Dass eine gesunde Lebensweise das Leben verlängert, ist eigentlich eine Binsenweisheit. In jeder Arztpraxis bekommt man entsprechende Empfehlungen. Aber wie deutlich lässt sich die Lebenszeit verlängern? Die wichtigsten selbst zu beeinflussenden Faktoren wurden jetzt in einer Langzeitstudie des amerikanischen Militärs untersucht. Die Ergebnisse hat das Forschungsteam gerade auf der Ernährungskonferenz „Nutrition“ in Boston vorgestellt.
Bis zu zwei Lebensjahrzehnte mehr durch gesunde Lebensweise
Wer rundum gesund lebt, kann mehr als zwei Jahrzehnte älter werden als Menschen mit einem besonders ungesunden Lebensstil. Bei der großen US-Veteranenstudie kamen 40-jährige Männer mit sehr gesunder Lebensweise im Schnitt auf rund 24 Jahre mehr Lebenszeit. Bei den Frauen waren es knapp 23 Jahre. Die Forschenden aus Illinois und Boston haben Gesundheitsdaten von mehr als 700.000 ehemaligen Armeeangehörigen ausgewertet – die jüngsten waren 40, die ältesten 99 Jahre alt.
Die Risikofaktoren verkürzen Ihr Leben
Vor allem drei Risikofaktoren ließen die Lebenserwartung deutlich sinken:
- geringe körperliche Aktivität,
- Rauchen,
- und die Abhängigkeit von Opioid-haltigen Schmerzmitteln.
Jeder dieser Faktoren erhöhte das Sterberisiko während der achtjährigen Studie um 30 bis 45 Prozent. Auch Veteranen, die sich ständig gestresst fühlten, viel tranken, sich ungesund ernährten und schlecht schliefen, starben früher als die, die gesund lebten: ihr Risiko war im Untersuchungszeitraum jeweils um 20 Prozent erhöht.
Gute soziale Kontakte dagegen ließen die Lebenserwartung etwas ansteigen. Eine wichtige Erkenntnis des Forschungsteams: Selbst wenn man nur einen oder zwei der negativen Faktoren ändert, lässt sich die Lebenserwartung deutlich steigern. Als Faustregel gilt zwar: je früher, desto besser. Aber auch wer erst mit 50 oder 60 anfängt, Sport zu treiben und aufhört zu rauchen, kann damit noch viel bewirken.
Knapp 40 Prozent der Krebsfälle in Deutschland gelten als vermeidbar
Beim Bostoner Ernährungskongress wurde am Wochenende nicht nur die neue Veteranenstudie diskutiert: auch aktuelle Ergebnisse des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ in Heidelberg standen im Fokus. Denn auch das Tumorrisiko hängt maßgeblich vom Lebensstil ab. In Deutschland gelten fast 40 Prozent aller Krebsfälle als vermeidbar.
Neue Daten des DKFZ zeigen nun aber, dass viele Deutsche die wichtigsten Risikofaktoren gar nicht kennen. Im Vergleich mit zehn Industrieländern schnitten Befragte in Deutschland schlechter ab als der internationale Durchschnitt. Ihnen war nicht klar, wie stark Übergewicht, mangelnde Bewegung, Tabak und ungesunde Ernährung das Krebsrisiko erhöhen. Nur in Japan wussten die Befragten noch schlechter Bescheid.