Anstieg nicht überall auf der Erde gleich
Jochen Steiner, Impuls- das Wissensmagazin: Im westlichen Pazifik ist der Meeresspiegel schon sehr deutlich gestiegen. Aber wie sieht es denn weltweit aus?
Katha Jansen, SWR-Umweltredaktion: Im globalen Mittel steigt der Meeresspiegel derzeit um rund dreieinhalb Millimeter pro Jahr. Seit Beginn der Industrialisierung sehen wir einen Anstieg um rund 20 Zentimeter.
Wenn wir allerdings über den Meeresspiegel sprechen, dann gibt es in der Realität gar nicht diesen einen Meeresspiegel, sondern da gibt es regionale Unterschiede. Das sehen wir gerade zum Beispiel im Westpazifik, wo der Anstieg einfach deutlich schneller läuft.
Meeresspiegelanstieg
In den letzten hundert Jahren ist der Meeresspiegel als Folge des Klimawandels weltweit um 20 Zentimeter gestiegen. Besonders für die Menschen an den Küsten ist das ein Problem.
Klimawandel bewirkt Meeresspiegelanstieg
Steiner: Was genau lässt die Meere denn ansteigen?
Jansen: Das ist einmal die bloße Wärme durch die Erderwärmung, die dazu führt, dass das Meereswasser sich ausdehnt. Gleichzeitig schmelzen weltweit Gletscher und die großen Eisschilde in Grönland oder in der Antarktis.
Außerdem ändern sich mit dem Klimawandel auch die Strömungsverhältnisse in den Meeren. Die sind es dann oft, die am Ende zu den erheblichen regionalen Unterschieden der Meeresspiegel führen.
Projektionen zeigen deutlichen Anstieg des Meeresspiegels
Steiner: Zu den Anstiegen der Meeresspiegel gibt es ja verschiedene Projektionen. Da wird in die Zukunft geguckt, wo wir in einem bestimmten Jahr besten oder schlimmstenfalls landen werden. Wie sieht es denn da aktuell aus?
Jansen: Bis zu 2 Meter höher als jetzt könnte der globale Meeresspiegel schon im Jahr 2100 liegen, sagt der Weltklimarat, bis 2300 wären sogar 15 Meter denkbar. Das ist das worst case Szenario, wenn wir so weitermachen wie bislang.
Der bestmögliche Fall wäre ein Anstieg von rund einem halben Meter bis 2100 und dabei würde es dann auch bleiben. Um das zu schaffen, müssten wir aber sehr ambitioniert Klimaschutz betreiben.
Besonders Küstenstädte bedroht
Steiner: Eine unmittelbare Folge des Anstiegs des Meeresspiels ist das ganze Inseln Wasser versinken werden. Das heißt, wir dürfen auf keinen Fall die ganze Geschichte auf die leichte Schulter nehmen, oder?
Jansen: Nein, was wir uns wirklich vor Augen führen müssen, ist, wie viele Menschen akut betroffen sein werden, denn rund die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, die weniger als 100 Kilometer von der Küste entfernt sind. Projektionen gehen davon aus, dass 2050 mehr als eine Milliarde Menschen in gefährdeten, niedrig gelegenen Küstenzonen leben wird. Gerade in ärmeren Ländern und dann oft schutzlos.
Kombination aus Klimaschutz und Anpassung notwendig
Steiner: Wir machen ja auch was beim Thema Küstenschutz und versuchen gegen den Klimawandel anzukämpfen. Reicht das also nicht?
Jansen: Nein und das kann auch gar nicht reichen. Von dem Moment an, in dem wir keine Emissionen mehr ausstoßen, werden die Meeresspiegel für mehrere Jahrhunderte weiter steigen, das liegt einfach an der Trägheit des Klimasystems. Das bedeutet, wir müssen eine kombinierte Strategie fahren, also eine Mischung aus Anpassung an diese steigenden Meeresspiegel und Schutz.
Klimawandel
Klimawandel und seine Folgen: Das Polareis schmilzt, der Meeresspiegel steigt, Wetterextreme werden häufiger. Die Erderwärmung bedroht uns alle.
Besonders ärmere Regionen in Gefahr
Steiner: Wie könnte so eine kombinierte Strategie dann konkret aussehen?
Jansen: Im Klimaschutz würde es klar bedeuten die Emissionen schnell runterzufahren. Wenn man sich jetzt die Projektion zum Meeresspiegel anschaut, dann wird deutlich: Wenn wir jetzt nicht handeln, dann wird es fatal für einige Regionen.
Außerdem müssen wir die Küstenregionen anpassen. Also Deiche oder Dünen erhöhen oder küstennahe Bauwerke verstärken oder im Zweifelsfall auch umsiedeln.
Es ist auch immer ein Abwägen welche Maßnahme eventuell auch negative Folgen haben könnte. In vielen Regionen der Welt fehlt für solche Anpassungen schlicht das Geld, also ein ganz komplexes Problem, an das wir ran müssen.
Klimawandel Moderner Flutschutz – Lebende Deiche und Dämme in der Stadt
Höhere Deiche reichen gegen steigende Meeresspiegel künftig nicht aus: Fachleute forschen deshalb an neuen Möglichkeiten, damit Küstenstädte bewohnbar bleiben können.