessant: Eigentlich ist es das höchste Ziel einer Art, sich zu vermehren.
Bei Frauen in Mitteleuropa liegen die Wechseljahre jedoch meist ungefähr in der Mitte des Lebens. Doch auch unter „natürlicheren“ Bedingungen, in Jäger-und-Sammler-Gesellschaften in Ostafrika etwa, gibt es am Ende des Lebens der Frauen eine Phase, in der sie keine Kinder mehr bekommen können.
Der Mensch muss irgendeinen Vorteil davon gehabt haben, dass die älteren Frauen sich nicht mehr fortpflanzen. Dass die Großmütter bei der Aufzucht ihrer Enkel helfen, ist eine berühmte Theorie, die diesen Vorteil erklären soll. Doch das tun Schimpansen-Omas nicht. Die Entdeckung der Wechseljahre bei unseren nahen Verwandten wirft also neue Fragen zur Entstehung der Wechseljahre auf.